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Die schnelle Geburt

NeugebohrenesGerhard Haniger ist seit 22  Jahren beim Weißen Kreuz: Wie der Dienstleiter der Sektion Deutschnofen überraschend zum Geburtshelfer wurde.

TAGESZEITUNG Online: Herr Haniger, wie fühlt man sich als Geburtshelfer?

Gerhard Haniger: (lacht) Das ist ein super Gefühl. Ich war gestern auch danach noch ganz aufgekratzt, obwohl ich selbst zwei Kinder habe. Aber mit solchen außergewöhnlichen Fällen rechnet man nicht. Normalerweise bringt man die werdenden Mütter gemütlich ins Krankenhaus. Aber dass man nicht mal Zeit hat, mit der Mutter fünf Minuten zu sprechen, bevor das Kind schon da ist, ist mir noch nie passiert.

Wie ist die schnelle Geburt vor sich gegangen?

Wir wurden um 17.50 Uhr von der Notrufzentrale alarmiert und sind dann zur neuen Wohnbauzone im Dorfzentrum in Deutschnofen hingefahren. Die Mutter hat mir noch selbst die Haustür geöffnet. Sie erklärte, dass die Wehen schon im Abstand von drei Minuten auftreten. Das Kind war ein paar Tage überfällig, aber sie war erst vorgestern Vormittag bei einer Visite im Krankenhaus, wo man ihr mitgeteilt hatte, dass alles in Ordnung sei. Ich habe dann aber gleich gemerkt, dass es das Baby sehr eilig hat und dass es wahrscheinlich noch im Haus zur Welt kommen würde.

Und dann?

Vater und Mutter sind kurz ins Bad. Inzwischen habe ich meinen Kollegen gebeten, er solle über die Notrufzentrale einen Arzt nachschicken lassen. Dann habe ich auch schon die Rufe der Mutter aus dem Bad gehört. Mein Kollege, der hinaus war, um die Notrufzentrale zu verständigen, war nur eine Minute aus. Innerhalb dieser Minute hatte ich schon das Baby in meinen Händen.

Alle sehr schnell gegangen?

Das muss man sich vorstellen: Um 17.50 Uhr wurden wir alarmiert und um 18.10 Uhr hat der Junge das erste Mal geschrien. Gleich danach traf der Rettungshubschrauber Pelikan 2 mit dem Notarzt ein. Dieser stellte fest, dass Mutter und Kind wohlauf sind. Der Notarzt, der Flughelfer und wir haben dann Mutter und Kind gemeinsam mit der Ambulanz ins Krankenhaus Bozen gebracht.

Wie hat die Mutter darauf reagiert? War sie sehr nervös?

Nein. Überhaupt nicht. Sie hat nur gerufen: „Achtung, ich glaube, es geht los.“ Ich bin dann ins Bad hineingestürmt und habe auch schon die Haare des Kindes gesehen. Die Mutter musste nur noch einmal pressen, und der Kleine war da.

Der Vater?

Dieser hat – so glaube ich – eine Weile nicht ganz realisiert, was los ist. Alles ist nun mal für alle sehr schnell gegangen. Es ist ihr drittes Kind.

Wie oft kommt es zu solch schnellen Geburten?

Das passiert nur mehr sehr selten. Manchmal kommt das Kind während der Fahrt zur Welt, aber das sind auch Ausnahmen. Solch eine schnelle Geburt ist mir noch nie untergekommen und ich bin immerhin schon 22 Jahre beim Weißen Kreuz.

Interview: Erna Egger

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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