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„Kein Milchpulver für Südtirol“

milchpulverDie EU fordert von Italien weiterhin, Milchpulver für die Käseherstellung zu erlauben. Das könnte große Auswirkungen auf den hiesigen Markt haben. Die Situation in Südtirol.

von Heinrich Schwarz

Schokolade ohne Kakaobutter, Wein ohne Trauben – und bald auch Käse ohne Milch? Geht es nach der Europäischen Kommission, dann ja. Vor wenigen Monaten hat die EU-Kommission von Italien offiziell verlangt, auch Milchpulver für die Herstellung von Käse zu erlauben. Bislang ist dies in Italien strikt verboten – nur Frischmilch ist erlaubt.

Nach Auffassung der EU schränkt dieses Verbot allerdings den freien Warenhandel ein. Der europäische Binnenmarkt müsse einwandfrei funktionieren. Einzelne Staaten könnten sich nicht querstellen.

Doch genau das macht Italien. Die Regierung boykottiert – zumindest jetzt noch – das Diktat der EU-Kommission. Zum einen würden die italienischen Qualitätsprodukte durch industriell erzeugten Käse ersetzt. Zum anderen spiele man Lebensmittel-Konzernen in die Hände – zum Leidwesen der Kleinbetriebe.

Zusätzlichen Druck gegen die EU-Vorgabe baut die Non-Profit-Organisation „Slow Food“ auf. Eine Online-Petition gegen die Verwendung von Milchpulver zählt bereits 133.000 Unterstützer. „Il formaggio si fa con il latte“, heißt es dort.

Die Entwicklungen in Brüssel und Rom werden auch in Südtirol aufmerksam verfolgt. „Falls Italien nachgibt, besteht natürlich die Frage, was mit den großen Lagerbeständen an Milchpulver passiert, die es derzeit in Europa gibt. Für Käseprodukte aus Frischmilch ist das sicherlich eine Gefahr“, meint Joachim Reinalter, Obmann des Südtiroler Sennereiverbandes.

Trotzdem geht er nicht davon aus, dass es in Italien eine große Revolution geben wird. Reinalter erläutert:

„Es wird immer der Konsument entscheiden. Wenn er den Milchpulver-Produkten eine Abfuhr erteilt, werden sie nicht lange auf dem Markt bestehen bleiben. Das war auch in Deutschland der Fall, als sehr viele Produzenten die Frischmilch abschaffen wollten, der Konsument aber auf Frischmilch bestand. Eine Frischmilch ist für den Konsumenten nicht eine, die 30 Tage haltbar ist, denn man weiß von Haus aus, dass die positiven bakteriologischen Eigenschaften nicht mehr enthalten sein können.“

In Südtirol wird derzeit weder Milchpulver produziert, noch verwendet. Und daran wird sich laut Joachim Reinalter auch keinesfalls etwas ändern: „Wir werden zu 100 Prozent bei der Frischmilch bleiben.“

Es sei „Nonsens“, aus frischer Milch zuerst Milchpulver zu machen und dann erst Käse. „Produktionstechnisch viel zu aufwendig“, so Reinalter. Außerdem: „Man schmeckt das Pulver im Fertigprodukt Käse. Zum Glück – denn so kann man gute von schlechten Produkten unterscheiden“, betont der Obmann des Sennereiverbandes.

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