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Der rabiate Hirte

gütl schafe Schneekanone herbert gütl skipiste 7Der Innichner Herbert Gütl führt seit Jahren einen verbitterten Kampf gegen die Betreibergesellschaft der Helm-Pisten. Nun steht er wegen Nötigung, Körperverletzung und Sachbeschädigung vor Gericht.

Von Thomas Vikoler

Er sieht sich selbst als Opfer. Opfer einer mächtigen Liftgesellschaft (Sextner Dolomiten AG), die sein Grundstück entlang einer Skiabfahrt vom Helm nach Vierschach und die dort untergebrachten Schafe störe. Herbert Gütl hat Beweisfotos, die zeigen, wie seine Schafe knietief im Kunstschnee feststecken. Er wandte sich an Tierschutz-Organisationen. Die Fotos stammen allerdings aus dem Jahre 2009.

Die Liftgesellschaft Sextner Dolomiten AG hat in der Zwischenzeit selbst Beweise gesammelt und Anzeigen erstattet. Gegen Herbert Gietl. Diese Woche begann am Landesgericht Bozen ein Strafprozess gegen den 65-jährigen Innichner, in dem ihm Staatsanwalt Markus Mayr Nötigung, Körperverletzung und Sachbeschädigung vorwirft.

Richterin Carla Scheidle bemühte sich zum Prozessauftakt, die Parteien für eine außergerichtliche Einigung zu gewinnen. Erfolglos. Herbert Gütl sieht sich im Recht und will den Prozess führen. Ein früheres Angebot der Sextner Dolomiten AG, nach dem er 8.000 Euro Schadenersatz für eine Rücknahme der Anzeigen hätte zahlen müssen, hatte er abgelehnt.

Gütl ist bekannt für seine Sturheit. Aus der Sicht der Anklage stellte er sogar eine Gefahr für die Sicherheit der Raut-Piste am Helm und das Personal Liftgesellschaft dar. Deshalb erwirkte sie Anfang 2014 eine richterliche Verfügung, die dem Schäfer verbot, die Piste während des Skibetriebs zu betreten.

Denn in den Wochen zuvor war es dort zu mehreren Zwischenfällen gekommen: Am 21., 22., und 28. Dezember 2013 musste der reguläre Skibetrieb auf der Raut-Piste unterbrochen werden. Der Grund: Jemand hatte Löcher in den Kunstschnee gegraben, sowie Erde, Asche und Mist auf die Piste gestreut. Laut Anklage war des Herbert Gütl, dessen Schaftstall sich in unmittelbarer Nähe der Piste befindet.

Am 23. Dezember 2013 kam es laut Anklage es dort zu einem dramatischen Zwischenfall: Gütl stellte sich einer Pistenraupe in den Weg und bewarf die beiden Insassen mit Eisblöcken. Nicht nur das. Einem Fahrer hielt Gietl ein Tapeziermesser an den Hals. Diese Episode wird von der Anklage als Nötigung eingestuft, ist aber die heikelste der gesamten Anklage. Gütls Verteidiger Christoph Senoner sagt, der Zwischenfall sei nicht eindeutig bewiesen. Es gebe ein Foto, das seinen Mandanten mit einem Fotoapparat in der Hand zeige. Wie habe er dem Liftmann gleichzeitig ein Messer ans Hals halten können?

Am 26. Jänner 2014 kam es zu einem weiteren Pisten-Gefecht. Diesmal traf der Schäfer auf Rudolf Egarter, dem technischen Direktor der Liftgesellschaft. Egarter gab später in einer Strafanzeige an, von Gütl mit einem Schaufelstiehl geschlagen worden zu sein, was bei ihm eine Prellung am Bauch mit einer Heilungsdauer von acht Tagen verursacht habe.

Egartner äußerte in seiner Anzeige die Vermutung, Gütl gehe es weniger um sein Grundstück und seine Schafe als ums Geld: „Er will der Liftgesellschaft gezielt auf Dauer schaden, da er im vorangegangenen Sommer von derselben eine Summe von 150.000 Euro als Schadenersatz und als zusätzliche Durchfahrtsentschädigung verlangt hatte“. Die gerichtlich festgelegte Entschädigung beträgt 1.600 Euro.

Verzeichnet ist in der Anklage auch eine sogenannte Aschenattacke: Gütl soll einem Mitarbeiter der Liftgesellschaft Asche ins Gesicht geworfen haben. Heilungsdauer: Drei Tage, für die Anklage ein Fall von Körperverletzung.

Vorfälle, die laut Verteidiger Christoph Senoner nicht zweifelsfrei bewiesen sind. In der Auftaktverhandlung wurden mehrere Zeugen angehört, auf der nächsten 29. November sollen weitere folgen. Und voraussichtlich das Urteil für Herbert Gütl.

 

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