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Warum nicht Südtirol?

flash-dfbObwohl die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vor zwei Jahren nach dem Trainingslager in Passeier Weltmeister wurde, hat sie sich dieses Mal für die Schweiz entschieden. Warum eigentlich?

von Heinrich Schwarz

Landeshauptmann Arno Kompatscher konnte es vor zwei Jahren nicht oft genug sagen: „Wir sind Trainingslager-Weltmeister.“ Nachdem sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vom 21. bis zum 31. März 2014 im Passeiertal vorbereitete, krönte sie sich in Brasilien zum Weltmeister.

Dass die Südtiroler Luft offenbar eine gute ist, hat sich bereits zum dritten Mal gezeigt. Nach dem ersten Trainingslager des DFB in Südtirol im Jahr 1990 in Kaltern wurde die Nationalmannschaft ebenfalls Weltmeister. Im Jahr 2010 reichte es nach der Vorbereitung in Eppan zumindest zum dritten Platz bei der WM.

Für Südtirol haben die Aufenthalte einen erheblichen Imageeffekt. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) hat nach dem Trainingslager von 2010 einen Mehrwert von elf Millionen Euro errechnet. Vor zwei Jahren wollte sich das WIFO nicht mehr auf eine Zahl festlegen. Der Werbe- und Imageeffekt sei aber „massiv“. Laut einer Erhebung hat die intensive Medienberichterstattung über das Trainingslager in Passeier vier von fünf Deutschen erreicht. Von jenen Personen, die noch nie in Südtirol waren und vom Trainingslager gehört haben, konnten sich laut Erhebung 30 Prozent einen baldigen Urlaub in Südtirol vorstellen.

Die große Frage lautet nun: Wenn der DFB von Südtirol begeistert ist und Südtirol von den Trainingslagern profitiert, warum bereiten sich die deutschen Fußballer dann gerade in der Schweiz auf die anstehende EM in Frankreich vor?

Manfred von Call, der die bisherigen Trainingslager des DFB in Südtirol organisiert hat, erklärt, dass es durchaus Gespräche für eine Südtirol-Vorbereitung anlässlich der EM gegeben habe: „Im Rahmen von Länderspielen, bei denen ich dabei war, haben wir darüber gesprochen. Das Interesse des DFB ist auf jeden Fall da – aber letztendlich hat er sich für einen anderen Ort entschieden.“

Von Call erläutert: „Vom DFB gibt es die Überlegung, nicht sofort wieder am gleichen Ort zu trainieren, um vom Ambiente her Anreize zu schaffen. Es wird ja immer wieder Ort gewechselt.“

Der Bozner Sportberater kann sich gut vorstellen, dass in zwei Jahren wieder Südtirol zum Zug kommt. „Die Karten würden immer wieder neu gemischt. Grundsätzlich hat der DFB immer Interesse, da die Voraussetzungen bei uns wirklich gut sind. Von den Anlagen bis zur Unterkunft und der Lage. Zudem ist der Aberglaube im Sport sehr stark verankert. Es ist dazu aber auch zu sagen, dass das Anforderungsprofil des DFB inzwischen so hoch ist, dass es in Südtirol neben den bisherigen Destinationen kaum noch Orte gibt, die alle Voraussetzungen erfüllen können“, so Manfred von Call.

Im Passeiertal scheint man durchaus interessiert zu sein. „Das kommt aber darauf an, was der DFB verlangt“, betont Rosmarie Pamer, Bürgermeisterin von St. Martin.

Bevor die Vorbereitungen auf die WM 2018 anlaufen, ist aber erst einmal die EM abzuwarten, die am 10. Juni beginnt. Von Call, der am Dienstag als Berater des DFB zum Trainingslager ins schweizerische Ascona reiste, erwartet für die deutsche Mannschaft einen harten Kampf:

„Der WM-Sieg ist Vergangenheit. Das Team muss sich neu bewähren. Dabei fehlen einige Leistungsträger, andere sind noch angeschlagen. Zudem sind die Leistungsträger etwas älter geworden. Aufgrund der starken Gruppengegner wird es vor allem in der Vorrunde viel Einsatz und Kampf brauchen. Spieltechnik und Taktik allein reichen nicht. Ist die Vorrunde überstanden, ist alles möglich, denn die Deutschen können sich im Verlauf von Turnieren immer steigern.“

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