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Freiheitliches Fremdgehen

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Matthias Hofer (Süd-Tiroler Freiheit) beim Grazer FPÖ-Wahlkampf

Die Süd-Tiroler Freiheit sucht die Nähe zur Freiheitlichen Partei Österreichs und deren Chef HC Strache. Im Hintergrund läuft ein Zank um die „wahren“ Südtiroler Partner der FPÖ.

Von Anton Rainer

Manchmal ist Politik auch einfach nur gelebter Pragmatismus. Wer Sven Knoll danach fragt, welche österreichische Partei der Süd-Tiroler Freiheit wohl am nächsten steht, erfährt: „Wir bereiten uns auf Neuwahlen am Jahresende vor. Deswegen reden wir mit allen Parteien, um am Ende nicht durch die Finger zu schauen“. Das Thema Selbstbestimmung, so der Kopf der Bewegung, dürfe nicht nur von einer Partei besetzt werden.

Die Realität sieht freilich anders aus: Neben dem politisch scheintoten „Team Stronach“ gibt es in Österreich derzeit nur einen politischen Player, der das zentrale Anliegen der Süd-Tiroler Freiheit, de facto die Wiederangliederung ans Vaterland, vollinhaltlich unterstützt: die FPÖ mit Bundesobmann Heinz Christian Strache. „Derzeit ist sie in sämtlichen Umfragen stärkste Partei“, gibt Sven Knoll zu bedenken – umso mehr lohnt eine enge Bindung zum künftigen Wahlsieger. Gleich zwei Videos vom Freiheitlichen Neujahrstreffen stellte die Süd-Tiroler Freiheit am vergangenen Wochenende ins Netz, darunter ein thematisch wie räumlich eng umschlungenes „Interview“ mit HC Strache. Von den Südtiroler Freiheitlichen war übrigens niemand zum alljährlichen Freundschaftstreffen in die Salzburg Arena gefahren – diese Ehre überließ man dem politischen Konkurrenten Matthias Hofer von der Süd-Tiroler Freiheit. Der stellvertretende Jugendsprecher der Bewegung ist zudem derzeit als Wahlhelfer für die Grazer FPÖ tätig. Ein Symbol für die zunehmende Distanz der Blauen zur österreichischen Mutterpartei?

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Wie tief die Gräben zwischen der FPÖ und dem aktuellen Südtiroler Freiheitlichen-Vorstand sind, zeigte sich etwa im November letzten Jahres. Damals fanden sich Ulli Mair und Pius Leitner in Wien zu einem Treffen mit HC Strache ein – „wie in alten Zeiten“. Der Haken: Niemand sonst in der Fraktion wusste von dem Spontanausflug ins Büro des FPÖ-Chefs in der österreichischen Hauptstadt. Und das obwohl es unter anderem um die Zukunft des Südtiroler Parteiablegers ging: „Er hat uns gefragt, wie es uns als Partei geht und wir haben ihm aus unserer Sicht gesagt, wie es uns geht“, beschrieb Pius Leitner das Treffen knapp. Eingefädelt wurde es von dem FPÖ-Südtirolsprecher Werner Neubauer, der zuletzt auch beim Neujahrstreffen in Salzburg zugegen war. Zufall? „So wie ich das sehe“, meint ein hochrangiges Vorstandsmitglied der Südtiroler Blauen, „favorisiert Werner Neubauer die Süd-Tiroler Freiheit als die „richtigen“ Freiheitlichen“.

Eine Sichtweise, die Sven Knoll so nicht nachvollziehen kann: „Das kann ich nicht beurteilen“, sagt der STF-Fraktionssprecher, „aber natürlich gibt es Unterschiede zwischen FPÖ und Südtiroler Freiheitlichen, genauso wie es Unterschiede zwischen Südtiroler Freiheitlichen und uns gibt.“ Einen Südtiroler Parteiflügel gebe es bei der FPÖ eh nicht, meinte HC Strache bei einer Schützen-Veranstaltung im vergangenen Jahr: „Wir haben keinen Parteiflügel in Südtirol, wir pflegen nur einen anständigen respektvollen Umgang mit eigenständigen Parteien.“ Gemeinsame Themen müsse man mit allen suchen, sagt Knoll, auch zum Beispiel mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der in der Vergangenheit als Unterstützer der doppelten Staatsbürgerschaft auffiel: „Es kommt auf die Themen an“ – und angesichts drohender Neuwahlen im Vaterland wohl auch auf die Meinungsumfragen.

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