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Stunk in der Klinik

Aufregung bei den Ärzten der Bozner Marienklinik. Die bisherigen drei freiberuflichen Anästhesisten wurden durch einen festangestellten Facharzt ersetzt. Eine weitere Schwächung für die historische Privatklinik?

von Thomas Vikoler

Bernhard Rainer, seit sieben Jahren freiberuflicher Anästhesist in der Bozner Marienklinik, kennt die genauen Beweggründe der Klinik-Leitung nicht, hat aber eine Vermutung: „Es geht ums Geld“.

Seit Montag ist Rainer gewissermaßen aus der Marienklinik wegrationalisiert worden. Ein festangestellter italienischer Anästhesist verrichtet nun während 40 Wochenstunden einen Teil seiner bisherigen Arbeit. Er hatte im Rahmen einer Ausschreibung den Zuschlag erhalten.

Das sorgt für erhebliche Aufregung bei den übrigen freiberuflichen Ärzten, die an der historischen Bozner Privatklinik regelmäßig Operationen durchführen. „Mit großer Verwunderung und Bedauern müssen wir Ärzte zur Kenntnis nehmen, dass der bisherige anästhesiologische Dienst in der Marienklinik abrupt beendet wird“, heißt es in einem Schreiben der Ärzte der Privatpraxis Orthoplus an Verwaltungsdirektor Gerhard Gruber, Sanitätsdirektor Andrea Giudiceandrea und Oberin Miriam Volgger.

Eine jahrelang aufgebaute Struktur der medizinischen Versorgung werde innerhalb weniger Tage kaputtgemacht, klagen die Ärzte.

In den vergangenen Jahren waren drei freiberufliche Anästhesisten in der Marienklinik im Einsatz: Bernhard Rainer, Meinrad Kritzinger und Helmuth Ruatti, deren Namen auf der Homepage der Klinik weiterhin angeführt sind. Sie dürfen auch in Zukunft an ihrer bisherigen Wirkungsstätte tätig sein, allerdings im beschränkten Ausmaß und vornehmlich am Nachmittag. Denn am Vormittag ist der neue fixangestellte Neue im Operationssaal.

„Offenbar weiß die Klinikleitung unsere jahrelange Arbeit nicht zu schätzen“, bedauert Anästhesist Rainer. Er hat sich bereits nach einem neuen Arbeitsort umgesehen: „Zum Glück gibt es für mich berufliche Perspektiven bei anderen Privatkliniken“.

Helmuth Ruatti, ein weiterer der bisherigen Marienklinik-Anästhesisten, will erst einmal die Verhandlungen mit der Klinikleitung abwarten: „Wir müssen erst sehen, wie es mit uns weitergeht und welche Arbeitsmöglichkeiten es für uns hier noch gibt“.

Verwaltungsdirektor Gerhard Gruber wundert sich über die Aufregung bei der Ärzteschaft und fragt zurück: „Dürfen sich Betriebe nicht mehr selbst organisieren?“. Bisher sei der Bereich den drei Freiberuflern überlassen worden, nun eben nicht mehr, sagt Gruber. „Das heißt nicht, dass sie gehen müssen. Es braucht aber ein neues OP-Management, das wir nun eben selbst in die Hand nehmen“.

Dass es dabei auch ums Geld gehe, bestreitet der Marienklinik-Direktor nicht. Einnahmen, die bisher an die Anästhesisten von auswärts gingen, blieben nun im Hause. In der Praxis Orthoplus gibt es allerdings Zweifel daran, ob das nicht der Qualität der Dienstleistung (der bisherige 24-Stunden-Bereitschaftsdienst) und dem Verhältnis zu den Patienten schade: „Ist gewährleistet, dass die neuen Anästhesie-Ärzte zweisprachig sind, was vor allem für die Aufklärung der Patienten von Bedeutung ist?“, heißt es im Brief von Orthoplus.

Grubers prompte Antwort: „Der Neue ist sogar viersprachig, der hat in Österreich und Frankreich gearbeitet“.

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