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„Menschen zweiter Klasse“

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Der ehemalige Landtagspräsident Maurizio Vezzali fährt schweres Geschütz gegen die SVP auf: „Man will die Italiener entfernen.“ 

Tageszeitung: Herr Vezzali, sind auch Sie gegen das Abschlussdokument des Autonomie-Konvents?

Maurizio Vezzali: Gegen die Grundausrichtung dieses Dokuments ganz sicher! Ich habe immer gesagt, dass wir über einen Ausbau der Autonomie und der autonomen Kompetenzen des Landes gerne diskutieren können. Eine ganz andere Sache ist es aber, wenn man das Statut praktisch zu einer neuen Verfassung umwandeln will. Man hat klar verstanden, worum es der Mehrheit im Konvent geht: nämlich darum, sich von diesem Staat abzukoppeln. Es wäre Zeit, die Pläne offen auf den Tisch zu legen und zu sagen: „Wir wollen einen unabhängigen Staat gründen.“

Wie kommen Sie darauf?

Dies wird nicht nur beim Blick auf die Präambel im Abschlussdokument offensichtlich, sondern auch bei der Betrachtung der zentralen Forderungen: Man will die Selbstbestimmung ins Statut aufnehmen, die Kontroll- und Entscheidungskompetenzen des Verfassungsgerichts und des Rechnungshofs einschränken. Hinter der als Vollautonomie ausgegebenen Zielsetzung steckt in Wirklichkeit der Wunsch, die Provinz zu einem unabhängigen Staat zu machen.

Sie glauben: Auch die SVP will einen unabhängigen Staat gründen?

Die SVP will das Dokument in Rom als Druckmittel verwenden, um neue Kompetenzen einzufordern. Das ist die wahre Absicht hinter dem Konvent. Das sieht man schon an der Zusammensetzung des Konvents, in der die Zivilgesellschaft nicht richtig repräsentiert wird. Es ist schlimm zu hören, dass der Konvent von den Schützen besetzt worden sei. Das stimmt so überhaupt nicht! Es ist die SVP, welche die Linie vorgibt – und nicht die Schützen. Die Forderungen nach Selbstbestimmung oder Auflösung der Region kommen von der SVP. Florian von Ach (der ehemalige Schützen-Bundesgeschäftsführer) hat seine Forderungen mit dem Hinweis zurückgezogen, dass jene der SVP noch besser seien. Damit wird doch alles klar.

Werden Sie einen Minderheitenbericht vorlegen?

Ja, das werde ich! Ich finde es sehr schade, dass der Konvent in keiner Weise die Trennung im Lande überwinden will. Dabei kann man heute doch schon sagen, dass die Italiener nicht so böse sind, wie man meinte. Ich habe aber den Verdacht, dass man versuchen will, die Italiener zu entfernen oder sie zu Menschen der Serie B zu degradieren. Das tut mir sehr leid.

Interview: Matthias Kofler

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Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (21)

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  • andreas69

    Vezzali redet nicht für „die Italiener“ sondern nur für einen kleinen Teil von ihnen. Anstatt immer nur in dieselbe blöde Kerbe zu schlagen „sie wollen uns entfernen“, sollte er versuchen einen konstruktiven Beitrag zur Debatte leisten, . 3/4 der Bevölkerung Südtirols kann er doch nicht zu Idioten erklären, nur weil sie – zu Recht – mehr Autonomie verlangen?

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