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Kein Traditionalist

Jägerstand: Kein Traditionalist, der die Kunst des Schnitzens in seiner herkömmlichen Manier weiterlebt. (Foto: Harald Fersch)

Jägerstand: Kein Traditionalist, der die Kunst des Schnitzens in seiner herkömmlichen Manier weiterlebt. (Foto: Harald Fersch)

Der Südtiroler Künstlerbund zeigt die erste Einzelausstellung des Bildhauers Martin Kargruber in der Galerie Prisma in Bozen.

Martin Kargruber lebt heute in Geltendorf in der Nähe von München. Ursprünglich stammt er aus dem Gsiesertal, einem Tal in dem der Umgang mit Holz, seine Natürlichkeit in Haptik, Wärme und Beschaffenheit zur Tradition gehören. Die volkstümliche Schnitzerei, das in die Hand nehmen von Holz, das Spüren des Materials und der anschließende Prozess, das Bearbeiten durch Reduktion, das in Formbringen mit Meißel, sind Verwurzelungen eines authentisch Ursprünglichen. Mit bedachter Langsamkeit und handwerklicher Fertigkeit verinnerlicht Martin Kargruber das Erbe der Schnitz- Tradition: Das Formen sperriger Holzteile mit einem einfachen Messer ist zum Ausgangspunkt seiner Leidenschaft für das Gestaltgeben durch Holz geworden.

Während er zu Beginn das Dagewesene gefiltert durch seine Wahrnehmung handwerklich umsetzt, werden mit der Zeit und Erfahrung rückgekoppelte Empfindungen und Erinnerungsbilder zur Quelle seiner Schöpfungen. Durch das Paaren von Herkunft und künstlerischem Drang gelingt es Martin Kargruber, über die Jahre eine eigenständige und besondere Sprache zu finden, mit der er seiner künstlerischen Vorstellungsgabe Ausdruck verleiht. Thematisch sind es weder entfremdend wirkende Figuren oder außergewöhnliche Szenarien, noch überwältigende Architekturen oder rebellierende Zustände, die Kargruber dem Betrachtenden zumutet. Im Gegenteil, es sind eine Mutter mit ihrem Kind, die im hügeligen Gelände spazieren, ein einfacher Bauer, waldgesäumte Berghänge, bäuerliche Hofstellen auf Rädern, weidende Tiere oder ein wachender Hund, die Umrisse des Kernkraftwerkes Isar und immer wieder gemeine Nutzfahrzeuge. Formal stehen weiche rundliche Formen im Widerspruch zu rauen archaischen Oberflächen, leicht entrückte Perspektiven lassen an verzerrte Idealisierungen denken, die gut möglich im Hintergrund ein Geheimnis oder Ironie verbergen.

Martin Kargruber ist eben doch kein Traditionalist, der die Kunst des Schnitzens in seiner herkömmlichen Manier weiterlebt, sondern er entwirft seine eigenen Regeln und verleiht dem Körperhaften neuen Ausdruck und Persönlichkeit. Neben den Objekten werden auch eine Reihe seiner Zeichnungen und Skizzen aus Papier zu sehen sein.

Die Eröffnung findet am 13. Februar um 19.00 Uhr in der Galerie Prisma statt. Die Ausstellung bleibt von Dienstag bis Samstag von 10.00 – 12.30 und von 16.00 – 19.00 Uhr bis zum 7.3.2015 zugänglich.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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