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Schuld an dem Schlamassel?

imageLanas Ex-Bürgermeister Christoph Gufler über das Aus für die provisorische Schottergrube beim Falschauer-Biotop.

TAGESZEITUNG Online: Herr Gufler, es heißt, dass Sie als ehemaliger Bürgermeister von Lana veranlasst haben, dass die Schottergrube von Werner Schwienbacher  an die ökologisch sensible Falschauer-Mündung verlegt wird. Sind Sie nun Schuld an dem Schlamassel?

Christoph Gufler: Natürlich sind immer andere Schuld, wenn es etwas schief läuft. Die Geschichte mit der Schottergrube liegt zehn Jahre zurück. Die neue Gemeindeverwaltung ist seit vielen Jahren im Amt. Ich denke, das war Zeit genug, um eine für alle akzeptable Lösung zu finden.

Wie haben Sie den Verlauf der Dinge in Erinnerung?

Wie so oft liegen auch in diesem Fall die Dinge genau umgekehrt, wie man sie heute darzustellen versucht. Viele Lananer und Burggräfler werden sich noch daran erinnern, dass das Falschauerbiotop alles andere als ein geschütztes Naturgebiet war. Jahrzehntelang war es nichts anderes als eine riesige Schottergrube und die Müllhalde für den ganzen Meraner Talkessel. Das hat sich unter meiner Zeit als Bürgermeister grundlegend geändert. Die wilde Mülldeponie wurde saniert und das Schotterwerk aus dem Biotop ausgesiedelt.

Das sagt sich so leicht, war aber ein gewaltiger Kraftakt. Da das Biotop nicht der Gemeinde, sondern dem Land gehört(e) und dieses auch die langfristigen Abbaukonzessionen an den Schotterbetrieb erteilt hatte, konnte die Gemeinde Lana selber gar nichts tun.

Es ist mir aber gelungen, das Land und die Betreiber des Schotterwerkes an einen Tisch zu bekommen. Nach langen Verhandlungen konnte das Schotterwerk nach über fünfzig Jahren zur Gänze aus dem Biotop ausgesiedelt werden. Das Land hat dann das Biotop renaturiert und es damit endlich seiner eigentlichen Zweckbestimmung zugeführt. Dies war aber nur möglich, wenn dem Betrieb als Ersatz dafür neue Flächen außerhalb des Biotops ausgewiesen wurden. Schließlich verzichtete dieser auf eine noch viele Jahre gültige Abbaukonzession und musste anstelle sehr mäßiger Konzessionsgebühren tief in die Tasche greifen, um die neuen Betriebsflächen anzukaufen.

Das Schotterwerk sollte in der nahen Industriezone angesiedelt werden?

Ja, das war eine Option. Aber jeder weiß, welche unzumutbare Belastung das für die Anrainerbetriebe in der Industriezone Lana, die zum Teil sogar Lebensmittel produzieren, bedeutet hätte. Deshalb wurde die Schotterzone südlich vom Biotop und von diesem durch einen Erdwall abgeschirmt, ausgewiesen. Dies gilt sowohl für die Firma Beton Lana wie auch für die Schottergrube von Werner Schwienbacher.

Für letztere wurde nur eine provisorische Genehmigung erteilt, weil das Grundstück nicht unmittelbar an die Schotterzone grenzt, sondern einige hundert Meter daneben liegt. Mein Ziel war es, mittelfristig beide Flächen zusammenzulegen.

Damit würde das Gebiet die Dammstraße und den angrenzenden Spielplatz nicht tangieren. Das habe ich damals vertreten und unter diesen Umständen halte ich das heute noch für eine akzeptable Lösung. Schließlich geht es ja auch um eine Menge wichtiger Arbeitsplätze.

 Warum wird dann Gegenteiliges behauptet?

Das müssen sie jene fragen, die das tun. Schauen Sie, es ist wohl so, dass die alte Verwaltung 2010 eine Reihe von fertig geplanten, genehmigten und auch schon finanzierten Projekten übergeben konnte, wie den Gesundheits- und Sozialsprengel, die zusätzlichen Seniorenwohnungen im Lorenzerhof, die dortige neue Dementenabteilung, die Neugestaltung der Andreas-Hofer-Straße, die Zivilschutzeinrichtung für die Wasserrettung, die Neugestaltung der öffentlichen Flächen in der Industriezone, die Sanierung des Lido Lana mit dem dortigen neuen Parkplatz und die Erweiterung der Sportzone an der Boznerstraße. Aber einige Probleme muss, wie gesagt, die seit mittlerweile sieben Jahren im Amt befindliche Verwaltung selber lösen. Vor zehn Jahren ging es darum, das Falschauerbiotop aufzuwerten und die Betriebe in der Industriezone vor einem Schotterwerk zu bewahren. Das war damals nur mit diesem Kompromiss möglich. Deshalb halte ich diese Entscheidung nach wie vor für richtig. Für die Zeit, seit der ich nicht mehr Mitglied der Gemeindeverwaltung bin, kann ich beim besten Willen keine Verantwortung übernehmen.

 Interview: Karin Gamper

+++ Der Hintergrund +++

Mit 13 Gegenstimmen, elf Ja-Stimmen und drei Enthaltungen hat der Gemeinderat von Lana am Mittwochabend den Antrag der Greenconstruction GmbH zur Umwidmung der provisorischen Schottergrube Lana 5 am ökologisch sensiblen Falschauerdamm in ein Fixum abgelehnt. Das letzte Wort hat nun die Landesregierung, es wird jedoch allenthalben davon ausgegangen, dass diese die Entscheidung des Gemeinderates respektieren wird. Gegen die Umwidmung im Bauleitplan von Landwirtschaftsgebiet in Zone für Schotterverarbeitung haben sich u.a. Dorfliste, SVP-Arbeitnehmer und Bauern ausgesprochen.  
 Damit muss die seit zehn Jahren provisorisch arbeitende Schottergrube mit Jahresende schließen, das Areal wieder begrünt werden.

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