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„Im Stau ersticken“

Manfred Pinzger

Auf der Landesversammlung des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) am Montag in Bozen ging es um ärgerliche Staus und hohe Steuern.

Bozen – Um Herausforderungen und Chancen im Tourismus ging es bei der Landesversammlung des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) im Bozner Waltherhaus. Der Tourismus habe sich erneut als starker Partner im Wirtschaftsgefüge Südtirols und als sicherer Arbeitgeber erwiesen. Allein im letzten Halbjahr wurden rund 1.600 neue Stellen im Gastgewerbe geschaffen. „Auf diese Leistungen dürfen wir mit Genugtuung blicken, darauf ausruhen dürfen wir uns aber nicht“, meinte HGV-Präsident Manfred Pinzger eingangs in seiner Grundsatzrede. Das Freizeit- und Konsumverhalten werde von vielen und oft auch schnellen Veränderungen geprägt, vor allem im Bereich Digitalisierung.

Darauf gilt es gemeinsam schnell und konsequent zu reagieren, fuhr Pinzger fort.

Konkret erwähnte er die Sicherung der Erreichbarkeit Südtirols und die Stärkung des öffentlichen Personenverkehrs in Südtirol. Wörtlich sagte Pinzger: „Um die Erreichbarkeit zu sichern und die internationale Gästeschicht auszubauen, brauchen wir neben dem Zug und der Straße auch einen funktionierenden Flughafen“.

Gleichzeitig müsse danach getrachtet werden, dass die Hauptverkehrsachsen in Südtirol nicht bei jeder größeren Reisewelle im Stau ersticken. „Wir haben Verständnis, dass Instandhaltungsarbeiten auf der Autobahn und den Landesstraßen durchgeführt werden müssen. Wir haben aber wenig Verständnis, wenn diese Baustellen in der zeitlichen Abfolge nicht oder nur kaum koordiniert werden“, betonte Pinzger.

Einen wichtigen Baustein für die Sicherung und Weiterentwicklung der Tourismusbetriebe erkennt der HGV in der Urbanistik. Die gegenwärtige Reform des Regelwerkes mag zwar sinnvoll sein, wie Pinzger meinte, es müsse aber weiterhin möglich sein, die Betriebe den Erfordernissen des Marktes anzupassen.

Dann forderte Pinzger: „Wir müssen weiterhin eine Entwicklung der Gastbetriebe zulassen, unabhängig wo und in welcher Zone sie sich befinden. Die Entstehung neuer Betriebe soll grundsätzlich möglich sein. Die bestehenden Betriebe sollten aber Vorrang haben. Gastbetriebe, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr fortgeführt werden, müssen einer anderen Nutzung zugeführt werden können“. Der HGV-Präsident sprach auch den ins Spiel gebrachte Wertausgleich an, der das Bauen und Erweitern verteuern würde. „Dies kann von uns nicht mitgetragen werden“, sagte Pinzger und kritisierte zudem auch, dass trotz positiver Gutachten seitens diverser Ämter manche Projekte in Skigebieten durch Rekurse gestoppt und verzögert werden. Deshalb brauche es verstärkt Rechts- und Planungssicherheit.

Schließlich ging der HGV-Präsident auf die Steuerbelastung der Betriebe ein, die trotz Senkung diverser Steuern auf Landesebene noch immer hoch sei. Auch hinsichtlich der abgeschafften Lohngutscheine warte die Wirtschaft noch immer auf brauchbare Alternativen.

Landeshauptmann Arno Kompatscher, der zusammen mit den Landesräten Waltraud Deeg, Richard Theiner und Arnold Schuler die Landesregierung vertrat, verwies auf die Reform zur Raumordnung und sagte, dass sich der HGV dabei als zuverlässiger Partner erwiesen habe. Das Gesetzesvorhaben werde den Schwerpunkt auf die Weiterentwicklung bestehender Betriebe legen aber auch neue Leitbetriebe zulassen. Die Finanzierung des Tourismusmarketings ist auf eine solide Basis gestellt worden. Deutliche Worte fand er zum Thema Mobilität und Erreichbarkeit.

