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Zugedecktes Land

13-hagelnetzDas Unterland wird in 20 Jahren flächendeckend mit Hagelnetzen übersät sein – prophezeit der Direktor der Amtes für Landwirtschaftsökologie Peter Kasal. 

TAGESZEITUNG Online: Herr Kasal, im Unterland steigt die Anzahl der Hagelnetze, die Kritik dazu wird nicht leiser und die Lösungsvorschläge scheinen knapper zu werden.

Peter Kasal: Ja, leider hat sich die Situation in den letzten Jahren immer mehr zugespitzt. Am Anfang hat es noch viele Ideen gegeben aber diese sind abgewürgt worden. Von einer konstruktiven Diskussion fehlt jede Spur, viel mehr wurde alles zu einer Streitigkeit. Die Hagelnetze sind mehr geworden, das ist nicht zu übersehen. Es gibt Orte wo sie nicht stören und wo man sie akzeptieren muss. Die Konfliktpunkte sind in der Nähe von Hotels beziehungsweise Pensionen, bei Kirchen, bei historischen Gebäuden oder zum Beispiel rund um den Kalterer See, der landwirtschaftlich sehr attraktiv ist.

Peter Kasal

Peter Kasal

Wir müssen uns schon langsam die Frage stellen, wie viel uns, unser Landschaftsbild noch wert ist…

Wert ist das richtige Wort. Natürlich ist das Landschaftsbild den Menschen, viel wert. Aber der Apfel ist auch den Bauern was wert, schließlich leben viele von dieser Obstsorte. Genau um dieses Konfliktfeld dreht es sich. Lösungen und Vorschläge gibt es…

Wie zum Beispiel…

Es muss zum Beispiel Zonen geben, bei welchen man keine Hagelnetze zulässt. Ich bin nicht grundsätzlich gegen Hagelnetze, weil ich weiß welchen Schaden sie verhindern können. Aber es gibt Zonen, die landwirtschaftlich sensibel sind, wo Hagelnetze stören. Ein reines Verbot hat keinen Sinn, man muss den Bauern schon entgegen kommen und sagen was sie dafür bekommen.

Also gibt es kein Patentrezept dafür?

Nein, das habe ich natürlich auch nicht. Zu den Hagelnetzen gibt es verschiedene Interessen die vertreten werden müssen. Wichtig wäre es, wenn wir uns wieder zusammensetzen und darüber sprechen. Von der Landwirtschaftsseite wird das in letzter Zeit kategorisch blockiert. Das mache ich denen schon zum Vorwurf, dass sie zu keiner Kommunikation bereit sind.

Wie reagiert der Tourismus auf den Anstieg?

Auch der Tourismus muss sich mehr einbeziehen. Wenn sie die Landschaft schon so verkaufen, muss der Tourismus den Menschen, denen das Grundstück gehört, entgegenkommen, auch finanziell.

Wie glauben Sie, dass das Unterland in 20 Jahren aussehen wird?

Die Hagelnetze werden sicher noch zunehmen. In 20 Jahren wird das Unterland wahrscheinlich flächendeckend mit Hagelnetze übersät sein. Wie in Zukunft aber der Apfelmarkt aussehen wird, kann man heute noch nicht sagen, denn wir sind nicht mehr die einzigen, welche Äpfel anpflanzen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man in Zukunft nicht mehr einen halben Meter vor dem Hotel, Hagelnetze aufstellen darf. Dafür werden wir eine Lösung gefunden haben.

Interview: Peter Natter

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