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„Renzi hat sich’s gesucht“

SVP-Senator Karl Zeller glaubt: Der größte Konkurrent für Ministerpräsident Matteo Renzi werde Lega-Chef Matteo Salvini.

TAGESZEITUNG Online: Herr Senator, geht Matteo Renzi gestärkt oder geschwächt aus den Regionalwahlen hervor?

Karl Zeller: Das Ergebnis von 5 zu 2 ist nicht so schlecht. Was den PD aber wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt, ist das Prozentergebnis: Der PD erreichte nicht mehr 40 Prozent wie bei den Europawahlen, sondern nur mehr um die 25 Prozent. Das ist das Ergebnis des alten PD ohne Renzi. Die Regionalwahlen sind also weniger eine Niederlage, als vielmehr eine Ernüchterung, die nun eingetreten ist.

Worauf führen Sie das Ergebnis zurück?

Die Wahlen sind immer mehr Persönlichkeitswahlen. Bei den EU-Wahlen hat sich Renzi selbst ins Zeug geworfen. Es schadet nie, wenn man einen guten Spitzenkandidaten hat. Das hat sich ja auch bei den Gemeindewahlen in Südtirol gezeigt: Wenn du den richtigen Kopf hast, dann geht’s dir gut – sonst weniger. Das sagt ein leidgeprüfter Meraner Wahlkämpfer (lacht).

Wie bewerten Sie das Ergebnis der anderen Parteien?

Die Wahlen haben gezeigt, dass Mitte-Rechts noch lange nicht tot ist. In Ligurien hatte Berlusconi die schlechteren Karten. Er hat dort aber riskiert, alle geleimt – und schließlich gewonnen. Die größte Überraschung ist aber der Movimento 5 Stelle. Bei der Partei war ja schon ziemlich der Lack ab. Aber es gibt offensichtlich immer noch ein großes Protestwählerpotential. Die Lega unter Luca Zaia hat im Veneto einen echten Erdrutschsieg eingefahren. Das Ergebnis der PD-Gegenkandidatin war hingegen blamabel.

Der PD hat im Veneto auf eine junge Frau gesetzt – ein Fehler?

Als Politiker musst du vor allem glaubwürdig sein. Meine Kollegen aus dem Veneto haben mir jedoch gesagt, dass Moretti als wenig effizient gelte.

Wird die Lega unter Matteo Salvini die größte Konkurrenz für Matteo Renzi?

Es ist wahrscheinlich, dass sich Mitte-Rechts unter der Lega zusammenschließen wird. Bei Renzi besteht die Gefahr, dass er sich durch das Regieren abnutzt. Die Regionalwahlen waren ein erster Stimmungstest, der nicht zugunsten von Renzi ausgegangen ist. Renzi hat es sich aber auch gesucht, etwa mit der Schulreform oder mit dem Fall Vincenzo De Luca (der PD-Spitzenkandidat erschien zwei Tage vor der Wahl auf der Liste der „Impresentabili“). Was mir zudem Bedenken bereitet, ist das Wahlgesetz: Keine Partei erreicht zurzeit über 30 Prozent – mit dem neuen Wahlgesetz wird die siegreiche Partei künftig aber trotzdem 55 Prozent der Kammerabgeordneten stellen.

Interview: Matthias Kofler

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