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Der Ungeliebte

Giovanni Stroppa (Fotos: Foggia Calcio)

Giovanni Stroppa (Fotos: Foggia Calcio)

Beim FC Südtirol wurde er hinausgeekelt: Jetzt hat Giovanni Stroppa mit Foggia den Sprung in die Serie B geschafft.

von Artur Oberhofer

Giovanni Stroppa war den Tränen nahe, als die Fans der Curva Sud am vorgegangenen Samstag im restlos ausverkauften Pino Zaccheria-Stadion von Foggia die „Grazie, Stroppa“-Gesänge anstimmten.

Er habe die ganze Saison auf diesen Augenblick gewartet, gestand der Fußballlehrer aus der Provinz Brescia später auf der Pressekonferenz.

Am Sonntag war es dann soweit: Mit einem 2:2-Unentschieden in Fondi schaffte Foggia den Aufstieg in die Serie B.

Für Giovanni Stroppa, bis Juni vergangenen Jahres Trainer beim FC Südtirol, ist dies der größte Triumph in seiner Trainerkarriere.

Seit 19 Jahren warteten die Fans von Foggia auf diesen Augenblick! In der vergangenen Saison hatte Foggia das Playoff-Finale gegen Pisa, die Mannschaft von Gennaro Gattuso, verloren.

Foggia ist eine der fußballverrücktesten Städte in Italien. Zu den Heimspielen kamen zuletzt über 18.000 Zuschauer ins Zaccheria-Stadion. Fast so viele wie in Bozen in einer ganzen Saison.

Wenn man sieht, was Giovanni Stroppa in Foggia geleistet hat, wird einmal mehr klar, dass es ein unverzeihbarer Fehler war, den 49-Jährigen im vergangenen Sommer aus Bozen wegziehen zu lassen.

Giovanni Stroppa als FCS-Trainer

Giovanni Stroppa als FCS-Trainer

Mit seinem Assistenztrainer Andrea Guerra, der ihm nach Foggia gefolgt ist, hatte Giovanni Stroppa exzellente Arbeit geleistet. Insider wissen: Giovanni Stroppas Vertrag in Bozen wurde nicht verlängert, weil sich der Trainer mit Sportdirektor Luca Piazzi überworfen hatte. Stroppa wollte sich von Luca Piazzi nicht in seine Arbeit dreinreden lassen.

Den Machtkampf verlor Stroppa. Der große Verlierer ist wohl der FCS.

Denn während der FCS heuer verzweifelt um den Klassenerhalt kämpft, sind Giovanni Stroppa und der Bozner Andreas Guerra am Sonntag in die zweithöchste Spielklasse aufgestiegen. Damit haben sich Stroppa und sein enger Vertrauter Andreas Guerra nicht nur unsterblich gemacht, sondern die Verträge der beiden werden automatisch verlängert.

Es ist ein wahres Fußballmärchen, das sich in Foggia abspielt.

Denn Giovanni Stroppa war in Foggia alles andere als mit offenen Armen aufgenommen worden.

Nach dem verlorenen Aufstiegskrimi gegen Pisa verlängerten die Vereinsverantwortlichen den Vertrag des bei den Fans und bei den Spielern sehr beliebten Trainers Roberto De Zerbi. Auch er stammt wie Giovanni Stroppa aus der Provinz Brescia.

Doch zu Ferragosto kam es zum Paukenschlag: De Zerbi überwarf sich mit Sportdirektor Giuseppe di Bari und der Vereinsführung, er forderte höhere Investitionen, und er verlangte einer Aufstockung seines Trainerstabes.

Die Mega-Stimmung im Zaccharia-Stadion in Foggia

Die Mega-Stimmung im Zaccharia-Stadion in Foggia

Der Verein fühlte sich überrumpelt, entließ den Trainer und kündigte die Verpflichtung von Giovanni Stroppa an, der selbst früher in Foggia als Spieler aktiv gewesen war.

Weil einige Schlüsselspieler, darunter Kapitän Cristian Agnelli, damit drohten, den Verein ebenfalls zu verlassen, schien es zunächst so, als würde die Vereinsführung doch noch einen Rückzieher machen.

Medien berichtete damals, der Verein wolle De Zerbi wieder zurückholen und den Vertrag mit Giovanni Stroppa wieder auflösen.

Ein allerletztes Gespräch zwischen dem Club und De Zerbi scheiterte allerdings. Also blieb Giovanni Stroppa in Foggia. Im Trainingslager in Norcia wurde die Mannschaft vom Erdbeben überrascht. Stroppa und die Spieler übernachteten im Freien.

Dieses Ereignis hat das Team zusammengeschweißt.

17991922_1322384621130473_2137583214013328004_nFoggia legte zu Meisterschaftsbeginn eine Serie von sechs Siegen in Folge hin. Doch zwischen den Fans und Giovanni Stroppa wollte die große Liebe einfach nicht ausbrechen.

Die Siegesserie riss dann plötzlich. Für Foggia setzte es eine 1:4-Niederlage gegen Juve Stabia. Obwohl die Mannschaft gut spielte, fuhr Foggia mehrere Wochen lang nur Unentschieden ein, acht an der Zahl. Das Schlüsselspiel, das alles verändert hat, fand kurz vor Weihnachten in Melfi statt: In der 80. Spielminute, beim Spielstand von 1:1, pfiff der Schiedsrichter einen Elfmeter für Melfi. Der gefoulte Melfi-Stürmer trat selbst an, traf aber nur den Pfosten.

In den letzten zehn Spielminuten konnte Foggia das bereits verloren geglaubte Spiel doch noch drehen und gewann mit 3:1.

Was wäre passiert, wenn Melfi den Elfer verwandelt hätte?

Journalisten in Foggia sind davon überzeugt, dass Giovanni Stroppa im Fall einer Niederlage entlassen worden wäre.

So kam alles ganz anders: Foggia knackte in der Rückrunde einen Rekord nach dem anderen. Derzeit hält Foggia bei zehn Siegen in Folge, das ist absoluter Vereinsrekord. Noch nie hat eine Mannschaft aus Foggia so viele Punkte gesammelt (bislang 81), noch nie gab es so viele Auswärtssiege, noch nie hat ein schwarz-rotes Team so wenige Tore kassiert (26). Und mit 67 Toren ist Foggia auch das torgefährlichste Team.

Es wird eine historische Saison.

34 Spieltage hat Giovanni Stroppa warten müssen, bis die Fans seinen Namen gerufen haben.

Am Sonntag hat der ehemalige FCS-Trainer Fußballgeschichte geschrieben.

Und:

Mit Attilio Tesser, der Cremonese betreut, könnte ein weiterer Ex-FCS-Trainer den Aufstieg in die Serie B schaffen. Cremonese führt zwei Runden vor Meisterschaftsschluss mit einem Punkt vor Alessandria, dem Club von Manuel Fischnaller.

 

 

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