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„Die Angst bleibt“

SagmeisterFamilie Sagmeister war 2015 Opfer jenes Brandanschlags, bei dem in Glurns ein Stadel und eine Sägemühle in Flammen aufgingen. Dass sich der verurteilte Täter nun wieder in der Stadt aufhält, erfüllt die Familie mit Sorge.

TAGESZEITUNG Online: Es war Ihre Familie, die bei den Brandanschlägen im Februar 2015 Schaden erlitten hat. Was wurde damals genau zerstört?

Andreas Sagmeister: Der Stadel ist vollständig abgebrannt und musste aus statischen und Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Die am Stadel angrenzenden Wohnungen wurden teilweise zerstört. Beim Brand bei der Sägemühle wurde zudem ein Teil der Holzfassade beschädigt.

Was hat sich seither getan?

Andreas Sagmeister: Die Schäden an den beiden Wohnungen wurden wieder behoben, die Mauer zwischen Stadel und Wohnung wurde gesichert und ausgebessert. Am brachliegenden Platz, auf dem der Stadel stand, sieht man aber immer noch deutlich die Spuren des Brandes.

Welche Erinnerungen haben Sie an die Brandnacht?

Markus Sagmeister: Wir wurden von unserer Nachbarin aus dem Tiefschlaf geklingelt und verließen unter Schock auf dem schnellsten Weg mit unseren Kindern das Haus. Wir alle waren völlig fassungslos, zumal wir aufgrund des lichterloh brennenden, angebauten Stadels den Eindruck hatten, als wäre auch unser Haus vor den Flammen nicht zu retten. Zum Glück leisteten alle Feuerwehren eine hervorragende Arbeit, so blieb es bei einigen Schäden im Wohnhaus.

Ist es beim materiellen Schaden geblieben?

Markus Sagmeister: Selbstverständlich setzt einem ein solcher Vorfall auch psychisch zu, immer wieder holen uns Erinnerungen an die Brandnacht ein. Auch unsere Kinder hat es anfangs schwer getroffen und die Angst bleibt. Schwer umgehen konnten wir mit der Tatsache, dass es sich um Brandstiftung handelte.

Der verurteilte Brandstifter ist in Erwartung des Haftantritts nun wieder in Glurns unterwegs. Wie denken Sie darüber?

Robert Sagmeister: Wir waren aufgrund des Gerichtsurteils eigentlich überzeugt davon, dass er für die Tat zur Rechenschaft gezogen wird, deshalb waren wir sehr entrüstet, als wir feststellten, dass er sich erneut frei in Glurns bewegte. Es ist für uns eine sehr unangenehme Situation.

Was erwarten Sie sich?

Robert Sagmeister: Wir haben mittlerweile den Eindruck, dass in unserem Rechtsstaat die Täter stärker geschützt werden als die Geschädigten. Eigentlich erwarten wir uns, dass auch die Ängste der Opfer von den Behörden bedacht werden.

Haben Sie Angst?

Andreas Sagmeister: Natürlich haben wir auch Angst. Und der Umstand, dass wir die Beweggründe für diese Tat nicht kennen, macht es für uns nicht leichter. Zudem haben wir den Eindruck, dass in Glurns viele Bürger aus Furcht vor einer möglichen Vergeltung lieber schweigen.

Interview: Karin Gamper

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