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„Habe ihnen persönlich Zugtickets besorgt“

„Habe ihnen persönlich Zugtickets besorgt“

Martin Ausserdorfer, Bürgermeister von St. Lorenzen, über das Bettelverbot, persönliche Gespräche und die „politische Meinung“ der Caritas.

TAGESZEITUNG: Herr Ausserdorfer, Sie haben in St. Lorenzen das wohl härteste Bettelverbot in ganz Südtirol durchgesetzt. Warum?

Martin Ausserdorfer: Fakt ist, dass diese Leute das nicht freiwillig machen. Fakt ist auch, dass ich es nicht gut finde, wenn Leute vor der Kirche betteln. Ich habe selber mit den Bettlern geredet, die sagen, dass sie das Geld nicht behalten dürfen. Ich habe ihnen persönlich Zugtickets nach Bozen besorgt, damit sie wieder wegfahren. Das ist keine Boshaftigkeit, wir müssen aber auch nicht päpstlicher als der Papst sein. Wehret den Anfängen.

Sie sagen, die Verordnung richte sich gegen „organisierte Banden“. Davon ist in Ihrer Verordnung nichts zu lesen.

Wie kann ich nachweisen, ob es sich um eine organisierte Bande handelt?

Sie sagten eben, das wurde Ihnen im persönlichen Gespräch gesagt.

Schauen Sie, ich habe bereits öffentlich gesagt: Wenn jemand spenden will, soll er der Caritas spenden, dann ist die Sache in Ordnung. Wenn mir die Leute selber sagen „Wir sind gezwungen, diese Arbeit zu machen“, habe ich verstanden, was ich verstehen muss.

Das bedeutet nicht einfach, dass sie keine geregelte Arbeit finden?

Man kann das Thema lang und breit diskutieren. Wir wollten eine rechtliche Möglichkeit schaffen, weil das Betteln unserer Meinung nach organisiert ist.

„Bild der Verwahrlosung" – Das umstrittene Bettelverbot

„Bild der Verwahrlosung“ – Teil des umstrittenen Bettelverbots

 

Die Verordnung sieht Strafen von bis zu 500 Euro vor. Welcher Bettler kann die bezahlen?

Die Strafen werden ja doch nicht gezahlt. Das ist denen komplett egal. Die Polizei stellt Strafen aus, die dann ignoriert werden.

Weil die Menschen sie nicht bezahlen können?

Das ist Ihre Meinung. Wer eine Tat begeht, muss für die Strafe aufkommen, es gibt ja auch andere Bürger, die ihre Strafen nicht ohne weiteres bezahlen können.

Die Caritas sagt, Ihre Verordnung sei „menschenverachtend.“

Das ist eine politische Meinung der Caritas, die kann ich nur akzeptieren.

Wie viele Bettler gibt es denn überhaupt in St. Lorenzen? Gab es Anzeigen wegen Belästigung?

Sehr wenige, aber das soll sich auch nicht ändern. Momentan bewegen wir uns im einstelligen Bereich. Aber St. Lorenzen soll kein Bettel-Eldorado werden. Anzeigen gab es bis jetzt keine – nur Beschwerden beim Bürgermeister.

Interview: Anton Rainer

 

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