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Jetzt redet Michaeler

otmar-michaelerDie Volksbank wird in eine AG umgewandelt. Wer aus der Gesellschaft aussteigen will, erhält aber anstatt 19,65 nur noch 12,10 Euro pro Aktie. Wie Präsident Otmar Michaeler auf die Verärgerung bei den Mitgliedern reagiert.

Tageszeitung: Herr Michaeler, viele Volksbank-Mitglieder sind verärgert und fürchten, dass es mit der Bank nach den Fusionen, der Expansion und der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft nun bergab geht. Ist diese Sorge berechtigt?

Otmar Michaeler: Nein, absolut nicht. Denn es geht hier um ein Gesetzesdekret von Renzi, wonach es für Gesellschaften mit über acht Milliarden Euro an Aktiva verpflichtend ist, sich in eine AG umzuwandeln. Wir haben diesbezüglich einen Austrittspreis definiert, der aber nichts mit dem wahren Wert der Volksbank zu tun hat. Die Sorgen und den Ärger verstehe ich natürlich. Diese Situation kommt zustande, da sich nicht jeder täglich mit seiner Bank beschäftigt und demnach nicht voll aufgeklärt ist. Deshalb versuchten wir, die Mitglieder durch die Roadshow und durch Mitteilungen zu informieren.

Sie sind überzeugt davon, dass die Bank nicht unter den Fusionen und der Expansion in Norditalien leiden wird?

Nein, die Bank wird nicht darunter leiden. Wir müssen die Fakten sprechen lassen: Bis Ende 2015 hat die Bank keinen Verlust geschrieben. Danach hatten wir eine Bankprüfung hier, die eine Sonderabschreibung von über 30 Millionen Euro nötig machte. Diese haben wir bereits im ersten Halbjahr verbucht – und laut dem heutigen Stand werden wir am Ende des Jahres keinen Verlust machen, sondern einen Gewinn. Das heißt, es geht kein Euro an Vermögen verloren – trotz der schwierigen Zeiten. Es gibt nicht einen Grund zur Sorge.

Sie haben einige Infoveranstaltungen hinter sich. Dabei soll es teilweise sehr emotional zugegangen sein. Wie war Ihr Eindruck von der Stimmung der Mitglieder?

Sehr unterschiedlich. In Treviso etwa war es verhältnismäßig ruhig, weil man sich dort nicht so sehr mit dem Thema Aktienwert beschäftigt hat. Aufgrund der großen Probleme vieler umliegender Banken hat man die Sache wesentlich entspannter gesehen und war mehr auf die Situation vorbereitet. In Südtirol waren die Emotionen natürlich höher. Es ist zur Diskussion gekommen, ob die Expansion in Italien mit der Marostica richtig war, weil es negative Erfahrungen mit einer anderen Bank gab, wo es leider Gottes einige Verluste gegeben hat. Das hat man parallel gestellt und gesagt, dass die Volksbank die gleichen Probleme hat. Es ist teilweise viel Emotion reingekommen, weil man natürlich nicht über alle wichtigen Informationen verfügen kann. Für uns war das Wichtigste, auf das Thema einzugehen. Ich hatte immer den Eindruck, dass es zu einer gewissen Entspannung gekommen ist, wenn die Leute eine Diskussion zugelassen haben – unabhängig davon, dass die eine oder andere Verärgerung bleibt.

Es soll teilweise Beleidigungen gegen Ihre Person gegeben haben. Und Sie sollen mit der Wortwahl gegen Kritiker auch nicht zimperlich gewesen sein…

Von dem weiß ich nichts. („Ich war dabei, da haben Sie falsche Informationen erhalten“, sagt die Presseverantwortliche Jutta Perkmann zur TAGESZEITUNG).

Wie stimmen Sie Mitglieder um, die sagen, sie werden am Samstag gegen die Umwandlung in eine AG abstimmen?

Ganz einfach: Es ist unsere Aufgabe, die Bank in Zukunft weiterhin erfolgreich zu führen. Die Volksbank-Mitglieder sind zurecht gewohnt, dass ihre Bank ordentliche Ergebnisse erzielt. Das muss auch in Zukunft erfüllt werden. In Anbetracht der Tatsache, dass alle Banken derzeit in einer schwierigen Situation sind und wir trotzdem Gewinne erzielen, gehe ich davon aus, dass man beruhigt und zufrieden mit uns ist. Es ist ein Fehler, die Aktien jetzt loswerden zu wollen. Der schwierigen Situation kann man nur mit ordentlichen Ergebnissen entgegensteuern – und das werden wir auch tun.

Die Bank hat die Möglichkeit, die Aktien-Auszahlungen und damit das Austrittsrecht der Mitglieder zu blockieren. Wird sie davon Gebrauch machen?

Ja, auf alle Fälle, denn die Bank hat die Interessen aller Mitglieder zu vertreten. Und das Kapital ist das wichtigste Gut, das eine Bank hat, wenn sie solide sein möchte. Wir sind solide und brauchen das Kapital für die Umsetzung des Strategieplans, für ein organisches Wachstum. Dementsprechend wird die Bank die Austrittswilligen nicht mit einer Auszahlung befriedigen. Aber zum besseren Verständnis: Wir gehen davon aus, dass viele Mitglieder die Situation nutzen und Aktien kaufen.

Das heißt, man kann seine Aktien verkaufen, wenn sich ein Käufer findet – wenn sich also Angebot und Nachfrage überschneiden?

Genau. Wenn das Angebot aber höher ist als die Nachfrage, wird es eine verhältnismäßige Zuteilung geben.

In dieser Woche wurde die Handelsplattform der Volksbank-Aktie eingestellt. Warum wurde dies nötig?

Das hat – und das ist uns absolut wichtig zu sagen – nichts mit der Umwandlung zu tun. Es ist ein Zufall, dass dies zusammenfällt. Es geht darum, dass diese Art der Handelsplattform laut Consob nicht mehr gültig ist. Im Zuge einer Auflage muss eine neue Art von Plattform kommen. Diese ist derzeit in Entwicklung und wird im Frühjahr eingeführt.

Ziel der Volksbank ist es also nicht, die Mitglieder sozusagen an die Bank zu fesseln?

Nein, es sind lediglich zwei Ereignisse, die aufeinandertreffen.

Würden Sie Ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass der Wert der Volksbank-Aktie – im April wurde er auf 19,65 Euro festgelegt – in den nächsten Jahren eher nach oben als nach unten geht?

Diese Frage will ich nicht beantworten.

Interview: Heinrich Schwarz

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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