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Die Piefke & der Karpf

Von einigen Südtiroler Medien total gepusht, erwies sich die erste (und vermutlich) letzte Folge von „Kripo Bozen“ als totaler Käse. Die Reaktionen.

Ach, wie hatten sich das Tagblatt der Südtiroler und sein Online-Portal darauf gefreut!

Ein Bozen-Krimi in der ARD! Das ist besser als Ötzi und Weihnachten zugleich! Cooler als Merkel in Sulden. Geiler als der Bachelor, der einen Südtiroler Korb bekommt.

Man hatte, das Tagblatt lesend, tatsächlich das Gefühl, es würde Flimmerkasten-Geschichte geschrieben.

Zuerst die Mondlandung, dann „Bauer sucht Frau“ – und jetzt der ultimative TV-Orgasmus mit einem potenten Südtirol-Krimi. Schöne Berge. Ein Karpf. Und eine Leiche.

Nach der Ausstrahlung der ersten Folge verdichten sich die Hinweise darauf, dass es vermutlich die letzte Folge war.

Denn Südtirol, die Reaktionen sind klar, schämt sich, als Land mit schönen Bergen und uniformierten Affen dargestellt zu werden. Der Tenor ist: Wenn schon, dann dreht so einen Scheiß bei euch!

Fernsehzuschauer, die der Packungsbeilage des Tagblattes der Südtiroler vertraut hatten, berichten jedenfalls von Nebenwirkungen.

Die allergischen Reaktionen reichten von: Selten so einen Scheiß gesehen bis hin zu: Hilfe, ich schaue ARD, holt mich hier raus!

Lesen Sie, wie die Süddeutsche Zeitung die erste Folge „gesehen“ hat:

Die Kritik von Martin Zips trägt den Titel: „Alles Käse“-

Armes Südtirol, das hast du nicht verdient. Als Zuschauer hat man sich ja daran gewöhnt, dass ferne Gegenden in öffentlich-rechtlichen Produktionen generell nur als Kulisse für deutsche Befindlichkeiten dienen. Ob Venedig oder Südsee: 20.15-Uhr-Unterhaltung ohne Hochdeutsch sprechende Hauptdarsteller scheint undenkbar zu sein. Das ist dann wahrscheinlich doch ein wenig zu fremd. Oder, wie der Kleber-Claus sagen würde: „Griechenland hat gewählt. Was bedeutet das für Berlin?“
Dennoch hatte man die Hoffnung, bei der neuen ARD-Reihe Kripo Bozen werde alles anders. Man hoffte auf die Verpflichtung guter, wenn auch hierzulande vielleicht unbekannter Darsteller aus Südtirol und Italien. Auf Geschichten, die für Land und Leute stehen. In den ersten Minuten, als die nicht nur Südtirol bewegende Flüchtlingsproblematik angerissen wird, glaubt man sogar noch dran. Aber dann.
Weil im deutschen Fernsehen nicht zu viel Dialekt sein darf, versetzt die ARD eine unsympathische Frankfurter Polizei-Schnepfe (Chiara Schoras) mit Patchwork-Hintergrund an die Etsch. Als solche sagt sie „Hei“ statt „griasti“ und „Laura, meine Liebe, lass dich drücken“ statt „Gibst ma a Bussl?“ Ein Südtiroler nennt solche Leute „Piefke“, würde sie nie mit „Buongiorno Commissario“ grüßen und schätzt sie einzig als zahlende Gäste.
Die fatale Annahme der Kripo Bozen-Macher: Ein bisschen Altstadtlauben, ein bisschen Berge und ein Espressokännchen – schon läuft’s. Da fällt es bestimmt niemandem auf, dass ein Satz wie „Darüber spricht die ganze Stadt“ nicht nur deshalb völliger Käse ist, weil Bozen um die 100 000 Einwohner hat. Er wird für den Ortskundigen auch dann nicht besser, wenn er in den Weinbergen gesagt wird, die sich zu Bozen verhalten wie der Starnberger See zu München.
Worum es inhaltlich geht? Keine Ahnung. Irgendwas mit einem Skelett. Alles so schlecht, dass man’s nicht mitbekommt.“

UND DAS HABEN WIR BISLANG BERICHTET!

Die erste Folge von „Kripo Bozen“ wird am Donnerstagabend  in der ARD ausgestrahlt. Die FAZ hat den Krimi total verrissen – als „Urlaubsfernsehen mit Almkäse-Aroma“.

Das Fazit des FAZ-Kritikers Oliver Jungen ist ernüchternd: „Gespielt ist das meiste gar nicht einmal schlecht, aber mehr als eine Übersättigung an Farben, Klischees und Musiksoße ist ,Kripo Bozen‘ nicht. Urlaubsfernsehen mit Almkäse-Aroma. um es sehr deutsch zu sagen: zu viel Herz und zu wenig Kopf.“

Die Rede ist von „Kripo Bozen“. Die ARD hat – immer laut FAZ – „ein paar magere Drehbuchideen und Schauspieler aus der zweiten Reihe ins italienische, zu einem guten Teil aber auch deutschsprachige Bozen eingeschleust“. Das Produkt: Ein Krimi, in dem „das dramatische, schneebedeckte Alpenpanorama“ der Handlung die Show stiehlt.

Ein Mix aus Rosamunde-Pilcher-Roman und Pathologenhalligalli.

Selbst Ötzi, der Fritze aus dem Eis, habe seinen Auftritt, frotzelt die FAZ., die sich auch darüber lustig macht, wie  die „Bozener Presse“ diesen offenbar schrecklichen Krimi so pusht.

Übrigens: „Kripo Bozen“ wird am Donnerstag um 20.15 Uhr in der ARD ausgestrahlt.

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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