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Die Südtirol-Währung

Paul Köllensperger prescht mit einem brisanten Vorschlag vor: Mit der Einführung einer regionalen Währung für Südtirol soll die Kaufkraft der Familien gestärkt – und die heimische Wirtschaft unterstützt werden.

Von Matthias Kofler

Paul Köllensperger betont, dass es sich bei seinem Beschlussantrag um „keine Spinnerei“ handle. „Es ist eine machbare Maßnahme, um ganz konkrete Probleme zu bekämpfen“, so der Abgeordnete der Fünf-Sterne-Bewegung.

In einem Beschlussantrag, den der Landtag im Juni behandeln wird, fordert Köllensperger die Einführung eines sogenannten Südtiroler Regiogeldes. Der Abgeordnete sieht darin ein alternatives Währungssystem, das zinsfrei und umlaufgesichert verwendet wird – und zwar parallel und nicht als Ersatz für den Euro. Die Entscheidung darüber, wie die Währung genannt werden soll, überlässt Köllensperger der Kreativität der Südtiroler.

Am Beschlussantrag tatkräftig mitgewirkt haben Paul Kircher und Christoph Pizzini von Human Economy.

Wie kann man sich dieses Regiogeld konkret vorstellen?

Laut dem Grillino ist es eine Art Gutscheinsystem nach dem Vorbild des Sardex in Sardinien oder des Chiemgauers in Bayern.

Das Regiogeld kann unterschiedlichste Formen annehmen: idealerweise in elektronischer Form (als regionale Prepaid-Karte oder mittels der Gesundheitskarte), gegebenenfalls auch als Münzen, Banknoten. Damit könnte auch eine Hortung des Regiogeldes ausgeschlossen werden, weil der Kontostand der Prepaid-Karte am Monatsende jeweils „auf null“ gesetzt werden könnte.

Das Regiogeld-System braucht eine entsprechende Struktur, zum Beispiel in Form einer Genossenschaft. An dieser können sich Private, Unternehmen, Vereine, Verbände und öffentliche Organisationen beteiligen. Auf diese Weise kann von zentraler Stelle aus die Steuerung und Verwaltung des alternativen Geldkreises vorgenommen werden.

Die Genossenschaftsmitglieder fungieren als Akzeptanzstellen der Währung, das heißt der Austausch von Gütern und Dienstleistungen kann nur von Mitglied zu Mitglied passieren. „Außerdem ist somit Kapitalflucht a priori ausgeschlossen, da das Regio-Geld nur innerhalb der Landesgrenzen ausgegeben werden kann“, argumentiert Köllensperger.

Das System des Gutschein-Geldes gründet auf einer steuerfreien Preisreduktion des Euro-Betrages eines Kaufgutes Ein konkretes Beispiel: Anstelle des Preises von 100 Euro für eine Vase in Keramik bezahlt der Käufer dem Verkäufer lediglich 70 Euro. Die fehlenden 30 Euro werden in Form von Regio-Gutscheinen bezahlt. Dabei ergibt sich für den Verkäufer ein rechtlich zulässiger Steuervorteil, da seine Steuerbemessungsgrundlage allein auf den Eurobetrag angewendet wird. Die Steuereinnahmen, die der öffentlichen Hand verloren gehen, sollen ausgeglichen werden, indem die Genossenschaft periodisch neue Regio-Gutscheine in Höhe des Fehlbetrages schöpft und diese zugunsten der Provinz Bozen ausgibt. Letztere kann damit einen Teil des Landeshaushaltes finanzieren.

Ein anderes Beispiel: Eine Südtiroler Familie kauft in einem konventionierten Sportgeschäft Turnschuhe für 100 Euro, zahlt 80 in Euro und 20 in der Regio-Währung. Das Sportgeschäft selbst zahlt seinen Angestellten die Prämien in der Regio-Währung aus, die diese wiederum bei einem konventionierten Lebensmittelgeschäft ausgeben können.

Paul Köllensperger nennt vier Vorteile einer solchen Regio-Währung: Sie wirkt der sinkenden Kaufkraft der Familien mit Kindern entgegen, unterstützt die Mindestrentner, die es mit ihrem Geld kaum bis ans Monatsende schaffen, stärkt die lokalen Kreisläufe zugunsten der Südtiroler Kleinbetriebe und vermeidet den Abfluss der Sozialhilfen ins Ausland.

So könnte das Land damit beginnen, einen Teil der Sozialtransfers mit der Regio-Währung zu bezahlen, zum Beispiel das Familiengeld, das Arbeitslosengeld oder die versprochene Erhöhung der Mindestrente. Oder aber: Weil die Unternehmen Alperia, SABES und SEAB die Regio-Währung akzeptieren, können die Rentner vom Land eine Erhöhung der Mindestrente, die sie in Form der Regio-Währung bekommen. zur Zahlung der Stromrechnung verwenden.

Wenn Paul Köllensperger für seinen Antrag eine Mehrheit im Landtag finden sollte, dann soll eine Arbeitsgruppe innerhalb von sechs Monaten einen Konzeptvorschlag erarbeiten. Anschließend startet der Testlauf für die Südtiroler Regionalwährung.

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Kommentare (23)

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  • andreas

    Populistischer Unsinn, welcher nicht zu Ende gedacht wurde, eigentlich nicht die Art von Köllensperger.
    Auch wenn die Steuerausfälle des Landes mit neuer „Geldschöpfung“ ausgeglichen werden sollen, wäre es nichts anderes als das derzeitige System, wo die Geldschöpfung halt bei der EZB liegt.
    Diese „Währung“ dann nur digital ausgeben, um einer Genossenschaft die Möglichkeit zu geben ein ev. Guthaben am Monatsende auf 0 stellen zu können, zeigt wie wenig der Vorschlag durchdacht ist.
    Die Leute werden gezwungen zu konsumieren, eine Maßnahme, welche Draghi gerade forciert, auch mit dem Vorschlag von Negativzinsen auf Bankkonten, doch nicht die geeigneten Mittel hat, hier möchte sie Köllensperger schaffen, in dem er Guthaben einfach annulliert.

  • martinsenoner

    Ich würde die Arbeitsgruppe nicht auf ein Modell festlegen, sondern sie auffordern andere Regiogeldmodelle zu studieren und einen Vorschlag zu erarbeiten!

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