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„Wir wollen keinen Krieg“

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Paul Köllensperger als Mediator: Wie der Landtagsabgeordnete sicherstellte, dass die Senatoren des Movimento 5 Stelle die römische Petition gegen die Toponomastik nicht mitunterzeichnen.

Tageszeitung: Herr Köllensperger, die Senatoren des Movimento 5 Stelle haben als einzige die Petition gegen die Toponomastik-Durchführungsbestimmung nicht mitunterzeichnet. Warum?

Paul Köllensperger: Das stimmt. Ich habe mit den Senatoren im Vorfeld darüber geredet und ihnen erklärt, dass die italienische Rechte mit dieser Initiative einzig das Ziel verfolgt, den Kompromiss in der Ortsnamenfrage zu torpedieren. Der Movimento 5 Stelle schlägt sich in ethnischen Fragen nie auf die eine oder die andere Seite, sondern ist darum bemüht, Kompromisse zu finden.

Wie bewerten Sie den Vorschlag der Sechserkommission?

Ich muss ganz ehrlich sagen: Mir hängt das Thema Toponomastik mittlerweile zum Hals heraus. Es gibt in Südtirol viel wichtigere Themen, etwa die Sanität, die Kaufkraft oder die Einwanderung. Die italienischen Rechtsparteien kämpfen gegen jede Lösung in der Toponomastik an, damit sie im Wahlkampf den Menschen etwas zum Fraß hinwerfen können. Ich bin froh, wenn wir dieses Thema nun endlich abhaken können. Die Einrichtung einer paritätischen Kommission, die mit doppelter Mehrheit entscheidet, ist der richtige Weg. Beide Seiten – die italienische wie auch die deutsche – müssen in der Ortsnamenfrage aufeinander zugehen.

Ansonsten …

… wird das Verfassungsgericht das Landesgesetz von 2012 kassieren. Auch die Italiener in Südtirol müssten deshalb froh sein, wenn in strittigen Punkten ein Kompromiss gefunden wird.

Wie wichtig ist es, dass Sie zwischen Rom und Bozen vermitteln?

Ich habe den Senatoren den Inhalt der Petition von außen erklärt und ihnen geschildert, was der Faschismus für Südtirol bedeutet hat. Mit der Unterschriftenaktion wurde die Ortsnamenfrage instrumentalisiert. Die Senatoren werden gefragt, ob sie dafür sind, dass die italienischen Namen in Südtirol gelöscht werden. Doch damit wird der Inhalt der Durchführungsbestimmung verfälscht. In Südtirol waren 90 Prozent der Orts- und Flurnamen nie doppelsprachig, sondern immer nur auf Deutsch. Soll man jetzt hergehen und italienische Namen neu hinzuerfinden oder jene Namen beibehalten, die keiner kennt? Wir wollen keinen neuen Krieg.

Wollen die Grillini mit ihrer Haltung in der Toponomastik beweisen, dass sie gar nicht so autonomiefeindlich eingestellt sind, wie gemeinhin behauptet wird?

Es beweist, dass wir überhaupt nicht autonomiefeindlich sind. Das war nur SVP-Geplapper vor dem Verfassungsreferendum. In Wirklichkeit erachtet der Movimento 5 Stelle die Autonomie Südtirols und des Trentino als Modell, das auf ganz Italien ausgeweitet werden soll. Deshalb unterstützen wir auch stark das Autonomie-Referendum im Veneto. Gegenteilige Behauptungen sind nur die übliche Wahlkampfrhetorik der SVP.

Interview: Matthias Kofler

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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