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Flügge Kinder

Schon wieder eine französische Komödie, die mit Ausgegrenzten ihre Späße treibt. In “Verstehen Sie die Béliers?” geht es um Gehörlose und Hörende.

von Renate Mumelter

Es ist ein bewegender Moment, wenn die 18jährige Paula ihren Eltern mit “Je vole” singend mitteilt, dass sie nun flügge ist. Als Mutter eines ausgeflogenen Sohnes habe ich während des Lieds meine Träne verdrückt, und ich war nicht die einzige.

“Verstehen Sie die Béliers?” von Éric Lartigau stellt eine Familie von Landwirten in den Mittelpunkt, in der alle gehörlos sind. Nur Tochter Paula hat Gehör, ein sehr gutes sogar, wie sich herausstellt. Der Gesangslehrer bietet Paula die Chance, sich für eine Ausbildung in Paris zu bewerben. Das junge Mädchen aus dem Kuhdorf ist hin- und hergerissen zwischen ihrer Leidenschaft und dem Pflichtgefühl der Familie gegenüber. Paula hat nämlich im Lauf der Jahre die Vermittlerrolle zwischen Eltern, Bruder und der Welt übernommen. Dabei sind die drei Gehörlosen Mutter Gigi, Vater Rodolphe und Bruder Quentin keineswegs auf den Mund gefallen; sie kommen mit sich und der Welt prima zurecht, so gut, dass sich Vater Bélier als Bürgermeisterkandidat bei den Gemeinderatswahlen präsentiert. Éric Lartigau präsentiert mit seinem Film die x-te französische Komödie (Ziemlich beste Freunde, Samba), die sich drum schert politisch korrekt zu sein, die aber trotzdem das nötige Feingefühl zeigt und damit punktet. Fast sieben Millionen Zuschauer holten die Gehörlosen in Frankreichs Kinos, und obwohl die Béliers laut sind (sie hören’s eh nicht), und obwohl der Film poltert, ist er nicht unangenehm, und es gelingt ihm den einen oder anderen Einblick in eine unbekannte Welt zu geben. Louane Emera, die Darstellerin von Paula, singt übrigens in echt. Sie war Halbfinalistin bei der französischen Ausgabe von “The Voice”, und sie hat es auch im Film gut gemacht.

La famille Béliers (F 2014), 106 Min., Regie: Éric Lartigau. Bewertung: Charmant 

Was es sonst noch gibt: “Citizenfour” von Laura Poitras, Filmtreff Kaltern (SA, So), Ariston Meran (DO)

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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