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Säumige Gemeinden?

Eigentlich sollten öffentliche Körperschaften in Italien binnen 30 Tagen ihre Schulden begleichen – doch nur wenige halten sich daran. In Südtirol finden sich 17 Vertreter unter den bravsten 300. 

Von Anton Rainer

Aus juristischer Sicht ist die vorgegebene Frist eng gesteckt: Maximal einen Monat dürfen sich öffentliche Körperschaften zwischen Auftragsende und Begleichung einer Rechnung Zeit lassen. Die Praxis sieht jedoch anders aus: Noch immer liegt die durchschnittliche Zahlungsdauer in Italien bei über 100 Tagen – und ist in den vergangenen Monaten sogar noch gestiegen.

Ausreißer nach oben sind vor allem im Süden anzutreffen: In Kalabrien werden Rechnungen im Durchschnitt erst nach knapp 150 Tagen bezahlt, in Kampanien liegt der Mittelwert bei rund 127 Tagen. Regelmäßig veröffentlicht werden die Daten zu den öffentlichen Verbindlichkeiten durch das Wirtschafts- und Finanzministerium, welches Ende November auch eine Liste der 300 „tugendhaftesten“ Gemeinden, Bezirksgemeinschaften und Betriebe der öffentlichen Hand publizierte.

Darauf enthalten: Sämtliche Schuldner, die ihre Rechnungen innerhalb der vorgeschriebenen 30 Tage – oder zumindest innerhalb der in Ausnahmefällen erweiterten Frist (60 Tage) – bezahlen. Für den Staat erfüllen diese Körperschaften eine Art Vorbildfunktion, der sich im Idealfall viele säumige Schuldner anschließen sollten.

Wie man es vormacht, beweist die Provinz Bozen, die im nationalen Ranking vorne liegt. Allein die Top 50 Betriebe und Gemeinden setzen sich zu rund einem Fünftel aus Südtiroler Vertretern zusammen – insgesamt finden sich 17 Körperschaften, darunter auch mehrere Bezirksgemeinschaften, unter den besten 300.

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Ein Ergebnis, das kaum überrascht: Bereits im August, als das Ministerium erstmals diese Daten zugänglich machte, standen mehrere Südtiroler Gemeinden äußerst gut da. Lajen, Welsberg-Taisten, Ahrntal, St. Leonhard in Passeier, Feldthurns und Brenner konnten ihre Platzierungen vom letzten August nicht nur halten, sondern sogar deutlich steigern. Im Fall der Gemeinde Brenner sank die durchschnittliche Zahlungsfrist von 42 auf nur 20 Tage – und das bei einer Begleichungs-Quote von 100 Prozent.

Einziger Verlierer ist die Gemeinde Bruneck, wo die durchschnittliche Zahlungsfrist von 28 auf 34 Tage anstieg. Damit stürzt der einstige Spitzenreiter auf den 13. Platz unter den Körperschaften der Provinz Bozen ab.

Muss man sich dafür schämen? Nicht unbedingt, sagt die offizielle Web-Präsenz des Finanzministeriums. Dort weist man nämlich gleich mehrfach darauf hin, dass noch immer nur ein Bruchteil der italienischen Verwaltungen überhaupt regelmäßig seine Zahlungen nach Rom mitteilt. Von den über 20.000 registrierten „enti pubblici“ werden gerade einmal 6.400 als „aktiv“ geführt – auch viele Südtiroler Gemeinden dürften noch fehlen. Erst Mitte 2017 will der Staat sämtliche Daten erheben.

Bis dahin dürfte auch der Südtiroler Sanitätsbetrieb noch an seinen Rechnungen feilen: Derzeit befindet sich dieser mit einer durchschnittlichen Zahlungsdauer von 55 Tagen beinahe am Listenende der 300 „Tugendhaften“, gerade noch innerhalb der erlaubten (und bereits erweiterten) Frist.

Der Sanitätsbetrieb der Lombardei schafft den Sprung auf Platz 3 – mit einer Zahlungsfrist von 13 Tagen.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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