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„Zeller ist ein furbacchione“

 

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Senats-Vize Roberto Calderoli über die Vorbildfunktion Südtirols, den Toponomastik-Kompromiss – und über seinen Freund Karl Zeller.

Tageszeitung: Herr Senator, Sie gelten als großer Freund Südtirols. Wir würden Sie Ihre Autonomiepolitik beschreiben?

Roberto Calderoli: Danke für das Kompliment (lacht)! Ich trete seit jeher für die Verteidigung der Minderheiten ein. Heute (Donnerstag, A.d.R.) haben wir das Ladiner-Gesetz verabschiedet, mit dem die Rechte der ladinischen Minderheit weiter ausgebaut werden. Es ist ein weiterer Schritt nach vorne und eine persönliche Ehre für mich, an diesem Gesetz mitgearbeitet zu haben. Der Passus, der die Möglichkeit zur Einführung eines Mehrheitsbonus im Wahlgesetz vorsieht, wurde gestrichen, weil er nichts mit den Minderheitenrechten zu tun hat. Die SVP wollte das Gesetz für Parteiinteressen missbrauchen. Das haben wir verhindert.

Warum haben Sie die Petition gegen die Toponomastik-Durchführungsbestimmung nicht mitunterzeichnet?

Weil ich Respekt habe vor den Traditionen und vor der Vergangenheit des Landes. Ich bin gegen die Übersetzung und künstliche Schaffung von neuen Namen, sowohl auf deutscher als auch auf italienischer Seite. Erst heute haben wir mit Roberto Maroni vereinbart, im Oktober in den Regionen Lombardei und Vemeto ein Referendum zum Ausbau der Autonomie abzuhalten. Südtirol dient als Vorbild, an dem sich die anderen Regionen orientieren sollen.

Südtirol soll dadurch nichts von seiner Sonderautonomie verlieren?

Es gibt im Parlament viele Vorschläge von linken und rechten Parlamentariern, die eine Abschaffung des Sonderstatuts vorsehen. Wir sind absolut dagegen. Südtirols Autonomie bleibt von den Initiativen in den anderen Regionen unberührt.

Ist die Lega für oder gegen die Selbstbestimmung?

Wir sind selbstverständlich für die Selbstbestimmung der Völker. Deshalb machen wir auch diese Referenden. Die anderen Regionen werden nie den Status von Südtirol erreichen. Sie sollen aber die Möglichkeit erhalten, sich diesem Standard anzunähern. Die Lombardei und das Veneto haben die Voraussetzungen dafür. Südtirol ist ein Modell, das Sizilien oder Sardinien nicht sein können.

Wie schätzen Sie die Chancen einer Koalition zwischen Lega und Movimento 5 Stelle ein?

Ich glaube, dass eine solche Koalition unmöglich zustande kommen kann. Es reicht nicht aus, dass beide Parteien gegen dieses Europa sind. Die 5 Stelle haben einen Antrag eingereicht, der die Abschaffung der illegalen Einwanderung als Straftat vorsieht. Damit haben sie bewiesen, dass sie mit der Lega Nord inkompatibel sind.

Was sagen Sie zum Abschied Ihres langjährigen Weggefährten Karl Zeller aus dem Senat?

Das sind nur Gerüchte. Ich glaube, Zeller weiß selbst noch nicht, ob er noch einmal kandidieren wird. Was passiert im Falle von neugezogenen Vorwahlen? Er ist ein furbacchione, ein schlauer Fuchs. Nur leider übertreibt er manchmal. Mit seiner Strategie, die SVP in Rom zum Zünglein an der Waage zu machen, hat er sicher viele Früchte für Südtirol eingefahren. Zeller darf aber nicht vergessen, dass die Autonomie nicht sein Privatbesitz ist. Auch die anderen Regionen haben das Recht auf mehr Eigenständigkeit.

Sie sind mit ihm befreundet?

Ja natürlich, auch wenn wir in vielen Dingen nicht einer Meinung sind. Beim Ladiner-Gesetz zum Beispiel wollte es Zeller mit seinem Schlausein übertreiben. Das hat er dann auch selbst eingesehen. Er ist Mitglied des Parlaments. Als solches soll er die Interessen des Gesamtstaats und nicht nur die Interessen Südtirols verfolgen.

Interview: Matthias Kofler

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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