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Illegale Geschäfte

lanz schwarzarbeitKeine Steuern zahlen und keine Fürsorgebeiträge für die Mitarbeiter überweisen. Auch in Südtirol wird Schwarzarbeit betrieben – auf Kosten der ehrlichen Unternehmen. Lvh-Präsident Gert Lanz im Interview.

TAGESZEITUNG ONLINE: Herr Lanz, wie groß ist das Problem der Schattenwirtschaft in Südtirol?

Gert Lanz: Wir haben dazu keine Zahlen, aber wir wissen von mehreren Situationen, in denen Schwarzarbeit betrieben wird. Das wirtschaftliche Umfeld in Italien mit negativen Rahmenbedingungen und einem sehr hohen Steuerdruck regt dazu an. Schwarzarbeit wird vor allem dort betrieben, wo die Arbeitskraft ein wesentlicher Kostenfaktor ist.

Für ehrliche Betriebe wohl ein erheblicher Schaden?

Ja, der Schaden ist schon erheblich, da die Konkurrenz mit ganz anderen Rahmenbedingungen arbeiten kann und am Markt den Preis drückt. Oft wird aber auch der gleiche Preis angeboten, weshalb durch den Wegfall von Abgaben und Steuern noch mehr Gewinn bleibt. Bei den anderen Betrieben, die weniger Umsätze machen, steigen hingegen die Abgaben.

Wird die Schwarzarbeit zu sehr verharmlost? Sie wird von Kunden unter Umständen sogar begrüßt…

Man muss schon sagen, dass kein Betrieb systematisch Schwarzarbeit betreibt. Unser größtes Problem sind die Fälle, in denen offenkundig Scheinbetriebe aufgebaut werden. Sie bieten Dienstleistungen an, ohne überhaupt gewerblich gemeldet zu sein – und halten sich dabei nicht an die Vorschriften. Es tun sich sozusagen Parallelwelten auf.

In welchen Sparten innerhalb des Südtiroler Handwerks ist dies zu beobachten?

Meistens sind es die Bereiche, in denen es keine große Maschinen, Anlagen oder Gebäude braucht und die Investitionskosten entsprechend gering sind. Dort ist die Versuchung natürlich sehr groß. Ich spreche dabei von allen Bereichen, in denen die Arbeitskraft ein wesentlicher Kostenfaktor ist. Schwarzarbeit ist unwahrscheinlicher, wenn ein Betrieb in Maschinen und Anlagen investiert. Dazu ist auch zu sagen, dass viele neue Betriebe nicht wissen, wie sie richtig starten müssen, da die Rahmenbedingungen teilweise sehr unklar sind.

Was sagt der lvh zu Betrieben, die Schwarzarbeit betreiben?

Für uns ist Schwarzarbeit ein klares No-Go. Jedem Betrieb sollte klar sein, dass er auch eine Verantwortung in einem System hat. Unsere Aufgabe als Verband ist es natürlich, auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen zu pochen. Vor allem die Steuerlast sollte gesenkt werden.

Was passiert, wenn ein Betrieb ertappt wird?

Es ist nicht unsere Aufgabe, jemanden zu ertappen, sondern zu sensibilisieren. Es ist problematisch, wenn Parallelwelten entstehen, in denen es gar keine Regeln gibt. Wir sensibilisieren auch die Konsumenten: Sie sollen sich an rechtmäßig gemeldete Betriebe wenden.

Interview: Heinrich Schwarz

ZUM THEMA

Verärgerte Kosmetikerinnen

Friseure und Kosmetikerinnen haben besonders stark mit Schwarzarbeit zu kämpfen.

(hsc) Die TAGESZEITUNG hat bereits vor einem Jahr vom Problem der „illegalen Friseure“ berichtet. Immer mehr Fachkräfte bieten den Service bei sich Zuhause an – und beziehen dabei ein illegales Nebeneinkommen. Sogar in kleineren Dörfern kommt es vor, dass einem Friseurbetrieb gleich mehrere schwarz arbeitende Personen gegenüberstehen.

Nicht anders ist es im Bereich der Schönheitspflege. „Viele richten sich einfach Zuhause einen kleinen Salon ein“, sagt Karin Ploner, Vize-Obfrau der Schönheitspfleger im lvh. In Ballungszentren gebe es das Phänomen schon seit längerem. Nun höre man auch in den Dörfern davon.

„Abgesehen vom Schaden für die ehrlichen Betriebe ist die Hygiene das große Problem “, erklärt Ploner. „Wir haben sehr strenge Auflagen, doch wer schwarz arbeitet, muss sich keiner Kontrolle unterziehen. Bei einem Treffen mit dem Hygieneamt wurde uns gesagt, dass die meisten Infektionen aufgrund dieser Schwarzarbeit entstehen.“

 

 

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