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Der selige Josef

Bischof Ivo Muser

Bischof Ivo Muser

Nun ist es fix: Josef Mayr-Nusser wird im März 2017 seliggesprochen. Dies teilte Bischof Ivo Muser am Freitag mit.

Bischof Ivo Muser ist erfreut:

„Am Freitag hat uns die frohe Botschaft aus Rom erreicht. Papst Franziskus hat durch seine Unterschrift bekräftigt, dass Josef Mayr–Nusser bald als Märtyrer und Seliger unserer Kirche verehrt werden darf.

Mit vielen anderen Menschen in unserer Diözese erwarte ich mit Freude und Hoffnung die Seligsprechung, die wir am Vorabend des Namenstags des neuen Seligen, am 18. März 2017, im Bozner Dom feiern werden. Am folgenden Tag, dem Hochfest des hl. Josef, feiern wir im Bozner Dom einen diözesanen Dankgottesdienst für die erfolgte Seligsprechung. Den liturgischen Gedenktag des neuen Seligen werden wir das erste Mal am 3. Oktober 2017 feiern.“

In der Aussendung der Diözese heißt es weiter:

„Josef Mayr–Nusser war ein überzeugter und überzeugender Christ, der Stellung bezogen und Farbe bekannt hat. Klarer Bezugspunkt seiner Spiritualität und seiner Aufforderung zum Bekenntnis und zum christlichen Einsatz ist Christus selber und – wie er sich ausdrückt – seine „Königsherrschaft unter den Menschen“. So sagt er bei einer Sitzung der Katholischen Aktion am 23. Oktober 1935: „Nur wenn der Einzelne, das Individuum, Christus als seinen Herrn anerkennt, wird es auch die Gesellschaft tun, die jeweils so denkt und handelt, wie der überwiegende Teil ihrer Einzelglieder denkt und handelt… Christus soll herrschen nicht nur in den Einzelnen und in den Familien, Christus soll herrschen auch in den Staaten, im öffentlichen Leben!“

Als eine besonders reife Frucht seiner Glaubensüberzeugung können vor allem die Briefe gelten, die Josef Mayr–Nusser aus dem Kerker in Konitz bei Danzig an seine Frau Hildegard richtet. Im Brief vom 27. September 1944 steht ein Christ vor uns, der ringt um seine vom Glauben getragene Entscheidung und der sich durchringt zu einem persönlichen Glaubensbekenntnis gegenüber einem antichristlichen und menschenfeindlichen System. Er schreibt: „Dass ich Dich, treueste Gefährtin, durch mein Bekenntnis im entscheidenden Moment vielleicht auch noch in zeitliches Unglück stürze, das nagt am schwersten an meinem Herzen. Dieses Bekennenmüssen wird sicher kommen, es ist unausbleiblich, denn zwei Welten stoßen aufeinander. Zu deutlich haben sich Vorgesetzte als entschiedene Verneiner und Hasser dessen gezeigt, was uns Katholiken heilig und unantastbar ist. Bete für mich, Hildegard, damit ich in der Stunde der Bewährung ohne Furcht und Zögern so handle, wie ich es vor Gott und meinem Gewissen schuldig bin.“

Josef Mayr–Nusser hat uns und unserer Zeit viel zu sagen. Er ist nicht nur derjenige, der den Eid auf Adolf Hitler verweigert hat. Er ist einer, der die christliche Identität gepflegt und gelebt hat. Ich verstehe diese mutige und unbequeme Gestalt, die uns mit einem dunklen und für viele leidvollen Kapitel unserer Geschichte konfrontiert, vor allem als einen glaubwürdigen und konsequenten Zeugen, der dem eigenen Gewissen folgt; einem Gewissen, das sich ausrichtet am Evangelium und an der Lehre der Kirche. Er ist ein Mann, der aus der biblischen Überzeugung handelt, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen. Und jetzt dürfen und sollen wir mit Überzeugung bekennen: Josef Mayr–Nusser hat im Sinn eines Menschen verachtenden und Menschen vernichtenden Systems verloren, in den Augen Gottes aber hat er gewonnen!

Freude und Dankbarkeit soll die ganze Ortskirche von Bozen-Brixen erfüllen, dass wir bald diesen überzeugenden, konsequenten und glaubwürdigen Christen als Seligen unserer Kirche verehren dürfen: als Märtyrer, als Vorbild, als Mahner, als Fürsprecher bei Gott.

Ich hoffe und bete, dass die menschlichen und christlichen Werte, die Josef Mayr- Nussergelebt hat und für die er gestorben ist, unter uns lebendig werden – gerade heute.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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