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Schlaflose Nächte

Lärm bis tief in die Nacht, verdreckte Hauseingänge: Der Anwohner Michele Benvenuti erzählt, was die Anwohner im Bereich Obstmarkt in Bozen mitmachen.

TAGESZEITUNG Online: Herr Benvenuti, Sie haben sich wegen der Zustände in der Dr.-Streiter-Gasse, bei den Fischbänken, an Wochenenden beschwert. Worin besteht das Problem?

Michele Benvenuti: Die Problematik ist ganz einfach: Nach der Kreuzung des Obstmarktes und der Dr.-Streiter-Gasse vor den sogenannten Fischbänken kommt es an Wochenenden – jetzt während den Schulferien auch an Werktagen – zu Menschenansammlungen, die teilweise Berge an Müll in Form von Glasflaschen hinterlassen. Im Laufe des Abends treffen sich Jugendliche, meistens zwischen 16 und 20 Jahren, an dieser kultigen Stelle der Bozner Altstadt. Nachdem die beliebte Bar gegen 22 Uhr aufräumt und langsam ihre Türen schließt, sammeln sich die jungen Leute – im Durchschnitt ungefähr 40 an der Zahl – vor der Bar bei den Fischbänken. Weitere 15 bis 20 Jugendliche sitzen vor unserer Haustür auf den Treppen – an sich kein Problem. Es ist eine Art Treffpunkt für Jugendliche dieser Altersstufe geworden.

Wie läuft so ein Abend ab?

Dann geht auch das Feiern los: Die jungen Leute haben Alkoholisches im Gepäck, rauchen und machen sich einen schönen Abend. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, schließlich muss jeder einen Platz haben, an dem er Spaß haben kann – wir waren alle mal jung. Ob sie nun ein bisschen was trinken oder rauchen, finde ich nicht schlimm. Es sind Jugendliche, Schüler und Studenten, die machen das einfach gerne, und das soll ihnen auch nicht verwehrt werden. Das einzige Problem ist der Müll: Es ist unglaublich, wie viele Flaschen, Bierdosen und Zigarettenstummel hinterlassen werden. Außerdem pinkeln die jungen Leute in die herumstehenden Vasen.

Und am Morgen danach?

Am Tag danach finden wir Anrainer dann den ganzen Dreck vor. Und wer muss putzen? Wir Anwohner, der Besitzer des Blumenladens gegenüber und der Barbetreiber der Fischbänke. Die Ladenbesitzer putzen, sobald sie die Türen öffnen. Aber wenn aus meinem Haus – es besteht aus drei Parteien – morgens keiner die Wohnung verlässt, dann putzt auch niemand auf unserer Straßenseite und der Dreck bleibt liegen. Für die Touristen, die dann am Tag danach durch die Gasse spazieren, ist der Müll ein Schandfleck. Er schadet dem Bild der Stadt, besonders dieser speziellen Zone, die wunderschön und eine sehr typische Ecke von Bozen ist.

Haben die Barbetreiber – auch jene am Obstplatz – Mitschuld an der Verschmutzung? Und kommen sie ihren Putz-Pflichten nach?

Nein, die Barbetreiber trifft keine Schuld: Sie erfüllen abends ihre Pflichten, und mehr wie aufräumen am nächsten Tag können sie auch nicht. Vielleicht liegt mal ein aus der Bar gestohlenes Glas auf der Straße, aber ansonsten sind die Betriebe sehr pflichtbewusst. Es wäre auch nicht richtig, ihnen die Schuld in die Schuhe zu schieben, denn sie haben schon genug Probleme. Außerdem sind es nicht deren Getränke, die da konsumiert werden. Hauptverantwortliche sind die Jugendlichen, die bei den Fischbänken feiern und alles verdreckt hinterlassen. Alarm schlagen wegen des Trinkens und Rauchens will ich aber trotzdem nicht, denn es geht nicht ums Feiern direkt, sondern um den hinterlassenen Müll. Auch der Müllabfuhr (seab) kann man nichts zu schulden kommen lassen: Wenn man die Müllberge meldet, dann kommen die zuständigen Müllmänner auch innerhalb einer gewissen Zeit vorbei. Aber damit reinigen sie nur den Platz für die Jugendlichen, die abends dort wieder auftauchen und alles mit Müll überhäufen.

Gab es nie Beschwerden wegen Lärmbelästigung durch diese Jugendlichen?

Doch die gab es – und wie. Manche Anwohner schütten sogar Wasser auf die Straße, um endlich Ruhe zu haben, wenn es zu laut wird. Ich selbst bin nicht vom Lärm betroffen und möchte auch nicht zum Spielverderber werden. Außerdem gibt es auch ruhigere und lebhaftere Abende und Wochenenden. Manchmal sind es nur ein paar Jugendliche aus einer Gruppe, die Lärm machen. Deshalb darf man aber noch lange nicht den Teufel an die Wand malen und alle jungen Leute beschuldigen oder in eine Schublade stecken. Mir ist einfach wichtig, dass man beim Verlassen des Hauses eine saubere Treppe vorfindet und sich nicht schämen muss, dort zu wohnen. Von meiner Seite aus, geht es ausschließlich um mehr Sauberkeit.

Was erhoffen Sie sich von der Stadtverwaltung? Wie kann man das Problem Ihrer Meinung nach lösen?

Wenn die Polizei an diesem Ort präsenter wäre, indem sie die Jugendlichen kontrolliert und sie daran erinnert, alles sauber zu hinterlassen, dann würden diese auch sicher weniger Müll zurücklassen. Wahrscheinlich wären generell weniger Leute dort, aus Angst vor Kontrollen. Es liegt nicht in meinem Interesse, die jungen Menschen zu vertreiben und gewiss will ich auch kein Spielverderber sein, denn wir Anwohner haben den Jugendlichen immer versichert, dass sie nichts fürchten müssen, wenn sie die Gasse sauber halten. Aber sie wollen es wohl nicht verstehen. Die Jugendlichen können von mir aus gerne dort, in der Dr.-Streiter-Gasse, feiern und sich amüsieren. Mein einziges Anliegen ist, dass am Morgen danach alles wieder sauber ist. Wenn eigens die Müllabfuhr (seab) am Samstag- und Sonntagmorgen – vielleicht so gegen 06 Uhr – vorbeikommt und den Müll beseitigt, dann bin ich schon zufrieden. Das wäre wohl die einfachste Lösung. Auch wenn die Jugendlichen an ihrem Benehmen arbeiten würden, wäre das sicher positiv – einfach ein bisschen zivilisierter.

Interview: Julian Righetti

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (4)

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  • tiroler

    Es gibt vor allem ein Erzehungspriblem. Die Eltern der heutigen Jugendlichen sind in Saus ind Braus aufgewachsen und sind somit nicht imstande ihren eigenen Kindern Anstand und Regeln zu vermitteln.

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