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„Würde dagegen stimmen“

 

Bischof Ivo Muser Bischof Ivo Muser positioniert sich im Gespräch mit der TAGESZEITUNG klar. Er sagt: „Homosexuelle Partnerschaften können keine Ehe sein.“ Das Interview.

TAGESZEITUNG Online: Herr Muser, im katholischen Irland wurde die Gleichstellung der Ehe per Volksabstimmung beschlossen. Wie stehen Sie zu dieser Entscheidung?

Ivo Muser: Homosexuelle Partnerschaften können nach katholischem Verständnis keine Ehe sein. Bei allem Respekt für persönliche Einstellungen und Entscheidungen hat die Ehe zwischen Mann und Frau eine einzigartige Bedeutung. Die Ehe hat für Katholiken mit dem Schöpfungsauftrag und mit dem Schöpfungsplan Gottes zu tun und verdient deswegen eine besondere Stellung und einen besonderen Schutz in der menschlichen Gesellschaft. Mich macht das Referendum in Irland sehr nachdenklich und ich glaube auch nicht, dass es eine gute Entwicklung anzeigt.

Wie würden Sie abstimmen, wenn es auch in Italien zu einem derartigen Referendum kommen würde?

Wenn es um die Gleichstellung zwischen einer Ehe zwischen Mann und Frau und einer homosexuellen Partnerschaft ginge, würde ich klar dagegen stimmen.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin nannte das Ergebnis eine „Niederlage für die Menschheit“. Stimmen Sie zu?

Ehe und Familie stehen für die Kirche im Mittelpunkt. Wir müssen alles tun, um sie zu schützen und zu fördern. Es braucht heute einen neuen Mut zur Ehe und zur Gründung einer Familie. Hier entscheidet sich die Zukunft der menschlichen Gesellschaft. Ehe und Familie sind ein Menschheitsgut! Mir ist es wichtig, allen zu danken, die sich in Wort und Beispiel für Ehe und Familie einsetzen und gleichzeitig jene zu stützen und begleiten, deren Beziehung zerbrochen ist.

Sie haben sich in der Vergangenheit für zivilrechtliche Reformen ausgesprochen. Wo auf der Skala von eingetragenen Partnerschaften bis zur Adoption würden Sie sich einordnen?

Homosexuelle Menschen verdienen wie alle anderen Menschen Respekt, Wertschätzung; mehr noch: Ehrfurcht. Sie brauchen Rechte, die sie schützen. Ihre persönlichen Freiheitsrechte können geschützt werden, auch ohne die Anerkennung als gleichgestellte Ehe und ohne das Recht auf die Adoption von Kindern. Übrigens: Niemand hat einfach ein Recht auf Kinder.

Sollte sich die Kirche zu diesen Fragen äußern, oder sollte sie sich in diesen Diskussionen eher zurückhalten? Hat sich ihre eigene Meinung zu diesem Thema in der Vergangenheit verändert?

Die Kirche bekennt sich zur Meinungs-, Presse-, Gewissens- und Religionsfreiheit. Aber das heißt nicht, dass alles gleich richtig, gleich hilfreich, gleich legitim und gleich wahr ist. Die Aufgabe der Kirche ist es, vom christlichen Gottes- und Menschenbild her Stellung zu beziehen und das sollte ihr in einem demokratischen Staat auch zugestanden werden. Persönlich habe ich großen Respekt vor anderen Meinungen. Die Wahrheitsfrage orientiert sich für gläubige Menschen aber nicht einfach an Mehrheitsentscheidungen.

Interview: Anton Rainer

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