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Die Getriebenen

pfeifer fcsWarum es für den FC Südtirol in dieser Saison sportlich nicht so gut gelaufen ist. Und: Warum die Vereinsverantwortlichen künftig etwas cleverer – und die Fans geduldiger sein sollten.

von Artur Oberhofer

Dietmar Pfeifer macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: „Sportlich hätte ich mir in dieser Saison mehr erwartet.“ Der Generaldirektor des FC Südtirol fügt hinzu, er sei nach wie vor der Überzeugung, dass der FCS in dieser Spielzeit „nicht nur einen guten Trainerstab, sondern auch eine qualitativ gute Mannschaft hatte“.

Das Saisonziel, die Playoffs zu erreichen, wurde klar verfehlt. Zwei Spieltage vor Ende der Meisterschaft liegt der FC Südtirol auf dem zehnten Platz – mit 13 Punkten Rückstand auf die Playoff-Zone und 9 Punkten Vorsprung auf die Playout-Zone.

Doch wer geglaubt hat, dass es beim FC Südtirol nach dieser doch sehr enttäuschenden Saison die große Revolution geben wird, der irrt. Zwar geben sich die Vereinsverantwortlichen in Bezug auf Personalfragen sehr zugeknöpft. Ob die Verträge von Trainer Giovanni Stroppa und Sportdirektor Luca Piazzi verlängert werden, entscheide der Vorstand erst in zwei Wochen nach dem letzten Spiel, sagt Generaldirektor Dietmar Pfeifer.

Manuel Fischnaller

Manuel Fischnaller

Nach Informationen der TAGESZEITUNG sind die Würfel längst gefallen. Da sich das Verhältnis zwischen dem Trainer und dem Sportdirektor in den vergangenen Monaten akut verschlechtert hat – weil Luca Piazzi sich zu sehr in die Belange des Trainers eingemischt hat –, wird einer der beiden Herren den Verein verlassen. Obwohl man im Verein mit der Arbeit, die der Sportdirektor insbesondere in der laufenden Saison geleistet hat, nicht zufrieden ist, mehren sich die Hinweise dafür, dass man Luca Piazzi noch eine Chance geben und seinen Vertrag verlängern wird.

Ein Insider beim FC Südtirol sagt: „Die guten und seriösen Sportdirektoren, die auf dem Markt wären, sind nicht zu kriegen oder zu teuer.“

Luca Piazzi sei für den Verein insofern eine Garantie, weil er es gewohnt ist, mit einem Mini-Budget zu arbeiten. Wenngleich er wegen seines Charakters vereinsintern nicht unumstritten ist, so gilt Luca Piazzi doch als seriöser und korrekter Mann – was man in Italien nicht von allen Sportdirektoren behaupten kann.

Sportdirektoren, die viel Geld verbraten – alles schon gehabt beim FCS.

Für einen Verbleib Luca Piazzis beim FCS spricht auch der Umstand, dass Südtirols einziger Proficlub in der kommenden Saison wohl mit weniger Geld auskommen muss als in diesem Jahr.

Generaldirektor Dietmar Pfeifer erklärt: „Im vergangenen Sommer haben wir durch die Verkäufe von Manuel Fischnaller, Simone Branca und Manuel De Luca finanzielle Mittel generiert, die es uns erlaubt haben, mehr Geld auszugeben, als in den Jahren zuvor, solche Verkäufe wird es heuer nicht geben, also wird das Budget (von rund drei Millionen Euro) sicher nicht steigen, sondern es wird eher Abstriche geben.“

Der Chronik halber: Durch die Verkäufer der Spieler Fischnaller, Branca (beide Alessandria) und De Luca (AC Turin) hatte der FCS im vergangenen Sommer mehr als eine halbe Million Euro lukriert.

Luca Piazzi, Walter Baumgartner, Hannes Fink und Dietmar Pfeifer

Luca Piazzi, Walter Baumgartner, Hannes Fink und Dietmar Pfeifer

Erfolg kann man sich nicht mit Geld erkaufen. Denn obwohl der FCS in der abgelaufenen Saison mehr Geld ausgegeben hat als in den fünf Meisterschaften davor (als die Mannschaft zwei Mal nur ganz knapp den Aufstieg in die Serie B verpasste), war das sportliche Resultat in dieser Saison das schlechteste.

Der FC Südtirol hat – viel mehr noch als andere Sportvereine im Lande – mit einem Identitäts- und Imageproblem zu kämpfen.

In den Augen vieler SüdtirolerInnen ist der FC Südtirol nicht der Club, der sich in der dritthöchsten italienischen Spielklasse etabliert hat, sondern der Verein, der seit Jahren vergeblich versucht, in die Serie B aufzusteigen.

Die Vereinsverantwortlichen haben sich in den vergangenen Jahren stets (und unnötigerweise) zu Serie-B-Kampfansagen verleiten lassen, wohl wissend, dass ein Aufstieg in die B mit großen Problemen verbunden wäre, solange das alte und unattraktive Drususstadion nicht B-tauglich ist.

So wurden Walter Baumgartner & Co. zu Getriebenen.

Generaldirektor Dietmar Pfeifer sagt zwar: „Es wäre absurd zu sagen: Bevor wir kein Stadion haben, ziehen wir die Handbremse und probieren es gar nicht.“ Andererseits, und das wissen die Vereinsverantwortlichen, haben die ständigen B-Träumereien dazu geführt, dass der FC Südtirol, der sich auch wegen des Stadionproblems noch immer schwertut, Wurzeln zu schlagen, nach den Rückschlägen immer mit einer Welle der Schadenfreude zu kämpfen hatte.

Das neue Drususstadion

Das neue Drususstadion

Hinter den Kulissen ist die Marschroute bereits vorgegeben: Man will sportlich zwar versuchen, den FCS auch in den nächsten zwei, drei Saisonen auf Playoff-Kurs zu bringen. „Wir werden weiterhin alles versuchen, den Aufstieg zu schaffen“, sagt Dietmar Pfeifer. Aber zum großen Sprung wird und kann man erst ansetzen, wenn das neue Drususstadion steht.

So wie es aussieht, könnte das Stadion bereits Ende 2018 bezugsfertig sein.

Am 18. Mai wird die Baukommission der Gemeinde Bozen sich mit dem Projekt des Brixner Architekten Ralf Dejaco befassen. Wenn die Kommission das Vorprojekt genehmigt, hat Dejaco 60 Tage Zeit, um ein definitives Projekt vorzulegen. Dann wird entschieden, ob Ausführungsplanung und Bauarbeiten gesondert oder gemeinsam ausgeschrieben werden. Bereits im nächsten Jahr könnten die Bauarbeiten beginnen.

Die Vereinsverantwortlichen sind gut beraten, erst dann wieder von Serie B zu reden, wenn dem FC Südtirol ein schönes und auch familienfreundliches Stadion zur Verfügung steht.

Und die Fans sollten geduldiger sein:

Denn ein verpasster Playoff-Platz ist für den FCS fürwahr keine Katastrophe, nur der Abstieg aus der Lega Pro wäre eine Katastrophe.

 

 

Bt

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