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Die Nachzügler

Auch die Gemeinde Ahrntal hat sich jetzt für die Teilnahme am Sprar-Programm ausgesprochen. Das bedeutet: Mit Ausnahme der Gadertaler beteiligen sich nun alle Pusterer Gemeinden.

von Silke Hinterwaldner

Nun also doch: Der Gemeinderat im Ahrntal hat am Dienstagabend beschlossen, 21 Asylbewerber aufnehmen zu wollen.

Die Entscheidung trafen die zehn SVP-Gemeinderäte, die Bürgerliste hat an der Abstimmung nicht teilgenommen und Benjamin Rauchenbichler von der der SüdTiroler stimmte dagegen.

Um zu verstehen, warum man sich im Ahrntal so schwer mit dieser Entscheidung getan hat, muss man einen Blick in die unmittelbare Vergangenheit werfen. Noch Mitte April erklärte Bürgermeister Helmut Klammer auf Anfrage der TAGESZEITUNG: „Das Thema muss weiter vertieft werden, wir dürfen jetzt nicht voreilig die falschen Schlüsse ziehen.“ Das heißt: Man wolle abwarten und den Ball erstmal bei den anderen Gemeinden lassen. Schließlich sollte die Gemeinde Ahrntal nicht weniger als 21 Plätze für die Flüchtlingsbetreuung schaffen. Das erschien vielen im Tal übertrieben viel. Aber diese Strategie ist nicht aufgegangen. Nachdem die Landesregierung den säumigen Gemeinden mit finanziellen Sanktionen gedroht hatte, entschied sich auch das Ahrntal schnell für die Teilnahme am Sprar-Programm.

Bürgermeister Klammer hatte zu diesem Zweck am Dienstag eigens eine Dringlichkeitssitzung einberufen. Er betont aber auch gleichzeitig: „Wir haben bis zum Ende verhandelt, um die beste Lösung für die Gemeinde zu finden. Und das ist uns jetzt gelungen.“ Mittlerweile haben sich im Pustertal alle Gemeinden (mit Ausnahme des Gadertales) für die Teilnahme am Sprar-Programm entschieden. Die Bezirksgemeinschaft hat ihrerseits weite Teile der Organisation übernommen, um die einzelnen Gemeinden zu entlasten. Das stimmt Bürgermeister Klammer zuversichtlich. „Aber“, fügt er hinzu, „es gibt noch viel zu tun. Wir arbeiten jeden Tag daran.“

Die Gemeinderäte der Teldra Bürgerliste sehen das naturgemäß anders. Sie haben einfach nicht an der Sprar-Abstimmung teilgenommen. Die Begründung: „Die Aufnahme von Asylbewerbern kam vorher weder im Gemeinderat jemals zur Sprache, noch ist die Ahrntaler Bevölkerung darüber informiert worden. Lange hat der Bürgermeister wohl geglaubt, dass er sich in dieser Angelegenheit wegducken kann.“

Hans Rieder und seine Mitstreiter von der Bürgerliste sprechen sich zwar grundsätzlich nicht gegen die Aufnahme von Asylbewerbern aus. „Allerdings“, sagt er, „muss im Vorfeld dieser Entscheidung im Gemeinderat und in der Ahrntaler Bevölkerung eine gute Basis geschaffen werden. Es erscheint uns unumgänglich, die Bevölkerung von Anfang an in diese Entscheidung einzubinden. Wichtig erscheint uns bereits im Vorfeld die Unterbringungsorte und die Zusammensetzung der Gruppe abklären.“

 

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