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„Millionen tote Bienen“

Am Kalterer See sind 90 Bienenvölker vergiftet worden. Der Imker beklagt einen Schaden von mindestens 50.000 Euro. Der Krimi um eine SMS-Warnung des Beratungsrings.

von Artur Oberhofer

Die SMS-Kurzmitteilung an die Mitglieder wurde vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau am vergangenen Dienstag versendet.

Darin hieß es:

Teilweise wurden starke Bienenschäden verzeichnet.

Abdrift auf blühende Hecken vermeiden.

Bienengefährliche Mittel außerhalb des Bienenflugs ausbringen.

SBR.“

20160320_102143Der Aufruf an die Bauern kommt, wie es scheint, zumindest in einem konkreten Fall zu spät.

Heuer wird es in Südtirol wieder zu einem massiven Bienensterben kommen. Meist ist ein Pflanzenschutzmitteleinsatz die Ursache.

Die TAGESZEITUNG kann einen besonders krassen Fall dokumentieren.

Hannes Göller aus dem Sarntal ist seit über einem Jahrzehnt Imker (Sarntal-Honig).

Er hatte zuletzt über 200 Bienenvölker. 90 Völker könnten, im schlimmsten Fall, verendet sein. Vergiftet!

Was ist passiert?

Der Sarner Imker hat im November vergangenen Jahres 90 seiner Bienenvölker nach Kaltern gebracht. Als Trachtgebiet hatte er, wie schon im vergangenen Jahr, das Grundstück eines Bauern nahe des Kalterer Sees gewählt. „In diesem Gebiet herrscht ein warmes Klima, es gibt viel Weide und viel Erika.“

Also ideale Voraussetzungen, um Bienenvölker aufzubauen.

Am vergangenen Samstag hatte Hannes Göller ein Schock-Erlebnis. „Ich bemerkte einen Bienenschaden, dachte zunächst an einen Vandalenakt“, berichtet der Sarner, der den Imkerjob seit Jahren hauptberuflich ausübt. Doch erst jetzt sind die wahren Ausmaße des Bienensterbens abzusehen. Hannes Göller muss inzwischen von einem „Totalschaden“ ausgehen. „Es sieht leider so aus, dass alle 90 Völker betroffen sind, Millionen Bienen sind tot“, so Göller. Die Flug- und Jungbienen sind tot, im schlimmsten Fall verliert Göller alle 90 Völker. „Der Ertrag für dieses Jahr ist jedenfalls dahin.“

IMG-20160320-WA0002Der Sarner Imker hat Anzeige bei den Carabinieri erstattet. Der zuständige Amtsarzt hat Proben entnommen, die nach Padua geschickt worden sind.

Hannes Göller schickt voraus, er wolle keine Vorverurteilung aussprechen. „Aber es ist klar: Es kann sich nur um einen Vandalenakt oder um einen Spritzschaden handeln.“ Ein direkt mit dem Fall befasster Experte sagt im Hintergrundgespräch mit der TAGESZEITUNG: Es könnte sein, dass ein unvorsichtiger Obstbauer Haselstauden mitgespritzt hat – und das Pflanzenschutzgift durch Verwehungen zu den Bienen gelangt ist.

Es gibt auch Hinweise dafür, dass Bauern untertags gespritzt haben, so dass ein Bienenschaden vorprogrammiert war.

Für Hannes Göller ist der Bienenschaden eine mittlere Katastrophe. „Der reine Kapitalschaden liegt bei 50.000 Euro“, so der Imker. Ausfälle beim Honig. Und sollten die gesamten 90 Völker verenden, wäre der Schaden noch viel höher. Der Imker wartet jetzt gespannt auf die Untersuchungsergebnisse aus dem Labor ab.

Gegen Vandalenakte ist Hannes Göller versichert. „Sollte es sich aber um einen Spritzschaden handeln, dann muss ich erst sehen, wer mir den Schaden oder zumindest eine Teil davon ersetzt“, so der Sarner Imker.

Die SMS des Beratungsringes kam leider zu spät.

 

 

 

 

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