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Rote Null

Das Landesinstitut für Statistik schätzt die wirtschaftliche Entwicklung für das Jahr 2014 eher optimistisch und für das Jahr 2015 eher pessimistisch ein. Es wird mit einem Wachstum von 0,7% gerechnet.

Die schwache Konjunktur in der Eurozone beeinflusst das Südtiroler Wirtschaftswachstum.

Das ASTAT hat nun eine Schätzung 2014 und eine Prognose für 2015 erstellt.

Das Ergebnis: Es wird mit einem Wachstum von 0,7 Prozent gerechnet.

Lesen Sie die Analyse des ASTAT:

Die konjunkturelle Lage in der Europäischen Union hat sich im Laufe des Jahres 2014 deutlich eingetrübt. Fast alle großen Wirtschaftsforschungsinstitute, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Internationale Währungsfonds (IWF), haben ihre Prognosen für die Eurozone zurückgenommen.

Die OECD schätzt für 2014 ein Wirtschaftswachstum von 0,8% und prognostiziert für 2015 1,1%, der IWF 0,6% und 1,0%.

Bildschirmfoto 2015-02-06 um 09.29.05Auch Deutschland kann immer weniger die Funktion einer Konjunkturlokomotive erfüllen: Die Prognosen der deutschen BIP-Wachstumsrate für 2015 wurden von den meisten Instituten von 2% auf 1% halbiert. Ebenso haben die österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitute jüngst ihre Wachstumsprognosen halbiert. Nach einem BIP-Wachstum von 0,4% im Jahr 2014 wird für 2015 lediglich ein Wachstum von 0,5% erwartet. Einzig für die USA wird mit einer relativ robusten konjunkturellen Erholung gerechnet (z.B. OECD Prognose 2015 +3,1%), die kurzfristig aber kaum große Auswirkungen auf die Eurozone haben dürfte.

Für Italien geht das ISTAT für 2014 von einem Rückgang des realen BIP von 0,3% aus, für 2015 erwartet das ISTAT ein Wachstum von 0,5% und für 2016 von 1,0%. Ähnlich sieht es auch die OECD: Sie schätzt einen Rückgang von 0,4% für 2014 und prognostiziert eine Zunahme von 0,2% für 2015. Die Wachstumsaussichten Italiens dürften auch mittelfristig unter dem EU-Durchschnitt bleiben. Die Konjunkturflaute drückt weiterhin auf die Stimmung der Konsumenten und die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen gestaltet sich mühsam. Bei den Arbeitsmarktreformen konnten zwar jüngst einige Erfolge verzeichnet werden (z.B. „Jobs act“), aber kurzfristig sind davon vermutlich keine expansiven Wirkungen zu erwarten.

Bildschirmfoto 2015-02-06 um 09.29.27Südtirol ist als kleine und sehr offene Volkswirtschaft von der schwachen Konjunktur in der Eurozone und insbesondere von der Konjunkturflaute Italiens und Deutschlands beeinflusst. Als klassische Tourismusdestination und als wichtiger Exporteur landwirtschaftlicher Produkte ist Südtirol prinzipiell auch von den Sanktionen Russlands und der Rubelabwertung betroffen, wobei dies allerdings kaum nennenswerte Auswirkungen auf die Wachstumsrate Südtirols haben wird. Ähnlich verhält es sich mit der jüngsten Aufwertung des Schweizer Franken. Obwohl beträchtliche Auswirkungen auf einzelne Unternehmen oder sogar Branchen nicht auszuschließen sind, dürfte der quantitative Effekt auf die gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate vernachlässigbar sein.

Einzige Lichtblicke sind derzeit der schwache Euro und die niedrigen Ölpreise, die seit dem Sommer 2014 um fast 50% gesunken sind. Die positive Wirkung dieser Faktoren könnte die wirtschaftliche Dynamik in den wichtigsten Exportdestinationen Südtirols wieder ankurbeln. Ein weiterer Impuls könnte von der derzeitigen Politik der „Quantitativen Lockerung“ (QE- Quantitative Easing) der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgehen. Obwohl es zu früh ist, um die Wirksamkeit dieser Maßnahme zu beurteilen, scheint mittelfristig eine Abwertung des Euro wahrscheinlich. Da- durch wird die Eurozone insgesamt wettbewerbsfähiger, was – möglicherweise gemeinsam mit einem verminderten Spardruck auf die öffentlichen Haushalte – zu einer konjunkturellen Erholung beitragen kann. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass die realwirtschaftlichen Effekte sehr schnell wirksam werden, sodass die positiven Auswirkungen auf die Konjunktur eher für das Jahr 2016 als schon für 2015 zu erwarten sind.

Bildschirmfoto 2015-02-06 um 09.29.17Da die Südtiroler Unternehmen im Allgemeinen sehr wettbewerbsfähig und gut auf den Märkten positioniert sind, sollten sie die sich ergebenden Chancen einer konjunkturellen Erholung in der Eurozone rasch nutzen können. Zudem hat die Südtiroler Landesregie- rung Reformen eingeleitet und steuerliche Entlastungen umgesetzt (z.B. bei IRAP und IRPEF), um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen und Bürger in Südtirol zu verbessern.

All dies vorausgesetzt schätzt das Landesinstitut für Statistik (ASTAT) die wirtschaftliche Entwicklung für das Jahr 2014 eher optimistisch und für das Jahr 2015 eher pessimistisch ein. Konkret wird anhand der Modellrechnung für 2014 ein Wachstum von 0,7% geschätzt und für 2015 eine „Rote Null“, d.h. ein leichter Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität um knapp 0,5%. Sollten die Ölpreise auf dem niedrigen Niveau bleiben und die QE-Politik der EZB schneller als er- wartet wirksam werden, könnte aus der „Roten Null“ (-0,5%) noch eine „Schwarze Null“ (+0,5%) werden. Für die weitere Zukunft wird mit einer Verbesserung gerechnet (+0,7% im Jahr 2016).

Generell ist anzumerken, dass jede Prognose mit Unsicherheiten behaftet ist und deshalb einen Schwankungsbereich nach oben und unten aufweist.

 

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