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Monsignore & Millionen

Montage Kepha 1Der wegen Betrugsverdachts verhaftete Prälat Patrizio Benvenuti hat bereits einen Enthaftungsantrag gestellt. Er wird von einer Sekretärin der Kepha-Stiftung ebenso belastet wie von seiner früheren Gadertaler Assistentin Agnese Colz. Er schuldet ihr 35.000 Euro.

Von Thomas Vikoler

Wer Verbindungen bis in die höchsten Ränge des Vatikans hat, der lässt sich auch von zivilen Justizbehörden nicht einschüchtern. Gestern hinterlegte der Bozner Anwalt Domenico Laratta in der Kanzlei des Bozner Voruntersuchungsgericht einen Antrag auf Prüfung der Haftbedingung für den vergangene Woche in Genua verhafteten Prälaten Monsignore Patrizio Benvenuti. Benvenuti wird vom Strafanwalt Massimiliano Quercetani aus Follonica verteidigt, Laratta ist sein Bozner Co-Verteidiger.

Innenansicht der Villa in Piombino

Innenansicht der Villa in Piombino

Der 64-jährige Prälat argentinischer Herkunft hält sich in der Finanzaffäre um der von ihm 1990 gegründeten gemeinnützigen Kepha-Stiftung bekanntlich für unschuldig. Sein engster Mitarbeiter Christian Ventisette allein habe sich ums Finanzielle gekümmert, erklärte er vergangenen Sommer und vergangene Woche in Verhören.

Gegen Ventisette hat der Bozner Voruntersuchungsrichter Emilio Schönsberg ebenfalls Haftbefehl erlassen, er ist flüchtig und will sich laut Aussage seines Anwalts nicht stellen.

Monsignore Benvenuti bemüht sich jedenfalls darum, aus dem Hausarrest entlassen zu werden und die von ihm beschlagnahmten Immobilien, darunter eine Acht-Millionen-Euro-Villa auf Elba, wieder zurückzubekommen.

Dabei ist das im 90-seitigen Haftbefehl zur Finanzwache-Ermittlung „Opus“ gegen ihn vorgebrachte Beweismaterial sehr umfangreich. Angefangen bei der Tatsache, dass er einen Großteil der Kepha-Akten unterschrieben hat und nachweislich von der finanziellen Schieflage der Stiftung wusste. Benvenuti wird Teilnahme an einer kriminellen Vereinigung und Betrug gegen rund 300 Anleger vorgeworfen.

Der Monsignore und sein Sekretär

Der Monsignore und sein Sekretär

Die Investoren, betuchte ältere Damen und Herren aus Frankreich und Belgien, hatten der von Benvenuti 1990 gegründeten Kepha-Stiftung über sogenannte Bulletins rund 30 Millionen Euro bereitgestellt. Ab 2007 wurden weder Zinsen noch Kapital zurückgezahlt, das Geld verschwand laut Haftbefehl in einem undurchsichtigen Firmengeflecht, das bis Miami reicht.

Belastet wird Monsignore Benvenuti auch von einer ehemaligen Sekretärin der Kepha-Stiftung in Rom. Sie brachte mit ihren Aussagen die Ermittlung erst richtig ins Rollen. Ausgelöst hat sie, wie berichtet, die inzwischen in Wengen im Gadertal lebende Nonne Agnese Colz.

Colz war von Benvenuti als Strohfrau zur Verwaltung einer Treuhandgesellschaft (Trust Opus) und einer Firma (Opus Srl) eingesetzt worden, 2012 übernahm der Monsignore die Aufgaben selbst. Colz wirft ihrem ehemaligen Chef (sie war 20 Jahre lang Benvenutis Assistentin) außerdem vor, ihr geliehene 35.000 Euro nicht mehr zurückgegeben zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Prälaten auch deshalb Betrug vor.

Gegen ihn Haftbefehl erlassen wurde wegen der Gefahr der Eigengeldwäsche. Ein Strafbestand, der seit kurzem im Strafgesetz vorgesehen ist. Demnach befürchtet der Voruntersuchungsrichter, dass Benvenuti das mutmaßlich betrügerisch angeeignete Geld selbst wieder in Umlauf bringen könnte. Gegen Christian Ventisette, mit dem er laut Zeugin Agnese Colz alle geschäftlichen Dinge besprach, ist der Haftbefehl wegen einer möglichen Tatwiederholung (Geldwäsche) erlassen worden.

Zu klären ist in diesem Verfahren auch, ob es überhaupt am Landesgericht Bozen bleibt. Die Kepha-Stiftung hat ihren Sitz bekanntlich in Rom. Nahe am Vatikan.

 

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