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„Das wäre der Untergang“

milchpulverDer stark sinkende Milchpreis setzt den Südtiroler Bauern heftig zu. Sennereiverbands-Obmann Joachim Reinalter sieht kein Ende der Krise. Jetzt werden Mengenbeschränkungen angedacht.

Tageszeitung: Herr Reinalter, der Wegfall der EU-Milchquoten vor einem Jahr konnte Südtirol anfangs noch nichts anhaben. Wann kam die Wende?

Joachim Reinalter: Südtirol hat sich im Jahr 2015 mit einem stabilen Durchschnittspreis von 51 Cent pro Liter noch relativ gut gehalten. Aber natürlich ist die Menge gestiegen. Das alleine wäre jedoch kein Problem gewesen. Die Preise sind aufgrund von drei Faktoren auf dem internationalen Markt gesunken: die Sanktionen der EU gegen Russland, der Rückgang der chinesischen Importe um fast 500.000 Tonnen und der niedrige Ölpreis, wegen dem sich die arabischen Staaten den Import vom Milchpulver zum Teil nicht mehr leisten können.

Mit welcher Situation ist man demnach konfrontiert?

Es bleibt viel Milch auf dem Markt. Der Preis liegt bei sehr tiefen 23 Cent. Momentan führt dies zwar noch eine gewisse Stabilität herbei, aber die Frage ist, was passiert, wenn die Lager voll werden. In Deutschland etwa gab es eine Steigerung der Milchmenge um sechs Prozent. Jetzt im Frühjahr wächst die Menge weiter. Es ist ein Teufelskreis: Die Bauern, die investiert haben, können aufgrund der Forderungen durch die Banken nicht aufhören. Und anstatt weniger zu produzieren – was das Problem lösen würde –, produzieren sie mehr, um das Defizit aufzufangen. Aber umso tiefer wird der Preis. Es gibt in Deutschland nur noch ein Konzept: Der Stärkere wird überleben. Leider wissen wir, dass Südtirol nicht zu den Starken gehört.

Das heißt?

Wir müssen wirklich ganz stark schauen, dass wir mit unserer Qualität und der Treue unserer Konsumenten in der Region punkten, um unsere Produkte absetzen zu können. Klar ist, dass wir mit Preisen um die 20 Cent im europäischen Raum nicht mithalten können. Das würde den Untergang der Milchwirtschaft in Südtirol bedeuten. Die Preise auf dem Markt sind teilweise unvorstellbar: ein Kilo Edamer um 2,50 Euro, Emmentaler um vier Euro und H-Milch um 30 Cent. Eine Krise wie jetzt, bei der man keinen Horizont sieht, gab es meines Wissens noch nie.

Interview: Heinrich Schwarz

WIE VIEL MILCH AUS SÜDTIROL AKTUELL ZU BILLIGPREISEN WEITERVERKAUFT WERDEN MUSS UND INWIEFERN JETZT MENGENBESCHRÄNKUNGEN FÜR DIE BAUERN ANGEDACHT WERDEN, LESEN SIE IN DER FREITAG-AUSGABE DER TAGESZEITUNG.

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