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Der Ausländer-Report

Zum 31. Dezember 2014 waren offiziell 46.045 ausländische Staatsbürger in Südtirol ansässig, knapp 1,3% mehr als im Vorjahr. Ende 1994 waren es etwa 7.250 Menschen.

Zur ausländischen Wohnbevölkerung zählen alle meldeamtlich erfassten Personen, die nicht im Besitz der italienischen Staatsbürgerschaft sind. Diese können einem oder eventuell mehreren anderen Staaten an- gehören. Auch Staatenlose sind Staatsfremde und da- mit den Ausländern rechtlich gleichgestellt. Diejenigen hingegen, die im Laufe der Zeit eingebürgert worden sind – das sind an die 8.000 Personen im vergangenen Zehnjahreszeitraum -, gelten in jeder Hinsicht als Inländer. In der Ausländerstatistik werden sie nicht mehr berücksichtigt, genauso wenig wie Personen aus Nicht-EU-Staaten, die sich ohne gültigen Rechtstitel auf italienischem Staatsgebiet aufhalten

Am 31.12.2014 sind offiziell 46.045 ausländische Staatsbürger in Südtirol ansässig, knapp 1,3% mehr als im Vorjahr. Ende 1994 waren es etwa 7.250 Menschen. Damit hat sich der Bestand der ausländischen Wohnbevölkerung in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als versechsfacht.

Diese Daten hat das Landestatistikinstitut Astat am Freitag vorgelegt.

Bildschirmfoto 2015-05-22 um 12.59.38Die Zahl der Ausländer nimmt seit zwei Jahrzehnten kontinuierlich zu. Das relative Wachstum verlief jedoch unregelmäßig. Während bis Mitte der 90er-Jahre eine langsame, aber konstante Zunahme zu beobachten war, fiel der jährliche Zuwachs in den Jahren um die Jahrtausendwende mit rund 10% geringer aus, um ab 2003 wieder deutlicher anzusteigen.

Der Höhepunkt wurde mit einem Plus von 16% im Jahr 2007 erreicht.

Das ist das Jahr, in dem Bulgarien und Rumänien der EU beitraten und in Italien die Neuregelung des freien Niederlassungsrechts der EU-Bürger rechtskräftig wurde. Zudem konnten zahlreiche illegale Einwanderer in dieser Zeit ihren Rechtsstatus sanieren.

Mit dem darauf folgenden Einsetzen der Wirtschaftskrise ist die jährliche Zunahme wieder unter 10% gefallen. Das Jahr 2011 ist von einem markanten Rückgang gekennzeichnet, da zum Zeitpunkt der Volkszählung zahlreiche ansässige Ausländer unauffindbar waren.

War in den vergangenen Jahrzehnten vor allem die Migrationskomponente für das Anwachsen der Ausländerpopulation verantwortlich, wird es nunmehr vom natürlichen Wachstum bestimmt.

Von Jahr zu Jahr kommen mehr Kinder mit ausländischer Staatsangehörigkeit zur Welt. Waren es in den 90er-Jahren durchschnittlich etwas über 100 Neugeborene im Jahr, beträgt ihre Zahl im Bezugsjahr 789.

Eine Ausländerin bringt im Laufe ihres Lebens durchschnittlich 2,5 Kinder zur Welt, bei den einheimischen Frauen liegt die Gesamtfruchtbarkeitsziffer bei 1,6 Kindern.

Hauptgrund für die deutlichen Fertilitätsunterschiede liefert der beträchtlich höhere Anteil von ausländischen Frauen im fruchtbaren Alter (62,4%) gegenüber jenem der einheimischen Frauen (42,9%).

Der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung Südtirols ist im Laufe des Jahres 2014 nur mehr leicht angestiegen (von 8,8% auf 8,9%).

Bildschirmfoto 2015-05-22 um 12.56.53Diese Quote liegt über dem gesamtstaatlichen Durchschnitt von 8,3%, jedoch unter jenem Mittel- und Norditaliens, wo 85% der ansässigen Ausländer leben. In den Regionen Emilia-Romagna, Lombardei, Umbrien, Latium, Toskana sowie Venetien ist bereits einer von zehn Einwohnern nicht italienischer Staatsbürger. Die Lombardei verzeichnete dabei mit mehr als einer Million ausländischer Bürger den absolut höchsten Bestand (ISTAT, Schätzung für 2014).

Am 31.12.2014 lebten in der Landeshauptstadt mit 15.343 Personen etwa ein Drittel aller in Südtirol ansässigen Ausländer. In Meran sind es 6.281 (13,6%) und in Brixen 2.107 (4,6%). Insgesamt haben 29.173 (63,4%) ausländische Staatsbürger in einer der sieben Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern ihren festen Wohnsitz.

Auf Bezirksebene ist die Konzentration der ausländischen Wohnbevölkerung in Bozen am höchsten (14,5 je 100 Einwohner). Es folgen Burggrafenamt und Überetsch-Südtiroler Unterland mit 9,6% bzw. 8,9%. In den anderen Bezirksgemeinschaften liegt der Ausländeranteil unter dem Landesdurchschnitt.

