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Methadon mit 14

heroinsüchtiger formatiertBeunruhigende Entwicklung: In Südtirol steigt der Konsum von Heroin – und die Konsumenten werden immer jünger.

von Thomas Vikoler

Der Stoff, der sich hierzulande in den 1970iger Jahren erstmals ausbreitete (und etliche junge Leben zerstörte) ist wieder zurück. Heroin. Das wurde spätestens vor einem Monat deutlich, als Polizei und Carabinieri 19 Person wegen Drogenhandels verhafteten, 14 gebürtige Tunesier, fünf in Südtirol Geborene. Ihnen wird vorgeworfen, landesweit billiges Heroin verkauft zu haben, das von den Abnehmern (32 davon wurden identifiziert) vornehmlich inhaliert wird.

Blech- bzw. Folienrauchen nennt man diese vergleichsweise neue Art, Heroin zu konsumieren.

Doch es wird weiterhin auch – quasi nach klassischer Art – gespritzt. Ein Richter des Bozner Tribunals schlägt diesbezüglich Alarm: Immer mehr junge Südtiroler gerieten in die (rasche) Abhängigkeit des Opioids, zuerst durch Inhalation, dann durch Injektion.

Es häuften sich die Fälle, so der Richter, von Anzeigen und Verhaftungen wegen Handels mit Heroin. Etwa Anfang des Jahres, als die Polizei am Bozner Bahnhof einen 22-jährigen Tunesier dabei erwischte, wie er Heroin an vier Jugendliche verkaufen wollte. Heroin zirkuliert mittlerweile nicht mehr allein im Bozner Bahnhofspark, sondern auch in anderen Städten und auch in Landgemeinden. Zu den Weiterverkäufern des Heroins zum Inhalieren gehörte ein junger Mann aus dem Vinschgau.

Dass die Konsumenten immer jünger werden, zeigt exemplarisch der Fall einer 14-Jährigen aus Bozen. Sie war von den Ermittlern über ihre Bezugsquellen des Stoffs befragt worden. Das Mädchen gab an, seit einigen Monaten über den Dienst für Abhängigkeitserkrankungen des Sanitätsbetriebs (SERT) die Ersatzdroge Methadon zu beziehen.

Ein frühes Opfer der Rückkehr des Heroins. Dieses kostet inzwischen auf dem Markt weniger als Kokain, die Aufputsch-Droge der 1980iger Jahre. Auch die 30-jährige Boznerin, die am Wochenende wegen zweier Einbrüche im Einkaufszentrum Twenty verhaftet wurde (und am Montag nach einem gerichtlichen Vergleich über zwei Jahre Haft wieder auf freien Fuß gesetzt wurde), wird vom SERT betreut.

Ein klassischer Fall von Beschaffungskriminalität.

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