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Die Blanco-Schecks

tarscher alm blancoJamie Lorenzo Blanco, der Unternehmer aus Spanien, der 2010 das Skigebiet Tarscher Alm übernahm, wurde drei Jahre lang des betrügerischen Bankrotts verdächtigt. Nun ist er in der Vorverhandlung am Bozner Landesgericht freigesprochen worden.

Von Thomas Vikoler

Wenn es zu kompliziert wird und sich niemand mehr so recht auskennt, wird in Strafverfahren häufig ein Gerichtsgutachter beauftragt. Und der Konkursfall Pure Nature Ski Srl ist offenbar ziemlich komplex. Am 16. April 2012 wurde die Firma, die dem peripheren Skigebiet Tarscher Alm in der Gemeinde Latsch neuen Schwung verleihen wollte, am Bozner Landesgericht für bankrott erklärt.

Und das nach zwei Jahren seit der Übernahme durch Jaime Lorenzo Blanco, einem Unternehmer aus Spanien. Im 2014 wurden die Lifte samt Gasthaus von einer Interessensgruppe rund um den Tourismusverein Latsch-Martell um 1.280.000 Euro ersteigert.

Und gegen Jaime Lorenzo Blanco, 52, im Jahr zuvor Anklage wegen betrügerischen Bankrotts eingeleitet. Hatte der Spanier, der als Retter des Skigebiets aufgetreten war, es in Wirklichkeit dazu benutzt, sein Vermögen beiseite zu schaffen?

Dieser Verdacht des Bozner Staatsanwalts Giancarlo Bramante blieb drei Jahre lang aufrecht. Der Staatsanwalt ließ über ein internationales Rechtshilfeansuchen die Konten des spanischen Unternehmers öffnen.

Tatsächlich ergaben die Ermittlungen, dass von den hiesigen Konten der Firma Pure Nature Srl zahlreiche Überweisungen getätigt wurden, die offenbar mit ihrer Tätigkeit nichts zu tun hatten.

Das Geld floss vornehmlich auf spanische Konten, aber auch auf ein Konto bei der Bank of America in New York. Zum Teil gehörten diese Lorenzo Blanco selbst, zum Teil lauteten sie auf andere Firmen. Insgesamt zwölf Überweisungen im Wert von 364.238 Euro.

Diese Summe hat Unternehmer Blanco laut Anklageschrift von der Tarscher Liftgesellschaft abgezweigt und somit auch deren Gläubiger geschädigt. Zu diesem Schluss war auch der Masseverwalter des Konkurses der Pure Nature Ski Srl gelangt.

Doch der Fall lag, wie gesagt, komplizierter.

Martin Fill, der Verteidiger des spanischen Unternehmers, engagierte im Zuge der Vorverhandlung vor Richter Andrea Pappalardo einen Gutachter aus Verona und erwirkte schließlich ein Gerichtsgutachten.

Dieses, erstellt vom Bozner Wirtschaftsprüfer Roberto Pallaver, entlastete Lorenzo Blanco weitgehend. Es zeigte sich, dass der Beschuldigte im Laufe seines zweijährigen Wirkens auf der Tarscher Alm 670.000 Euro an eigenem Kapital in die Liftgesellschaft hineingesteckt hatte.

Also einen Betrag, der die vermeintlich fehlenden 364.238 Euro bei weitem abdeckt.

Staatsanwalt Giancarlo Bramante beantragte deshalb einen Freispruch, ein Antrag dem Richter Pappalardo schließlich annahm.

„Im Laufe der Vorverhandlung wurde deutlich, dass mein Mandant kein Geld eingesteckt, sondern im Gegenteil viel verloren hat“, resümiert Verteidiger Martin Fill.

Ein strafrechtlicher Erfolg nach dem finanziellen Desaster gewissermaßen.

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