„Es muss aufhören, dass Gäste bei der Anreise im Stau stehen und dann bei der Abreise wieder“, sagte Kompatscher und meinte, dass in Südtirol selber der Verkehr flüssiger gestaltet werden müsse. Das Schienennetz und die Straßen müssen ausgebaut und die Angebote des öffentlichen Verkehrs besser vernetzt werden. Es brauche auch bessere überregionale Schienenverbindungen und Anschlüsse an die angrenzenden Flughäfen. An diversen Projekten werde bereits konkret gearbeitet.

Harald Pechlaner, Leiter des Institutes für Regionalmanagement der EURAC Research, und HGV-Direktor Thomas Gruber stellten die neue Studie „Zukunft Tourismus Südtirol 2030“ vor und zeigten drei konkrete Handlungsempfehlungen in den Bereichen Produktgestaltung, Mobilität und Nachhaltigkeit auf. IDM Südtirol hat nun die Aufgabe übernommen, die Handlungsempfehlungen zusammen mit den Partnern aus Politik, Forschung und Tourismus umzusetzen.

Der deutsche Digitalexperte Uwe Frers zeigte in seinem Fachreferat auf, welche Voraussetzungen es braucht, um die direkte Buchung des touristischen Angebotes zu steigern und dadurch die Abhängigkeit durch die weltweitagierenden Reiseplattformen zu reduzieren.

Der langjährige Direktor der Landeshotelfachschule „Kaiserhof“ erhielt anlässlich der Landersversammlung des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) den HGV-Stern 2017. Damit ehrt der HGV Persönlichkeiten, welche sich um den Tourismus in Südtirol verdient gemacht haben.

Erik Platzer ist für sein Lebenswerk in der Berufsausbildung im Hotel- und Gastgewerbe ausgezeichnet worden. Er hat von 1970 bis 1997 die Landeshotelfachschule „Kaiserhof“ in Meran geleitet und hat in dieser Zeit wie kein anderer die schulische Ausbildung im Hotel- und Gastgewerbe geprägt.

Nach seinem Universitätsstudium in Innsbruck übernahm er den Aufbau und die Leitung der damals einzigen Südtiroler Hotelfachschule. Er zeichnete sich zunächst für den Aufbau eines fachlich, pädagogisch und didaktisch kompetenten Lehrkörpers verantwortlich.

Ihm war es stets ein großes Anliegen, den „Kaiserhof“ als qualitativ hochstehende Ausbildungsstätte zu positionieren. Eine entsprechende Schulordnung und vor allem Kleiderordnung bei den Schülerinnen und Schülern war ihm sehr wichtig.

Inhaltlich setzte er sich dafür ein, die Hotelfachschule von der dreijährigen zur fünfjährigen Ausbildung weiterzuentwickeln. Ein weiterer Schritt war die Einführung der sog. Höheren Hotelfachschule, um den Absolventen eine weitere Spezialisierung zu ermöglichen. Als sehr erfolgreich erwies sich dabei die Spezialisierung zum Meister und in einem weiteren Schritt zum diplomierten Diätkoch bzw. zur diplomierten Diätköchin.

Zusätzlich hat er am Kaiserhof die Fachschule für Höhere Gastronomie ins Leben gerufen. Dr. Erik Platzer hat die erste Meisterprüfung für Küchenmeister 1989 an der Landeshotelfachschule „Kaiserhof“ durchgeführt und hat die Kommission als Präsident geleitet. Er hat die Kriterien für die Meisterausbildung im Gastgewerbe entscheidend mitgeschrieben. Er gilt als der Gründungsvater und Initiator der Meisterausbildung im Gastgewerbe in Südtirol.

