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Angriff auf den Gender-Leitfaden

Das Arbeitsförderungsinstitut hat eine Broschüre über die Chancengleichheit in der Arbeitswelt ausgearbeitet, die an Schüler gerichtet ist. Doch den Südtiroler Rechts-Parteien passt das gar nicht ins Konzept.

von Heinrich Schwarz

„Gleiche Chancen in der Arbeitswelt sind ein großes Anliegen der Gesellschaft“, heißt es vom Arbeitsförderungsinstitut (AFI), das darauf hinweist, dass diese Chancen unter dem Begriff „Gender“ mitunter kontrovers diskutiert werden.

Um die Debatte um die Geschlechtergerechtigkeit näher zu beleuchten, hat sich das AFI mit Begriffen wie „Gender Pay Gap“, „Gläserne Decke“, „Gläserne Wand“ oder „berufliche Segregation“ beschäftigt – und diese in einem Leitfaden erklärt. „So in den Raum geworfen, wirken diese Bezeichnungen fremd, aber im Guideline haben wir sie in verschiedenen Impulsen didaktisch und klar aufbereitet“, sagt Werner Pramstrahler, Projektkoordinator der Reihe „Guidelines Arbeitswelt“ im AFI.

Die 48-seitige „Guideline Gender“ richte sich in erster Linie an Schüler und Lehrpersonen. „Das Institut stellt hier den Schulen eine leicht nutzbare Unterlage zur Verfügung, die Gender-Fragen in der Arbeitswelt gezielt anspricht“, so Pramstrahler.

Kritik an der Broschüre zur Chancengleichheit in der Arbeitswelt kommt von den Südtiroler Rechts-Parteien, die die Materialien sofort unter die Lupe genommen und Presseaussendungen verfasst haben.

Andreas Pöder von der BürgerUnion spricht gar von einer Gender-Gehirnwäsche für Südtirols Schüler. Die Broschüre wolle Mädchen das Mädchensein und Buben das Bubensein austreiben.

„Unter dem Deckmantel von Maßnahmen gegen den Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen stellt das AFI eine gender-extremistische Schrift für Südtirols Schulen zusammen, mit der die Schüler mit linkslinkem Gedankengut über die Gender-Ideologie indoktriniert werden sollen“, so Pöder.

Der Landtagsabgeordnete weiter: „Man findet für den Gender-Extremismus typische Zitate, mit denen den Schülern doch tatsächlich weis gemacht werden soll, dass sie nicht als Frauen oder Männer geboren, sondern nur durch ihre Erziehung dazu gemacht werden.“

Durch solche Schriften schreibe man den Menschen vor, was sie nicht sein dürfen, welche Berufswahl sie nicht treffen dürfen und welche familiären Lebensentscheidungen sie zu treffen haben. „Den Frauen wird die Rolle als Mutter und auch ihre Bemühung, Familie und Beruf zu vereinbaren, in jeder Hinsicht schlechtgeschrieben“, behauptet Andreas Pöder.

Der Kommentar von der Freiheitlichen Tamara Oberhofer zum Gender-Leitfaden: „Südtirols Schüler in den Fängen linker Gesinnung. Vor allem der weibliche Schüleranteil wird nach der Lektüre dieser Guideline spüren: Als Frau bin ich ein Opfer in jeglicher Hinsicht, ein Opfer der Gesellschaft, aber auch ein Opfer meiner selbst, weil ich meine Prioritäten anders setze, als es ein Mann tut. Die Vermittlung eines solchen Gefühls ist nicht richtig, sogar gefährlich für unsere Gesellschaft, weil jede Frau das Gefühl hat, sie muss Karriere machen.“

Oberhofers Sicht der Dinge: „Eine Frau kann natürlich auf Zeit beides haben, Karriere und Familie, aber es wird ebenso der Moment kommen, in dem sie Prioritäten setzen wird. Wie sie die Prioritäten setzt, das ist die Entscheidungsfreiheit, die man den Frauen – auch auf politischer Ebene – ermöglichen soll, ohne ihr dabei ein schlechtes Gewissen einzureden.“

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