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Krimi um „Killer“

Blaulicht PolizeiGroßeinsatz der Carabinieri am Samstag in Bozen wegen eines Mannes, der offenbar Schlimmes im Schilde führte: Er soll einen Killer beauftragt haben, seine Frau und deren Brüder umzubringen. Verhaftet wurde er schließlich wegen eines Motorraddiebstahls.

Von Thomas Vikoler

Die Nachbarn des Bozner Kondominiums mussten davon ausgehen, dass sich in ihrer unmittelbarer Nähe eine Bluttat ereignet hatte: Mehrere Dutzend Carabinieri riegelten am vergangenen Samstagabend den Tatort großräumig ab.

Die Spurensicherung war vor Ort, eine richtige Crime Scene.

Doch schließlich wurden keine Leichen weggetragen.

Einziges Ergebnis des Groß-Einsatzes: Ein junger Mann wurde wegen Motorraddiebstahls verhaftet und ins Bozner Gefängnis gebracht. In einem Gepäcksfach des Motorrades fanden die Ermittler zudem zwei Messer mit der stattlichen Klingenlänge von 28 Zentimetern.

Was war passiert? Wie am Dienstag durchsickerte, sollte dem Verhafteten, einem 25-jährigen Marokkaner, am Freitag eine richterliche Verfügung für ein Annäherungsverbot zugestellt werden. Gegen ihn läuft ein Strafverfahren wegen Misshandlung seiner Ehefrau während der vergangenen fünf Jahre.

Die Zustellung erfolgte dann faktisch während des Carabinieri-Großeinsatzes am Samstagabend.

Für den großen Personalaufwand der Ordnungshüter gibt es eine andere Erklärung: Der 25-jährige Marokkaner soll einen Mord in Auftrag gegeben haben. Ein Landsmann bestätigte tatsächlich gegenüber den Ermittlern, dafür eine Anzahlung von 150 Euro auf ein Konto in der Bundesrepublik Deutschland erhalten zu haben.

Der vermeintliche Killer gab eine weitere verblüffende Auskunft: Da er mit den vom Auftraggeber genannten Opfer des geplanten Mordes in gutem Kontakt stehe – es handelt sich um die Ehefrau des am Samstag Verhafteten und deren Brüder -, habe er nie daran gedacht, den Auftrag in die Tat umzusetzen.

Eine Art doppeltes Spiel des angeheuerten Killers.

Das klingt alles etwas abstrus, ist aber inzwischen aktenkundig. Hintergrund der Geschichte ist eine Familienfehde und insbesondere der Umstand, dass die Ehefrau es gewagt hat, ihren Mann wegen Misshandlung in der Familie anzuzeigen. Ein Trennungsverfahren läuft. Vor kurzer Zeit soll es zudem zu einem gewaltsamen Zusammenstoß zwischen den Brüdern der Ehefrau und dem Ehemann gekommen sein.

Einen Mord in Auftrag zu geben, ist nach italienischem Recht keine Straftat, insbesondere wenn sich der Mordplan in der Frühphase befindet. Deshalb hat Voruntersuchungsrichter Walter Pelino, wohl um weiteren Schaden abzuwenden, am Sonntag gegen den Auftraggeber einen Haftbefehl wegen erschwerter Misshandlung erlassen. Am Montag fand dazu das Garantieverhör statt, bei dem der 25-jährige Marokkaner auf Anraten seines Anwalts Francesco Coran schwieg. Die Ehefrau hat Alessandro Tonon als Rechtsbeistand engagiert.

Die Ermittler befürchten, dass die Familienfehde bald wieder eskalieren könnte. Spätestens ab dem Zeitpunkt der Aufhebung der U-Haft.

 

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