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„Ich mag Bersani“

Was der Grüne Florian Kronbichler über den scheidenden Präsidenten denkt – und warum er Pier Luigi Bersani mag.

TAGESZEITUNG Online: Herr Kronbichler, wer ist Ihr Favorit auf die Napolitano-Nachfolge?

Florian Kronbichler: Ich würde einmal groß tun und sagen: Wenn ich jemanden nenne, dann verheize ich ihn. Ich bin aber, was die Wahl betrifft, sehr zuversichtlich. Italien hatte immer eher Glück mit seinen Präsidenten. Jetzt ist aber nicht die Zeit für den Besten, sondern für eine Person des Kompromisses, so wie es Scalfaro oder Napolitano waren. Auch bei der Wahl des Präsidenten gilt: Wenn dir der Herr ein Amt gibt, dann gibt er dir auch das nötige Hirschmalz. Jetzt sind viele Namen im Umlauf. Ich denke aber: Chi entra papa, esce cardinale.

Wie bewerten Sie den scheidenden Präsidenten?

Napolitano war die zentrale Figur des vergangenen Jahrzehnts. Das liegt aber weniger an seiner Person, sondern an der Mittelmäßigkeit seines Umfeldes. Er war ein Riese unter Zwergen. Unter den Blinden ist der Einäugige König. Ich hoffe aber, dass sein Nachfolger nicht mehr so übermächtig sein wird, denn das wäre beinahe ein Angriff auf den Parlamentarismus. Matteo Renzi wird aber schon schauen, dass der neue Präsident keinen Schatten über ihn werfen wird.

Bei der letzten Wahl hatten Sie Roberto Benigni vorgeschlagen …

Dieses Mal bin ich nicht mehr so bummelwitzig. Zwar halte ich Benigni nach wie vor für den besten Kandidaten überhaupt. Doch ich weiß, dass Italien nicht so reif ist, um einen Künstler ins höchste Amt zu wählen. In Europa hat das nur ein Staat gemacht, nämlich Tschechien mit Vaclav Havel.

Sie haben also keinen Favoriten?

Ich sage so: Der beliebteste und angesehenste Politiker Italiens ist Pier Luigi Bersani. Er hat das Ansehen der Niederlage und der Krankheit und wurde bislang nicht zu den Favoriten gezählt. Das könnte ein gutes Zeichen sein. Ich bin aber nicht so bemessen zu glauben, dass Bersani neuer Präsident wird, nur weil ich ihn mag.

Interview: Matthias Kofler

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