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SMS um Mitternacht

Maria Elena Boschi und Karl Zeller Roma 14-10-2015 Senato. Informativa sul Consiglio Europeo. Speech about the European Council Photo Samantha Zucchi Insidefoto

Maria Elena Boschi und Karl Zeller

Muss Maria Elena Boschi zurücktreten? Karl Zeller stellt sich demonstrativ vor die befreundete Ministerin. Und er sagt: Boschi sei eine „tosta“.

TAGESZEITUNG Online: Herr Senator, die Opposition reicht einen Misstrauensantrag gegen die Regierung ein, weil diese per Dekret vier Regionalbanken vor der Pleite gerettet hat. Und sie fordert den Rücktritt von Ministerin Boschi. Was glauben Sie: Fliegt die Regierung?

Karl Zeller: (lacht) Das ist nur ein Wauwau der Opposition. Dieser Misstrauensantrag hat absolut nullkommanull Chancen. Es geht der Opposition doch nur darum, das Image von Maria Elena Boschi zu beschädigen.

Wie meinen Sie das?

Boschi ist die Ikone im Kabinett von Renzi, an deren Image bislang noch niemand gekratzt hat. Sie bietet viel weniger Angriffsflächen als Renzi selbst. Sie ist sehr ausgewogen, lässt sich nie zu unklugen Äußerungen hinreißen – und sie ist mit allen freundlich. Durch ihre Fähigkeiten und ihren Fleiß ist sie mittlerweile zur zweitmächtigsten Ministerin aufgestiegen. Sie ist hinter Renzi in Italien die klare Nummer 2. Die Opposition hat dementsprechend natürlich Interesse, sie politisch zu schwächen.  

Sie glauben aber, dass sich die Opposition da die Zähne ausbeißt?

Jeder normale Mensch versteht, dass sie nichts falsch gemacht hat. Roberto Saviano wirft Boschi ja einen Interessenkonflikt vor, weil ihr Vater acht Monate lang im Verwaltungsrat der Banca Etruria gewesen war. Hätte die Regierung aus diesem Grund gegen die Rettung aller vier Banken stimmen sollen, wodurch unzählige Arbeitsplätze verloren gegangen wären? Soll Boschi denn wegen ihres Vaters als Ministerin zurücktreten? Oder soll sie sagen: „Ich habe keinen Vater?“ Das ist reiner Populismus. Zudem hat sich die Ministerin korrekt verhalten, weil sie bei der Abstimmung den Regierungssaal verlassen hat.

Haben Sie schon mit der Ministerin gesprochen?

Ja klar.

Und wie hat sie reagiert? 

Natürlich trifft sie das. Sie ist es nicht gewohnt, so angegriffen zu werden. Aber sie ist eine „tosta“. Ich habe sie sofort angerufen und ihr unsere volle Solidarität zugesichert. 

Das hat die Ministerin sicher erleichtert?

Nein, sie braucht mich nicht. Aber sie ist eine wichtige und zuverlässige Ministerin. Sie ist die Ministerin für die Reformen und für die Umsetzung des Regierungsprogramms zuständig. Wenn es um haushaltstechnische Fragen geht, frage ich nicht den Wirtschaftsminister Padoan, sondern spreche Boschi an. Wir sehen uns zwei, drei Mal die Woche.

Wie wichtig ist Boschi für Südtirol?

Ich habe sie neulich darum gebeten, meinem aostanischen Kollegen zu helfen. Dieser hatte nämlich beim Haushalt nichts für seine Region herausholen können. Der war ziemlich deprimiert und wurde in seiner Region sputtaniert: Wie könne er ein Abkommen mit dem PD schließen und dann mit leeren Händen nach Hause kommen? Boschi hat mich um zwei Wochen Zeit gebeten. Jetzt hat sie mir um Mitternacht geschrieben und mir mitgeteilt, dass sie für das Aosta 50 Millionen Euro gefunden habe. Ich habe in meiner Gruppe 20 Leute, wir können uns da nicht nur für Südtirol einsetzen. Und es geht auch nicht nur um die Autonomie. So hat uns die Ministerin auch 15 Millionen Euro für die Genomforschung zur Verfügung gestellt, für die sich meine Kollegin Elena Cattaneo einsetzt. Boschi ist eine gute Ministerin, die immer Wort hält.

Interview: Matthias Kofler

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