„Dass Südtirols Gastbetriebe heute so gut dastehen, ist nicht zuletzt auch jenem Mann zu verdanken, welcher 37 Jahre lang für die Ausbildung und Weiterbildung der Nachwuchskräfte im Gastgewerbe an vorderster Front tätig war und welcher mit viel Einsatz und Weitblick den Horizont unserer beruflichen Ausbildung erweitert hat“, unterstrich HGV-Präsident Manfred Pinzger, welcher zusammen mit den Bezirksobleuten Hansi Pichler, Gottfried Schgaguler und Helmut Tauber sowie Direktor Thomas Gruber den HGV-Stern überreichte.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (8)

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  • criticus

    Herr Pinzger, Ihre Erreichbarkeit und der Flugplatz sind wohl ihre einzigen Probleme. Wie bitte entsteht ein Megastau von deutschen Autos (hauptsächlich Raum Meran) wenn wir nicht erreichbar sind? Steuerbelastungen hat es auch gegeben, als Herr Pinzger in Rom gesessen ist. Und was hat er dagegen getan?

    • meintag

      Soweit ich den gestrigen Nachrichten folgen kann ist der Verkehr laut HGV hausgemacht. Was folgt wird ein Fahrverbot für uns Einheimische werden dass der Gast seinen Platz auf der Straße behaupten kann.

  • brutus

    …wir können uns glücklich schätzen, wenn ein Stau eines unseren größten Probleme darstellt! …Mann habt ihr Hoteliere Sorgen!

  • sigmundkripp

    Wann entdeckt der Tourismus endlich den Zug? Am Megastausonntag bin ich in herrlich klimatisiertem Zug an den tausenden Staustehern vorbeigefahren, von der Töll bis Kufstein. Wann setzt sich der HGV dafür ein, das idiotische Umsteigen am Brenner durch eine Direktverbindung Meran-Innsbruck abzustellen? Wann setzt sich der HGV endlich dafür ein, dass es bessere Zugverbindungen nach Norden gibt? Auch Tagesrandverbindungen. Wann fahren die HGV-Vertreter endlich mal selbst mit dem Zug, um zu verstehen, wie angenehm er sein könnte, wenn die Verbindungen und der Rundum-Service besser würden?

  • saustall_kritiker

    Herr Kripp, ich bin völlig Ihrer Meinung. Dieser SVP- und HGV-Pinzger kocht immer noch diesen unsinnigen Flugplatz als Thema, und das obwohl doch ein für allemal die Südtiroler NEIN dazu gesagt haben, und das in einer noch nie dagewesenen Klarheit. Es ist wirklich eine Schande, wenn man bedenkt, dass der Zug bei dieser mittlerweile langweilig (gähnnnn) gewordenen Erreichbarkeitsdiskussion dieser Zeitgenossen immer noch kaum Erwähnung findet. Kein Wunder: Von diesen ewig Gestrigen wie Pinzger ist wohl nichts besseres zu erwarten.
    Es ist schlichtweg ein Skandal, dass jetzt im 21. Jahrhundert der erste direkte Morgenzug nach München erst um 10.34 Uhr in Bozen startet. Was macht die Südtiroler Politik da? Seit Jahren nichts. Zum Glück gibts den Flixbus um halb sechs Uhr früh…. ansonsten wäre es mit der Erreichbarkeit Richtung Norden grottenschlecht bestellt. Und der Zug um 10.34 Uhr fährt auch nur, weil er von Verona kommt und notgedrungen an Südtirol vorbeifährt. Dort unten ist man um Dimensionen schlauer: Für die Züge aus München hat man extra Anschlussbusse zum Gardasee und an die nördliche Adria organisiert, damit die Leute, die in Verona oder Venedig mit dem Zug ankommen, gemächlich ihre Urlaubsdestination erreichen können….
    Richtung Süden muss man Trenitalia danken, dass sie mit den „Frecce“ ein zeitgemäßes Angebot von Bozen nach Rom und Neapel auf die Beine gestellt hat, die mehrmals am Tag fahren. Und das zu einer Zeit, als das Land noch an den wackligen Fliegern festgehalten hat, die dank Trenitalia definitiv ins Museum befördert wurden.
    Es muss wahrlich nur so zu erklären sein, dass diese Herren wie Pinzger bis heute noch nicht ihren Horizont Richtung Zug zu erweitern imstande waren. Sollen doch besser in Rente gehen, denn die bringen eh nix mehr auf die Reihe….

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