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Der gespaltene Bezirk

sterzin messner poligSterzing will keinen Kompromiss eingehen: Ein kleines Edelweiß kommt für die meisten SVP-Funktionäre nicht in Frage – man diskutiert über eine Freie Liste. Kommt es zu einer Zerreißprobe im Bezirk?

von Erna Egger

Sterzing schert aus und will die harte Gangart einschlagen. Stadtrat Herbert Seeber spricht klare Worte: „Für mich ist das kleine Edelweiß kein Kompromiss.“ Und er stellt klar: „Ein kleines Edelweiß kommt für mich nicht in Frage. Dann trete ich nicht an.“

Die Stadträtin Maria Luise Troyer Bressan betont selbiges: „Für ein kleines Edelweiß stehe ich nicht zur Verfügung. Das wäre nur eine Augenauswischerei.“

Am Dienstag trafen sich die SVP-Ortsgruppen Sterzing und Tschöfs-Ried zu einer Sitzung, um die künftige Marschroute in Hinblick auf die Gemeinderatswahlen festzulegen.

Bei der jüngsten Bezirksleitungssitzung vor einer Woche haben sich die SVP-Funktionäre auf einen Kompromiss geeinigt: Aus Protest gegen die geplante Schließung der Geburtenabteilung in Sterzing will man in den Wipptaler Gemeinden mit einem kleinen Edelweiß antreten – nicht jedoch mit einer Bürgerliste. Diese Linie wurde von den SVP-Ortsobmännern und ein paar wenigen anderen bei der Sitzung in Sterzing verteidigt.

Eventuelle Gemeinderatskandidaten waren von diesem Einlenken alles andere begeistert. „Das würde nur zeigen, dass man mit der SVP unzufrieden ist und trotzdem nicht Courage hat, klar Stellung zu beziehen“, so Seeber.

Ein kleines Edelweiß sei lachhaft und lächerlich, es sei kein Zeichen gegenüber der Bevölkerung. „Man will sich nicht für etwas abwatschen lassen, für das man nichts kann. Und man muss diese Gemeinderatskandidaten verstehen: Es ist sehr schwierig, eine SVP-Liste zu erstellen. Die Bevölkerung hat wegen der Gesundheitsreform und auch wegen vieler anderer Dinge eine sehr kritische Haltung gegenüber der Volkspartei. Daher sind viele Gemeinderatskandidaten nicht bereit, auf einer SVP-Liste anzutreten“, schildert der Bürgermeister Fritz Karl Messner die Stimmung.

Es wurde über eine Freie Liste debattiert: „Eine Freie Liste wäre für mich akzeptabel. Dann würde ich mich zur Verfügung stellen“, so Seeber.

Messner hält sich dazu bedeckt: „Den Bürgermeister betrifft es nicht in diesem Ausmaß, weil es für ihn einen eigenen Stimmzettel gibt.“

Eine Entscheidung wurde noch nicht getroffen.

Das Treffen in Rom wird auschlaggebend sein: Landeshauptmann Arno Kompatscher wird heute gemeinsam mit Landesrätin Martha Stocker, den Parlamentariern Albrecht Plangger und Hans Berger, seinem Trentiner Amtskollegen Ugo Rossi und der Trentiner Landesrätin Donata Borgonovo Re in die italienische Hauptstadt reisen, um sich dort mit der italienischen Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin zu treffen. Im Zentrum der Aussprache steht die praktische Anwendung der sogenannten Sicherheitsstandards in den Geburtenabteilungen.

Viel Hoffnung auf positive Nachrichten hat man in Sterzing nicht – das Vertrauen ist dahin.

Die SVP-Funktionäre in Sterzing waren sich einig: Mit einer „Wischiwaschi-Erklärung“ von den Politikern, mit der nur wieder betont werde, dass man weiterhin für den Erhalt der Geburtenabteilung eintreten wolle, werde man sich im Bezirk nicht zufrieden geben.

Stadtrat Hermann Gögl hat vor Monaten aus Protest alle Parteifunktionen zurückgelegt. „Uns geht es um die Sache. Nun ist zu sehen, wie es mit dem Spital weitergeht. Vieles ist vom Treffen in Rom abhängig: Wenn wir dann klare Aussagen erhalten, werden wir auch klare Schritte setzen. Wenn wir nur vertröstet werden, dann wird es die entsprechenden Reaktionen im Wipptal geben. Ob diese nun von meiner Person oder anderen kommen, ist unwichtig. In erster Linie geht es ums Spital und wie es im Wipptal politisch weitergehen soll“, sagt Gögl.

Bis auf wenigen Ausnahmen ist man sich einig: „Die Sterzinger wählen die SVP nicht mehr. Mit einer SVP-Liste würde man nur eine dumme Figur machen.“

Im Bezirk will man geschlossen vorgehen. Andere Gemeinden wollen aber mit dem kleinen Edelweiß ins Rennen gehen. Kommt es nun zur Zerreißprobe?

Gögl hofft nicht. „Das kleine Edelweiß ist für viele kein Kompromiss. Es muss nur jemand mal den ersten Schritt setzen. Und Sterzing ist ja nicht gerade eine unbedeutende Gemeinde“, sagt er. Und dann – so hofft er zumindest – werde das Wipptal an einem Strang ziehen.

 

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