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Nur Natur

st-vigil-pederueWer nach Pederü zum Wandern kommt, wird mitunter vor ein drängendes Problem gestellt: kein Klo in Sicht. Obwohl sich dort viele Wandertouristen aufhalten, sind auch in Zukunft keine öffentlichen Toiletten geplant.

von Silke Hinterwaldner

Eine blöde Situation: Nach einer langen Anfahrt mit dem Auto bis nach Pederü drückt die Blase. Aber keine Toilette weit und breit und das einzige Gasthaus in der Nähe hat Ende Oktober zu.

Was tun? Zum Glück befindet man sich in der freien Natur und kann sein Geschäft in Ermangelung an bequemeren und hygienischeren Alternativen zwangsläufig dort verrichten. Aber muss das sein? Kann die öffentliche Verwaltung nicht dafür sorgen, dass an diesem vielbesuchten Platz und Ausgangort für zahlreiche Wanderungen im Naturpark Fanes Sennes Prags eine Toilette errichtet wird?

Landesrat Richard Theiner

Landesrat Richard Theiner

Der zuständige Landesrat Richard Theiner winkt ab. „Das Naturparkamt kann vor Ort auf das Problem aufmerksam machen“, erklärt er, „und eine Verbesserung forcieren. Die Landesverwaltung alleine kann jedoch nicht öffentliche WC-Anlagen realisieren und ganzjährig betreuen.“

Die unappetitliche Frage aufgeworfen hatte der Freiheitliche Obmann Walter Blaas. Nach einem Besuch in Pederü Ende Oktober hat er Anfang November eine Landtagsanfrage gestellt, die eine Forderung nach öffentlichen Toiletten in diesem Bereich enthält. Als jetzt die Absage von Theiner kam, zeigt Blass sich bitter enttäuscht. „Für die vielen Besucher, die von Pederü aus ihre Wanderungen in Angriff nehmen, sollte es aber schon Verbesserungen geben“, sagt er, „früher oder später wird man etwas tun müssen, denn es kann doch nicht sein, dass es mitten im Unesco-Weltnaturerbe keine sanitären Anlagen gibt.“

Außerdem sei die Vorgehensweise der öffentlichen Ämter und Körperschaften in Klo-Fragen widersprüchlich. Denn nicht weit von Pederü hatte man bei der Capanna Alpina sehr wohl eine WC-Anlage realisiert, die mit Landesgeldern finanziert wird. „Allerdings“, wirft Landesrat Theiner ein, gebe es im Gegensatz zu Pederü dort einen Anschluss an die Kanalisierung und einen Gastwirt, der sich um die Anlage kümmert. „Die Errichtung und vor allem auch die Führung einer solchen Struktur an einem abgelegenen Ort wie Pederü, der zwölf Kilometer von der Ortschaft St. Vigil entfernt ist, würde einen nicht zu unterschätzenden Aufwand mit sich bringen.“ Man müsse eine Sickergrube errichten, reinigen müsste man das Klo mehrmals am Tag.

Aber es gibt noch andere Möglichkeiten, in der Abgeschiedenheit stille Örtchen zu schaffen.

Walter Blaas

Walter Blaas

Für die Wildnis in Kanada waren Trocken-Klos entwickelt worden, die man dann nach Südtirol importiert hat. Dies sind kleine Anlagen mit zwei Toiletten, die ohne fließend Wasser und Heizung funktionieren. Die Abfälle werden in einem unterirdischen Tank gesammelt und bei Bedarf in eine Kläranlage gebracht. Solche Trocken-Klos gibt es etwa beim Dreizinnenblick, am hinteren Ufer des Pragser Wildsees, in den Lärchenwiesen im Fischleintal oder seit kurzem auch in Fodora Masaronn. Aber, wirft Theiner ein, für Perdrü sei eine solche Anlage nicht geeignet, weil sie nur einen beschränkten Zulauf an Personen bewältigen kann und deshalb in belebten Gegenden wie Pederü nicht passend ist. Außerdem seien Trocken-Klos im Winter nicht funktionstüchtig.

Grundsätzlich aber, meint Landesrat Theiner, seien öffentliche Toiletten sicherlich eine „nützliche Einrichtung“ und auch an wichtigen Ausgangspunkten für Wanderungen sinnvoll. Für den Wanderer, den in Perderü die Blase drückt, ist das nur ein geringer Trost.

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