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Kontraste

Mit dem Konzert des Dramatodia Ensembles am Abend des 4. August auf Schloss Runkelstein beginnt das Programm von Antiqua, dem ausgesprochen frisch anmutenden Festival Alter Musik im Rahmen des Bozner Musiksommers.

Unter dem Titel „Diversi linguaggi“ geht es zunächst auf eine musikalisch-theatralische Reise durch das Europa des 16. Jahrhunderts unter Leitung von Alberto Allegrezza, der auch für Regie und Kostüme verantwortlich zeichnet. Am Sonntag den 6. August ist das Festival zu Gast am Ansitz Mariaheim, wo das Ensemble La Confraternita de’ Musici sich auf die Suche nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Kunst- und Volksmusik des 17. und 18. Jahrhunderts macht. Am Montag geht stehen gleich zwei Termine in der experimentierfreudigen Veranstaltungsreihe auf dem Programm: Um 18:30 Uhr ist das Publikum in die Kellerei Schmid Oberrautner in Gries geladen, wo der Musiker und Komiker Gabor Vosteen, ein „spindeldürrer Charmeur mit explodierter Frisur“, das Publikum mit einem der schönsten und unterschätztesten Soloinstrumente der Welt verführt: der Blockflöte. 2012 wurde er in Bozen mit dem Publikumspreis und dem zweiten Jurypreis beim europäischen Kleinkunstwettbewerb Niederstätter surPrize ausgezeichnet. Und um 20:30 Uhr bestätigt Antiqua im Studiotheater des Stadttheaters einmal mehr seinen Ruf, wie kaum ein anderes Festival für Alte Musik diese mit anderen musikalischen Genres und künstlerischen Welten zusammentreffen zu lassen und zu vermischen: Die Jazzsängerin Maria Pia de Vito, Michel Godard am Serpent, einem historischen Blechblasinstrumet, und Claudio Astronio am Cembalo gestalten einen experimentellen Abend im Zeichen der Neapolitansichen Musik. Von den bäuerlichen Volksweisen der Villanellen bis in die Gegenwart erzählt der Abend die Geschichte vom Ursprung des neapolitanischen Liedes.

Der Künstlerische Leiter und Cembalist Claudio Astronio erzählt vom Festivalkonzept in diesem Sommer.

Was ist in diesem Jahr der Fokus, der rote Faden bei Antiqua? Gibt es eine thematische Verbindung zwischen den einzelnen „Highlights“ oder werden hier eher Kontraste gesetzt?

Wir haben uns in diesem Jahr entschieden, mit dem Festival keinem einzelnen Leitthema zu folgen, sondern voneinander sehr verschiedene Projekte ins Programm aufzunehmen. Von portugiesischer Vokalpolyphonie bis zum Crossover, vom Musiktheater des Eröffnungskonzertes mit dem Dramatodia Ensemble auf Schloss Runkelstein bis zu einem monografischen Abend unter Leitung von Mahan Esfahani mit Werken von Rameau – einem großartigen französischen Komponisten, der in Italien viel zu selten aufgeführt wird.

Was unterscheidet Antiqua von anderen nationalen und internationalen Festivals Alter Musik?

Was uns abhebt ist sicher dieser Ansatz, Alte Musik mit anderen musikalischen Genres und künstlerischen Welten zusammentreffen zu lassen und zu vermischen. Was diese Linie betrifft, dient Antiqua in Italien sicher als Referenz für das Genre.

Worum geht es bei „Possibilities“ am 7.8. im Studiotheater?

Das ist sicher eines der extremsten Punkte in unserem Programm: Zwei großartige zeitgenössische Jazzmusiker und ich selbst in einem Abend ganz im Zeichen der Musik aus Neapel, der Heimatstadt von Sängerin Maria Pia de Vito. Das Programm reicht von den Villanellen, also bäuerlichen Volksweisen, bis in die Gegenwart. Man könnte sagen, das Programm erzählt die Geschichte vom Ursprung des Liedes.

Was ist das größte Missverständnis in der Rezeption Alter Musik – sowohl von Seiten der Aufführenden als auch des Publikums?

Zum einen die Annahme, dass „Alt“ nur und ausschließlich jenes Repertoire ist, das vor Mozart komponiert wurde. Alte Musik bedeutet immer auch einen philologischen Ansatz, wird bestimmt von weiteren Parametern, wie Instrumenten und Aufführungstechniken der jeweiligen Epoche. Dabei könnte das genauso für beispielsweise Brahms gelten: Niemand spielt dessen Musik noch auf Originalinstrumenten aus seiner Zeit.

 

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