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Verlegter Straßenstrich

Straßenstrich (Symbolbild)

Straßenstrich (Symbolbild)

Das Halteverbot für Freier in der Schlachthofstraße ist praktisch wirkungslos, der Straßenstrich hat sich in andere Straßen verlagert. Nun fordert Stadtviertelpräsident Armin Widmann die Ausweisung von fixen Rotlichtzonen. Etwa in der Innsbrucker Straße.

Von Thomas Vikoler

Armin Widmann, ziemlich verärgerter Präsident des Stadtviertelrates Zentrum-Bozner Boden-Rentsch, spricht von einer „reinen Feigenblatt-Aktion“. Seit einer Woche gilt auf einem rund 300 Meter langen Straßenabschnitt der Schlachthofstraße, zwischen Rittner Seilbahn und Sozialassessorat, ein Halteverbot für Autos.

Eine von Bürgermeister Renzo Caramaschi groß angekündigte Maßnahme gegen den Straßenstrich. Die Folge des Halteverbots: Die betroffene Zone ist nun abends praktisch menschenleer, wie Martin Schwienbacher, Vize-Kommandant der Stadtpolizei, bestätigt. Strafen (41 Euro wegen Verletzung des Halteverbotes) seien bisher keine ausgestellt worden.

„Die Bewohner des benachbarten Kondominiums sind natürlich froh darüber, aber am Problem hat sich nichts geändert“, bemerkt Stadtviertelrats-Präsident Widmann, der von der Stadt eine wesentlich weitreichendere Intervention fordert.

Der Straßenstrich ist infolge des Halteverbots kurzerhand verlegt worden. Angebot (die Prostituierten) und Nachfrage (die weiterhin zahlreichen Freier) treffen sich nun eben in anderen Bozner Straßen. Die Stadtpolizei vermeldet zunehmende Präsenz in der Raiffeisen- und Rittnerstraße in Zwölfmalgreien, dort wurden in der vorvergangenen Nacht ein halbes Dutzend Prostituierte kontrolliert.

Stadtviertelpräsident Widmann weiß von einer Verlagerung des Geschäfts mit dem Sex in die Pedrottistraße (eine Nebenstraße der Schlachthofstraße) und in die Industriezone (insbesondere Galvanistraße).

Das Halteverbot ist praktisch wirkungslos. Ähnliches musste Bürgermeister Renzo Caramaschi am Mittwoch bei der Sitzung des nationalen Gemeindenverbandes ANCI in Rom erleben. Sein Antrag, auf eine Reglementierung der Prostitution zu drängen, wurde erst gar nicht behandelt. Seine Kritiker umschreiben es so: „Er ist abgeblitzt“.

Auch Stadtviertelpräsident Widmann ist nicht einverstanden mit dem Kurs des Bürgermeisters, der im Sommer die Wiedereinführung von Bordellen gefordert hatte.

Die Lösungsvorschläge des Stadtviertelrates, die diese Woche in einem Brief an Caramaschi festgehalten wurden, lauten: Einführung eines generellen Kontaktverbots zwischen Prostituierten und Freier in bewohntem Gebiet (nach dem Vorbild Paduas mit Strafen von bis zu 500 Euro), faktisch ein Halteverbot für die gesamte Stadt.

Stattdessen die Einführung von fixen Rotlichtzonen in der Peripherie.

Dafür spricht sich auch Projekt Bozen aus. Das Merlin-Gesetz, mit dem in Italien in den 1950iger Jahren die Bordelle verboten wurden, erlaube es den Gemeinden, den Straßenstrich aus dem bewohnten Gebiet zu verbannen, meint Ex-Gemeinderatspräsident Rudi Benedikter. Er verweist auf einen parteiübergreifenden Gesetzentwurf vom April 2015, der die Möglichkeit vorsieht, Rotlichtzonen auszuweisen.

„Ein Halteverbot für Autofahrer in einem ganzen Stadtteil ist undurchführbar, rechtswidrig und unsinnig“, finden die Stadtviertelräte Benedikter, Martin Fink und Ulli Spitaler.

Als potentiell auszuweisende Rotlichtzone nennt Stadtviertelpräsident Widmann die Innsbrucker Straße, bereits jetzt ein beliebter Standplatz. Auch Stadtpolizei-Vizekommandant Schwienbacher kann dieser Idee etwas abgewinnen, auch wenn er das derzeit heiße Thema Straßenstrich für überschätzt hält.

In Bozen gebe es die ihn seit Jahrzehnten, die Zahl der dort gleichzeitig tätigen Prostituierten habe nie die Zahl 20 überschritten.

 

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