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„Die Leute schäumen“

walter-Blaas-SterzingFreiheitlichen-Chef Walter Blaas wirft der SVP vor, die Rettung der Geburtenabteilungen politisch verbockt zu haben. Und er kann nicht verstehen, warum die SVP ihre Leute so „derkatzt“.

von Artur Oberhofer

Für Walter Blaas steht fest: „Die Schließung der Geburtenstationen hätte verhindert werden können, wenn man denn gewollt hätte.“

Der Obmann der Freiheitlichen will heute in einer Pressekonferenz Dokumente vorlegen, aus denen hervorgeht, dass die Landesregierung bei entscheidenden Sitzungen „durch Abwesenheit geglänzt“ habe.

Nach Informationen der TAGESZEITUNG geht es um eine Sitzung der Staat-Regionen-Konferenz vom 16. Dezember 2010, bei die die Qualitäts- und Sicherheitsstandards in den Geburtenabteilungen festgelegt wurde.

An dieser Sitzung hat kein Vertreter (des damals noch von Richard Theiner geleiteten) Südtiroler Gesundheitsressorts teilgenommen. „Wenn ein Vertreter aus Südtirol an dieser entscheidenden Sitzung teilgenommen hätte, dann hätte man die Abteilung von Innichen retten können“, ist Walter Blaas überzeugt, „und über die Schließung der Abteilung in Sterzing würde man erst gar nicht reden.“

Während die Menschen im Wipptal am Donnerstag gegen die drohende Schließung der Geburtenstation in Sterzing wieder auf die Straße gehen können, kann sich der Freiheitliche Walter Blaas nicht erklären, warum die Abteilung in Sterzing geschlossen werden soll.

TAGESZEITUNG Online: Herr Blaas, was sagen Sie zur Diskussion rund um die Sterzinger Geburtenabteilung?

Walter Blaas: Ich stelle zunächst einmal fest, dass jedes Mal ein anderer Grund für die Schließung genannt wird. Im Jahr 2014 war von Rationalisierungsmaßnahmen die Rede. Damit kann man einverstanden sein oder auch nicht. Dann hieß es plötzlich, es gehe nicht ums Geld, sondern um die Mindestanzahl der Geburten – die berühmten 500 Geburten. Weil Sterzing diese locker erreicht, ist das kein Thema mehr, jetzt werden Sicherheitsbedenken vorgeschoben …

… die es gibt?

Nein, weil der Sterzing Primar Franz Ploner Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt und es geschafft hat, dass die vier erforderlichen Figuren rund um die Uhr im Kreißsaal bzw. im Spital anwesend sind – was brisanterweise in Brixen nicht der Fall ist.

Welche sind denn die wahren Hintergründe, die einer möglichen Schließung zugrunde liegen?

Ich weiß es nicht. Ums Geld kann es nicht gehen, denn wenn Sterzing geschlossen wird, muss die Abteilung in Brixen adaptiert und verstärkt werden. Die mangeldne Effizienz kann auch kein Schließungsgrund sein, denn Sterzing arbeitet nachweislich besser als andere Realitäten. Und es wäre tatsächlich ein Hohn, wenn beispielsweise die Abteilungen von Cavalese und Cles gerettet würden und jene von Sterzing nicht.

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum die SVP im Wipptal und zuvor im Pustertal das Volk gegen sich aufbringt, indem sie die Geburtenabteilungen schließt?

Nein, ich habe keine Erklärung, wie man die Leute so derkatzen kann. Ich kenne die Stimmung im Wipptal und im Eisacktal, die Leute schäumen. Sie müssen wissen, dass viele Frauen aus dem Eisacktal bewusst nach Sterzing gehen, um zu entbinden, weil sie damit einen Beitrag zur Rettung der Abteilung leisten wollen, deswegen gab es heuer in Sterzing bereits 300 Geburten, man wird also eher auf 600 als auf 500 kommen. Die Frauen gehen also aus Solidarität nach Sterzing entbinden.

Ihnen als Chef einer Oppositionspartei kann es ja nur recht sein, wenn die SVP sich wie ein Elefant im Porzellanladen bewegt …

Es sieht tatsächlich so aus, als würde da jemand etwas zu Fleiß tun, denn die Politik der SVP ist nicht nachvollziehbar. Ich habe mit vielen SVP-lern geredet, sie wissen auch nicht, was sie glauben soll.

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