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„Die spinnen komplett“

Rösch Paul Kurt duschekDer grüne Gemeinderat Kurt Duschek übt scharfe Kritik am Meraner Bürgermeister und warnt: Wer zu Silvester LED-Luftballons hochsteigen lässt und die Batterien nicht entsorgt, begehe ein Vergehen.

TAGESZEITUNG Online: Herr Duschek, in Meran werden zu Silvester 10.000 LED-Luftballons in die Luft „geschossen“. Sie kritisieren dieses „alternative Feuerwerk“?

Kurt Duschek: Ich habe Bürgermeister Paul Rösch bereits vor einem Monat darauf hingewiesen, dass auf dem Beipackzettel der LED-Luftballons steht, dass sie für Kinder nicht geeignet sind und dass die in den Luftballons enthaltenen Batterien laut Landesgesetz als Sondermüll entsorgt werden müssen. Daraufhin hat mich die Präsidentin der Kurverwaltung …

… Ingrid Hofer …

… der Lüge bezichtigt. Das ist aber ein Schmarrn! Sie kann sagen, dass sie mit meinen Aussagen nicht einverstanden ist, aber nicht, dass ich lüge. Ich habe sie daraufhin zurechtgewiesen.

Wie hat der Bürgermeister reagiert?

Der Bürgermeister hat im vergangenen Jahr richtigerweise entschieden, kein Feuerwehr mehr zu veranstalten. Er hat Stadträtin Gabi Strohmer und die Kurverwaltung damit beauftragt, eine Alternative auszuarbeiten. Es gab dann mehrere Vorschläge, etwa das Abhalten einer Laser-Show. Ein anderer Vorschlag war, dass 50 Kanuten mit einer Fackel die Passer hinunterfahren. Diese Vorschläge wurden abgelehnt, der Vorschlag mit den 10.000 LED-Luftballons wurde angenommen.

Duschek-Promemoria

Duschek-Promemoria

Und jetzt kritisiert der grüne Gemeindrat Duschek den grünen Bürgermeister Rösch?

Ich wurde als Grüner in den Gemeinderat gewählt, bin aber kein Fundamentalist. Ich möchte aber darauf hinweisen: Wenn ich eine Tschigg zu Boden werfe, muss ich die Strafe zahlen und nicht die Firma Marlboro. Daher muss man den Leuten in Zusammenhang mit den LED-Luftballons auch klar sagen: Seid euch bewusst, wenn ihr so einen Ballon steigen läst, dann begeht ihr ein Vergehen. Das Verhalten des Bürgermeisters ist denn auch völlig widersprüchlich: Einerseits sagt der Bürgermeister: Wer Raketen abschießt, muss 50 oder 100 Euro Strafe zahlen. Er müsste folgerichtig auch sagen: Wer einen LED-Ballon steigen lässt, muss die Batterien entsorgen. Im gegenteiligen Fall macht er sich eines Vergehens schuldig. Die rechtliche Situation ist hetzig …

Inwiefern?

Die Frage ist, wer das Vergehen begeht.

Wer?

Plakat von Stephan Pircher

Plakat von Stephan Pircher

Das Vergehen begeht die Person, die den Ballon loslässt. Die Polizei müsste die Leute also einzeln strafen. Die Kurverwaltung begeht ihrerseits ein Vergehen, wenn sie die LED-Luftballons ohne Beipackzettel weitergibt.

Wie erklären Sie sich den Umstand, dass der sonst so vernünftige und umweltbewusste Bürgermeister zu Silvester ein Batterien-in-die-Luft-Schießen veranstalten lässt?

Er sagte mir gegenüber, er müsse das machen, sonst habe er den HGV und die Kurverwaltung auf dem Gagg. Ich habe auch mit Cristina Kury gesprochen, sie sagt, sie wolle sich da raushalten, das sei die Sache des Bürgermeisters. Jeder schiebt also die heiße Kartoffel weiter.

Sie sind erzürnt?

Ich frage mich ganz ehrlich: Wie kann man bloß so einen Schmarrn veranstalten, der ganz nebenbei die stolze Summe von 38.500 Euro kostet? Ich habe auch mit dem ehemaligen Präsidenten der Kurverwaltung Reinhard Schölzhorn gesprochen, Auch der sagt: Die spinnen komplett! Ein Freund sagte mir, er habe auf Pienzenau mal 30 LED-Luftballons hochgehen lassen. Das kaputte Plastik hänge noch immer in den Bäumen. Man sollte sich also schon vorher überlegen, was man tut.

Der Bürgermeister nimmt die Sache auf die leichte Schulter?

Ich habe zum Bürgermeister gesagt: Lass dir vom Hersteller eine eidesstattliche Erklärung geben, dass die Sache ungefährlich und die Batterien abbaubar sind. Er antwortete: Das machen die nicht.

Wie sind die Reaktionen in Meran?

Mich sprechen viele Menschen auf diese Sache an. Die Leute weisen auf das Absurdum hin, dass wir in Meran vier Kästen haben, wo man Batterien entsorgen muss, dann geht die Gemeinde her und erlaubt, dass 10.000 Batterien in die Luft geschossen werden. Und wissen Sie, was mich ganz besonders ärgert?

Eine LED-Batterie

Eine LED-Batterie

Sie werden es uns verraten …

Die Präsidentin der Kurverwaltung hat gegenüber Rai Südtirol gesagt, das mit den LED-Ballons sei, wie wenn man sechs Bierdosen in den Wald einischmeißt. Wenn die Präsidentin der Kurverwaltung einer Kurstadt auch nur ein Minimum an Umweltbewusstsein hätte, würde sie nicht 10.000 Batterien mit sechs Dosen vergleichen. Ich bin wahrlich kein Guastafeste, aber ich sehe nicht ein, dass man Batterien herumschmeißt. Das finde ich nicht richtig.

Interview: Artur Oberhofer

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