Betrachtet man den prozentuellen Anteil der ausländischen an der gesamten Wohnbevölkerung in den einzelnen Gemeinden, weisen neben Bozen (14,5%) und Meran (16,0%) auch einige kleinere Ortschaften einen beträchtlichen Wert auf. Dabei handelt es sich um Franzensfeste (24,9%), Salurn (20,7%), Brenner (14,6%), Waidbruck (12,6%) und Mühlbach (12,5%).

17 Gemeinden verzeichnen einen Ausländeranteil, der über dem Landesdurchschnitt liegt. Im Großteil der Gemeinden sind ausländische Staatsbürger im Verhältnis zur Gemeindebevölkerung jedoch unter- durchschnittlich vertreten, in 29 davon ist das Phänomen kaum nennenswert (unter 3%). Laurein ist die einzige Gemeinde, in der keine ausländischen Staatsbürger leben.

Insgesamt betrachtet ist die altersmäßige Verteilung der in Südtirol wohnhaften Ausländer im Verhältnis zur einheimischen Bevölkerung anders geartet. Mehr als 60% sind jünger als 40 Jahre alt, wovon es sich bei gut einem Drittel um Kinder unter 18 Jahre handelt.

Menschen aus 138 verschiedenen Ländern leben derzeit in Südtirol. Dadurch wird die kulturelle Vielfalt der Südtiroler Gesellschaft immer facettenreicher.

Rund 15.000, ein Drittel aller in Südtirol ansässigen Ausländer, kommen aus einem der 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union. EU-Bürger sind in einigen Bereichen den italienischen Staatsbürgern gleichgestellt, z.B. was die Freizügigkeit und Niederlassungsfreiheit betrifft. Rund 40% der hier ansässigen EU- Bürger stammen aus dem deutschsprachigen Raum.

Ein weiteres Drittel entfällt auf die anderen europäischen Länder, die nicht zur EU zählen, während 18,0% der Migranten aus Asien und 12,4% aus Afrika stammen.

Bildschirmfoto 2015-05-22 um 12.59.59In der Rangliste der Herkunftsländer nimmt Albanien mit rund 5.600 Personen den ersten Platz ein. Es folgen Deutschland mit etwa 4.400 und Marokko mit 3.600 Personen. Zusammen stellen diese drei Gruppen knapp 30% aller Einwohner ausländischer Nationalität. Die Pakistaner (3.384) sind die zahlenmäßig stärkste asiatische Gemeinschaft im Lande.

Man kann davon ausgehen, dass mindestens 35% aller Einwanderer Muslime sind und 5% einer orientalischen Religion angehören. Immerhin leben knapp 17.000 Menschen hier, die aus islamisch geprägten Ländern stammen, und weitere 2.600 aus Indien, China, Japan und Südostasien.

Während in den 90er-Jahren ein deutlicher Männerüberschuss bei den Ausländern verzeichnet werden konnte, war ihr Geschlechterverhältnis um die Jahrtausendwende relativ ausgewogen. Seit 2007 sind die Frauen jedoch in der Überzahl; auch im Bezugsjahr stellen sie mit 53,5% mehr als die Hälfte der ausländischen Wohnbevölkerung. Auf 100 Ausländerinnen entfallen nunmehr 86,9 Männer mit ausländischer Staatsbürgerschaft.

Insgesamt sind 61,9% der in Südtirol ansässigen Ausländer ledig. Hauptgrund dafür ist der hohe Anteil an Kindern und Jugendlichen. Nahezu 40% der Unverheirateten sind nämlich unter 20 Jahre alt.

Etwas mehr als ein Drittel aller ausländischen Mitbürger, vor allem jene im mittleren Alter (30-60 Jahre), sind verheiratet (oder gesetzlich getrennt), während der Anteil der Verwitweten (1,0%) und Geschiedenen (1,6%) im Vergleich zu den Inländern relativ gering ausfällt.

Im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung sind bei den Ausländern auch die Haushalte anders strukturiert: Von den 16.850 Familien mit einem ausländischen Haushaltsvorstand besteht etwa ein Drittel aus unverheirateten und alleinlebenden Personen (bei den Inländern ist der Anteil halb so hoch). Bei 21,9% der Haushalte handelt es sich um traditionelle Familien, d.h. Ehepaare mit minderjährigen Kindern (Inländer 16,0%). Der Anteil der Alleinerziehenden ist mit 12,0% etwas höher als bei den Einheimischen (9,1%).

Der Zuzug junger Menschen, die rege Geburtenentwicklung sowie die geringe Sterblichkeit in diesen Bevölkerungsschichten können aus demografischer Sicht als Chance gewertet werden, da damit der stetigen Alterung der Südtiroler Gesellschaft entgegengewirkt wird. Dieser „Verjüngungseffekt“ hat weitreichende soziokulturelle und wirtschaftliche Auswirkungen auf das Bildungssystem, den heimischen Arbeitsmarkt sowie auf die Sozialfürsorge und Altersversorgung.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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