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265 Millionen verzockt

05-slot_machinesDas Haus gewinnt: In der Region Trentino-Südtirol wurden im Vorjahr über 1,2 Milliarden Euro in Glücksspiele gesteckt – die Gewinne beliefen sich aber nur auf 950 Millionen Euro.

von Heinrich Schwarz

Wer sein Glück herausfordert, dem droht eine leere Brieftasche. Hunderte Menschen in Südtirol sind süchtig nach Glücksspielen. Obwohl sie eigentlich wissen müssten, dass sie langfristig nur verlieren können, spielen sie immer weiter. Der Traum von einem großen Gewinn ist einfach zu groß. In vielen Fällen kommt dann der Drang hinzu, frühere Verluste wieder hereinzuspielen.

Verbessert hat sich die Situation nicht. Im Gegenteil: Der Geldbetrag, der in der Region Trentino-Südtirol jährlich für Glücksspiele ausgegeben wird, ist in den letzten beiden Jahren deutlich angestiegen. Auf nationaler Ebene ist die Entwicklung noch schlimmer als regional. Das zeigen die neuen Statistiken der staatlichen Agentur für Zoll und Monopole, die jetzt veröffentlicht wurden.

Die bitteren Details:

In ganz Italien wurden im Jahr 2016 insgesamt 74,7 Milliarden Euro (!) in Glücksspiele gesteckt. Das sind 3,5 Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor. Von diesen 74,7 Milliarden Euro flossen allerdings nur 56,8 Milliarden Euro als Gewinne zurück. Das ist ein Prozentsatz von gerade einmal 76 Prozent.

Heißt also: In Italien wurden in einem einzigen Jahr rund 18 Milliarden Euro verzockt. Pro Einwohner sind das im Schnitt 300 Euro. Im Jahr 2015 lagen die Netto-Ausgaben für Glücksspiele noch bei 16 Milliarden Euro, also rund 265 Euro pro Kopf.

In Trentino-Südtirol (es wurden keine Daten auf Provinzebene veröffentlicht) wurden im Vorjahr 1.215 Millionen Euro in Glücksspiele investiert – 35 Millionen mehr als 2015 und 51 Millionen mehr als 2014.

Die Gewinne beliefen sich 2016 auf 950 Millionen Euro. Damit wurden 265 Millionen Euro verzockt. Pro Einwohner ist das ein Verlust von 250 Euro. Im Jahr 2015 gingen noch 243 Millionen Euro flöten, noch ein Jahr zuvor 241 Millionen.

Die Gewinnquote in der Region: gerade einmal 78 Prozent. Dieser Wert müsste bei Spielern eigentlich die Alarmglocken schrillen lassen.

Der Löwenanteil der Ausgaben in Trentino-Südtirol entfällt auf Spielautomaten (Slot-Maschinen und Videolotterie-Terminals) mit Verlusten von insgesamt 172 Millionen Euro (160 Millionen im Jahr 2015). Bei einem Spielvolumen von 916 Millionen Euro betrugen die Gewinne 744 Millionen Euro.

Die Verluste bei Lotterien und „Gratta e vinci“ beliefen sich im Vorjahr auf 39 Millionen Euro, jene für Lotto auf 29 Millionen. Es folgen „Superenalotto“ und Co. mit zwölf Millionen, Sportwetten mit sieben Millionen, Bingo mit drei Millionen und Pferderennen mit zwei Millionen Euro.

Beim Lotto gab es prozentuell den größten Anstieg bei den Verlusten: innerhalb eines Jahres von 20 auf 29 Millionen Euro.

LESEN SIE IN DER TAGESZEITUNG VOM FREITAG: Das Interview mit Christa Ladurner vom Forum Prävention über das derzeit größte Glücksspiel-Problem

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