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„Schlecht fürs Image“

„Schlecht fürs Image“

Die Vahrner Firma SoLeon hat sich auf die Herstellung professioneller Drohnen spezialisiert. Was Geschäftsführer Michael Überbacher zum Weltcup-Absturz sagt – und warum er Drohnen-Gegner für überkritisch hält.

TAGESZEITUNG: Herr Überbacher, welcher Gedanke ist Ihnen durch den Kopf geschossen, als Sie von Marcel Hirschers Beinahe-Unfall erfahren haben?

Michael Überbacher: Ich war verwundert, dass so etwas passieren kann. Fälle, in denen eine Drohne derart runterkracht, kennen wir eigentlich nicht.

In den Medien wurde über einen temperaturbedingten Akku-Ausfall spekuliert. Ist das realistisch?

Es kann sich eigentlich nur um einen Batteriedefekt oder einen kompletten Ausfall der Elektronik handeln. Systeme mit mehreren Akkus, die sich gegenseitig stützen, gibt es zwar – aber noch fliegen ältere Modelle ohne diese Ausfallsicherung herum. Wir bauen standard-mäßig zwei Akkus in unsere Drohnen ein.

Michael-Überbacher

Könnte eine Störung der Funk-Verbindung zu so einem Unfall führen?

Nein, das ist nicht möglich. Erstens sind die Funkverbindungen sehr sicher, zweitens merkt so gut wie jede Drohne, wenn etwas nicht stimmt – und schaltet in den Autopilot. Dann fliegt sie langsam zu Boden oder zum Piloten zurück.

Offensichtlich ist ein rasend schneller Absturz aber auch möglich. Schadet ein solcher Unfall der Zukunft der Drohnen?

Es tut dem Image sicher nicht gut – auf der anderen Seite hat man sich auch an Bilder von Autounfällen gewöhnt. Insgesamt werden Drohnen überkritisch gesehen. Die Leute fürchten sich vor Privacy-Verletzungen und Terrorismus, da wird ganz viel übertrieben. Man kann auf die Seriosität der Betreiber setzen, eine Verletzung der Regeln ist längst kein Kavaliersdelikt mehr.

In Deutschland sollen die Bestimmungen aber deutlich strenger sein.

Im Gegenteil, die Regeln sind in Italien wesentlich strenger, da sind wir ausnahmsweise Vorreiter. Einen Unterschied gibt es im Wintersport: Die FIS erlaubt Flüge in Deutschland nicht, in Italien darf man am Pistenrand fliegen. Normalerweise braucht es dafür aber eine Spezialgenehmigung. In Italien müssen Piloten ausgebildet sein und fünf Tageskurse zu den Luftfahrtrechten machen – und: Jedes Gerät wird getestet. In Deutschland kommt man unter fünf Kilogramm recht schnell an eine Genehmigung.

Unter vielen Christbäumen lag am Weihnachtsabend eine kleine Drohne. Was ist zu beachten?

Grundsätzlich unterscheidet das Gesetz zwischen Freizeit- und Profi-Drohnen. Bei kleinen Geräten mit einem Gewicht von 70 Gramm und 20 cm Durchmesser sollte man sich aber keine allzu großen Sorgen machen. Da ist abzuklären, wie es mit der Haftpflichtversicherung ausschaut, die meisten Versicherungen sind nämlich mittlerweile darauf sensibilisiert. Ein körperlicher Schaden ist bei diesen kleinen Drohnen ausgeschlossen, aber der Nachbar sieht es ungern, wenn jemand mit Kamera „herumspioniert.“

Privacy-Verletzungen, militärische Einsätze – das Wort „Drohne“ ist auch abseits von Skirennen vorbelastet, oder?

Ja leider, obwohl der Begriff „Multicopter“ eigentlich korrekt wäre.

Auch Ihre Website wirbt mit „Drohnen“.

Der Begriff hat sich leider eingebürgert – und wir müssen von unseren Kunden verstanden werden. Als wir vor einigen Jahren mit der Drohnen-Produktion angefangen haben, war die Luftfahrtbehörde in Rom schockiert. Wir wurden gefragt, ob wir jetzt in den militärischen Bereich einsteigen wollen. (lacht) Diese Aufregung hat sich gelegt, der Begriff ist aber geblieben.

Werden die Vahrner Drohnen auch für Sporteinsätze verwendet?

Ja, aber die Drohne in Madonna kam nicht von uns. Normalerweise werden die Geräte für solche Tätigkeiten mit speziellen Sicherheitssystemen ausgestattet. Wenn bei einem großen Konzert mit vielen Besuchern plötzlich drei Drohnenteams und ein Helikopter unterwegs sind, müssen alle Details abgeklärt sein.

Interview: Anton Rainer

 

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