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Abgeschaffte Gebühren

Die Europäische Union hat sich auf einen endgültigen Vertragsentwurf zur Abschaffung der Roaming-Gebühren und Netzneutralität geeinigt. Im Sommer 2017 werden demnach die zusätzlichen Gebühren abgeschafft.

von Lisi Lang

„Wir haben einen wichtigen Kampf gegen nationale Interessen und große Telefonanbieter gewonnen“, sagt EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann über die Nachricht, dass das Ende der Roaming-Gebühren im Ausland endlich in Sicht ist. Pünktlich zum Urlaubsstart 2017, am 15. Juni, sollen die Roaming-Gebühren in der EU der Vergangenheit angehören, so der Parlamentarier.

Reisende können demnach künftig deutlich günstiger im EU-Ausland telefonieren, im Internet surfen und SMS schreiben. Darauf haben sich Vertreter der EU-Staaten und des Europaparlaments nach einer zwölfstündigen Sitzung in Brüssel geeinigt. Damit fallen die Roaming-Gebühren deutlich später, als bislang in Aussicht gestellt wurde.

Das EU-Parlament hatte vor gut einem Jahr ein Aus für Roaming-Gebühren zum Jahresende 2015 verlangt. Die EU-Kommission hatte zuvor den Sommer 2016 für die Abschaffung anvisiert. Nun kommt das Aus noch mal ein ganzes Jahr später.

Ganz so freudig, wie die Parlamentarier, nimmt Walther Andreaus von der Südtiroler Verbraucherzentrale diese Nachricht nicht auf. „Von einem Durchbruch würde ich in dieser Angelegenheit nicht sprechen, weil man eigentlich schon im Jahr 2015 mit dieser Abschaffung gerechnet hat. Wie es aussieht hat man jetzt einen Kompromiss gefunden, um den Telefonanbietern diesen Aufschlag im Ausland noch ein bisschen zu gewähren“, sagt Walther Andreaus.

„Man muss jetzt noch ein weiteres Jahr zahlen, weil die Lobby-Interessen immer wieder über jene der Verbraucher gestellt werden“, ärgert sich der Verbraucher-Chef. Anstatt auf die Bürger zu suchen, so Andreaus, haben viele Länder einfach ein zu offenes Ohr für diese großen Konzerne. Gut Ding braucht Weile, heißt ein Sprichwort, aber in diesem Fall, so Walther Andreaus, sei die Zeit eindeutig Reif für diese Veränderung.

In einem Zwischenschritt sollen die Roaming-Aufschläge im nächsten Jahr deutlich sinken. Ein Telefonat im EU-Ausland dürfte dann nur noch fünf Cent pro Minute kosten (derzeit 19 Cent für abgehende, fünf Cent für eingehende Anrufe), die Obergrenze für SMS wäre zwei Cent (derzeit sechs Cent) und beim Surfen dürfte jedes Megabyte an Daten mit maximal fünf Cent verrechnet werden (derzeit 20 Cent).

Das völlige Aus der Extra-Gebühren bedeutet dies für Verbraucher aber nicht: Anbieter dürfen Einschränkungen machen, wenn Nutzer häufiger im EU-Ausland mobil telefonieren, surfen oder SMS schicken und nicht nur bei gelegentlichen Reisen, berichten deutsche Medien. Zudem sollen Anbieter entstandene höhere Kosten abrechnen können.

Eine Einigung gab es auch in der umstrittenen Frage der Netzneutralität. Dahinter steckt die Idee, dass Internet-Provider und Telekommunikationsunternehmen die Datenpakete der Nutzer gleichberechtigt durch ihre Leitungen schicken – unabhängig davon, woher sie stammen oder welchen Inhalt sie haben. „Hier geht es um einen sehr bedeutenden Aspekt und zwar um den Zugang zum Netz, der für alle gleich sein muss“, sagt Andreaus. Die EU-Staaten und das Europaparlament müssen die Vereinbarungen noch offiziell bestätigen.

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