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Endstation Psychiatrie

max-leitner-haus-elvas-2Nach knapp einem halben Jahr hat ein Überwachungsrichter den Hausarrest gegen Max Leitner widerrufen. Der Ausbrecherkönig ist jetzt in der Psychiatrie in Brixen untergebracht. Die Hintergründe.

von Artur Oberhofer

Am Donnerstagvormittag setzte der Bozner Überwachungsrichter Christian Meyer die Unterschrift unter ein Dokument mit dem Aktenzeichen: SIUS 457/217.

Darin verfügte er, dass Max Leitner seinen Hausarrest nicht mehr in seinem Elternhaus in Elvas, sondern vorläufig in der Psychiatrie-Abteilung des Brixner Krankenhauses abbüßen muss. Bereits wenige Stunden später, am Donnerstag gegen 16.00 Uhr, fuhren zwei Streifenwagen der Carabinieri vor dem Haus der Familie Leitner vor.

Die Beamten hielten Max Leitner die Verfügung des Überwachungsrichters unter die Nase. Nach einer Stunde – so lange brauchte Leitner, um seine Sachen zusammenzupacken und mit den Beamten zu „diskutieren“ – wurde der Ausbrecherkönig nach Brixen gebracht.

Damit ist eines der spektakulärsten Resozialisierungsprojekte in der Südtiroler Justizgeschichte wohl gescheitert.

Vor knapp einem halben Jahr, am 23. September, hatten sich für Max Leitner nach insgesamt 26 Jahren endlich die Gefängnistore geöffnet.

Die Freude bei den Familienangehörigen des Ausbrecherkönigs war groß. Luis, der jüngste Bruder, holte Max Leitner in Bologna ab. Der inzwischen 58-Jährige bezog in seinem Heimathaus in Elvas die Wohnung seiner verstorbenen Mutter.

Ein jahrzehntelanger Albtraum schien zu Ende zu gehen. Viele Menschen in Südtirol gönnten Max Leitner, dessen Reststrafe am 13. November 2019 ausläuft, die Rückkehr in die Freiheit.

Doch es sollte ganz anders kommen.

Max Leitner, der gesundheitlich angeschlagen ist und dem die lange Haft wohl auch psychisch zugesetzt hat, konnte sich in die neue alte Welt nicht integrieren.

Bereits im Jänner dieses Jahres hatten die Familienangehörigen Anzeige gegen Max Leitner erstattet, weil er seine Geschwister bedroht und in einem Fall sogar tätlich angegriffen hatte. Die Familie wandte sich mit einem (verzweifelten) Brief an die Öffentlichkeit.

Darin hieß es unter anderem:

„Nachdem Max vom Gefängnis in den Hausarrest überstellt wurde, machten sich nach wenigen Tagen sein Verfolgungswahn bemerkbar und seine Unzufriedenheit breit.

Er könnte jetzt ein schönes sorgenloses Leben führen, denn er hat eine Wohnung, lebt bei seiner Familie, hat jeden Tag Freigang und bekommt finanzielle Unterstützung vom Land.

Doch er ist frustriert und fordernd. Durch vortäuschen eines schwer kranken Mannes, versucht er alle hinters Licht zu führen, obwohl er nur leichte gesundheitliche Einschränkungen hat.

Max Leitner mit seinem Bruder Luis in Elvas kurz nach seiner Überstellung in den Hausarrest

Max Leitner mit seinem Bruder Luis in Elvas kurz nach seiner Überstellung in den Hausarrest

Wir haben Max seit über 25 Jahren finanziell unterstützt und begleitet und in jedem Gefängnis dieses Landes besucht. All das hat für ihn absolut keinen Wert.

Er versucht Menschen und Freunde auszunutzen und zu manipulieren. Er tyrannisiert sogar seine eigenen Familienangehörigen, indem er uns droht und uns der Zusammenarbeit mit der Justiz beschuldigt.

Es führt kein Weg hin, mit ihm ins Gespräch zu kommen, denn er fühlt sich als ein Opfer, das auf schlimmste Weise ungerecht bestraft wurde und als ein Held, dem es gelungen ist, die Justiz auszutricksen. Er prahlt mit seiner Vergangenheit und mit seinen begangenen Taten.

All das zeigt, dass er uneinsichtig und unverbesserlich ist.

So sieht sein behandelnder Psychiater keine Möglichkeit, ihn zu therapieren.

Leider ist es in der Zwischenzeit zu einem gravierenden Zwischenfall gekommen (…), er hat jemanden von seiner Familie tätlich angegriffen.

Dies wurde auch bei den Behörden zur Anzeige gebracht.

Daraufhin ist die Situation noch kritischer geworden. Wir schaffen es nicht mehr, diese Situation zu bewältigen und fühlen uns allein gelassen. Wir wissen nicht, was noch alles auf uns zu kommen wird, denn Max ist unberechenbar und gefährlich.“

Die Angehörigen hofften vergeblich, dass Max Leitner nach der Strafanzeige – und mit dem Damoklesschwert über dem Kopf, wieder zurück ins Gefängnis zu müssen – endlich vernünftig wird. Das Gegenteil war der Fall. Die Situation in Elvas eskalierte in den vergangenen Wochen mehrmals. „Es war mit dem Max nicht mehr auszuhalten“, sagt Luis Leitner.

2017-03-17-photo-00000005So habe Max Leitner den Familienmitgliedern mehrmals damit gedroht, die Autos der Geschwister oder gar das ganze Haus in die Luft zu jagen. Der Ausbrecherkönig sagte, er habe aus früheren Zeiten noch Waffen und Sprengstoff versteckt – was die Geschwister nicht ganz ausschließen. „Die Situation hat sich leider traurig und tragisch zugespitzt“, sagt Luis Leitner.

Aktenkundig ist, dass sich Bewohner in Elvas beschwert haben, weil Max Leitner sich in der Nacht um die Häuser herumgeschlichen habe. Einmal soll eine afrikanische Prostituierte wie ausgelöst ins Dorf geflüchtet sein und geschrien haben: „Mah, quel tipo è completamente pazzo!“

Ein Zuhälter hatte die Frau zu Max Leitner nach Elvas gebracht.

LESEN SIE AM SAMSTAG EXKLUSIV IN DER TAGESZEITUNG:

  • Was jetzt mit Max Leitner passiert.
  • Und: Warum er wohl nicht mehr nach Elvas zurückkehren kann.
Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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