Du befindest dich hier: Home » Gesellschaft » Präsident im Fadenkreuz

Präsident im Fadenkreuz

schiedsrichterin-faustDer Fall der Schiedsrichterin, die in einem A-Jugend-Match in Salurn einen Faustschlag abbekommen hat, wird immer skurriler. Jetzt gerät der Präsident von Olimpia Meran ins Fadenkreuz der Sportgerichtsbarkeit.

von Artur Oberhofer

Die Sportrichter können sich einen Seitenhieb auf den Präsidenten von Olimpia Meran nicht verkneifen:

„Das traurige Resultat ist, dass (…) es nun zwei Opfer gibt, zwei minderjährige Fußballspieler, davon einer, der von seinem eigenen Verein angeklagt wurde, ohne das auch nur der geringste Beweis gegen ihn vorgelegen hat.“

Der Fall der jungen Schiedsrichterin, die Ende September nach dem A-Jugend-Match Salurn gegen Olimpia Meran einen Faustschlag abbekommen hat, wird immer skurriler.

Die Vorgeschichte ist bekannt: Am Abend des 28. September dieses Jahres standen sich die A-Jugend-Teams von Salurn und Olimpia Meran gegenüber.

Die Hausherren siegten mit 4:3. Die Gästemannschaft reklamierte in der Schlussphase einen Elfmeter.

Als die 16-jährige Schiedsrichterin kurz nach 21.30 Uhr das Spiel abpfiff, kam es zu einem Eklat: Die junge Unparteiische wurde von einem Spieler von Olimpia Meran tätlich angegriffen.

Im Urteil des Sportgerichtes heißt es, die Schiedsrichterin habe „von hinten einen Faustschlag gegen den linken Oberarm“ abbekommen, der „ihr große Schmerzen verursachte und sie zudem einen Meter nach vorne warf.“

Die junge Schiedsrichterin konnte – weil der Schlag von hinten ausgeführt wurde – nicht erkennen, wer ihr den Faustschlag verpasst hat. Als sie sich umdrehte, standen zwei Spieler von Olimpia Meran hinter ihr: der Spieler mit der Rückennummer 2 und der Spieler mit der 15.

Für das Sportgericht war klar: Einer der beiden Spieler muss der Übeltäter sein.

Da aber keiner der beiden Spieler die Verantwortung für das Geschehene übernahm, bestrafte der Sportrichter den Kapitän von Olimpia Meran: er wurde für drei Jahre gesperrt – bis 6. Oktober 2019!

Der Sportrichter stellte außerdem klar: Sollten es sich der Verein und der Spieler, der die Schiedsrichterin tätlich angegriffen hat, anders überlegen und die Verantwortung übernehmen, würde die Sperre gegen den Kapitän sofort aufgehoben.

Zunächst legten die Vereinsverantwortlichen von Olimpia Meran Rekurs gegen das Urteil des Sportrichters ein.

In dem Rekurs beantragten die Verantwortlichen des Meraner Clubs, dass die gegen den Kapitän verhängte dreijährige Sperre auf den Trainer, Stefano Di Liello, übertragen wird.

Diesen Antrag schmetterte das Sportberufungsgericht unter Vorsitz von Marco Emer (Beirichter: Marco Pappalardo, Andrea Tait) genauso ab wie die Anträge, die Sperren gegen zwei weitere Spieler und die Geldstrafe zu reduzieren. Außerdem rügte das Berufungsgericht den Verein, der – so heißt es im Urteil – versucht habe, das Geschehene, das „schwerwiegend“ sei, zu bagatellisieren.

In Bezug auf den Antrag, den Trainer, statt den Kapitän zu sperren, stellte das Gericht fest:

„Der Fußballspieler, welche die Funktion als Kapitän einnimmt, trägt die Verantwortung bei Tätlichkeiten gegen den Schiedsrichter (…), wenn der schuldige Mitspieler nicht feststellbar ist.“

Am 19. Oktober kam es zu einem wahren Paukenschlag.

Der Präsident von Olimpia Meran richtete ein Schreiben an den Sportrichter. Der Succus: Der Verein teilte dem Sportrichter in dem Schreiben mit, dass man nach „internen Ermittlungen“ festgestellt habe, dass der Spieler mit der Rückennummer 15 den Faustschlag gegen die junge Schiedsrichterin ausgeführt habe.

Allerdings: Als der Spieler mit der Nummer 15 vor wenigen Tagen im Beisein seiner Eltern vom Sportrichter angehört wurde, bestritt er vehement, die Schiedsrichterin geschlagen zu haben. Der Jugendliche unterschrieb sogar eine eidesstattliche Erklärung.

Laut Sportrichter decke sich die Version, die der Spieler mit der Nummer 15 aufgetischt hat, voll und ganz mit den Aussagen der Schiedsrichterin. Deswegen hat der Sportrichter die Sperre gegen den Kapitän von Olimpia Meran bestätigt.

Nun gerät der Präsident von Olimpia Meran ins Fadenkreuz der Sportgerichtsbarkeit. Der Richter hat nämlich angeordnet, dass die Akten an die Verbandsanwaltschaft nach Rom weitergeleitet werden.

Diese solle das Verhalten des Präsidenten von Olimpia Meran, der einen Spieler seiner Mannschaft ohne Beweise „angezeigt“ habe, beurteilen.

Der Krimi geht also weiter.

Der Anwalt der Schiedsrichterin, Mark Antonio De Giuseppe, wird Strafanzeige gegen Unbekannt stellen, wenn die Verantwortlichen von Olimpia Meran nicht Schadenersatz leisten.

Und auch der Vater des für drei Jahre gesperrten Kapitäns erwägt nun rechtliche Schritte.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen